Ein Drama in sieben Akten

Die Geliebte

Sie ist das Feindbild aller Ehefrauen und eine Meisterin der Geduld und der Genügsamkeit. Sie ist "die Andere", "das Verhältnis", "die Zweitfrau", die Geliebte. Und: Jeder Frau kann das passieren, ob Hausfrau, Königin oder prominente Schauspielerin.

1. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang

Man schreibt das Jahr 51 v. Chr., als ein 18-jähriges Mädchen namens Kleopatra gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder den ägyptischen Thron besteigt. Der machtgierige Bruder vertreibt sie aber. Die nicht minder machtbesessene Kleopatra ergreift die Chance, sich mit der Hilfe Julius Caesars den Thron zurückzuholen. Plutarch beschreibt die erste Begegnung der beiden so:

"Da sie kein anderes Mittel wusste, unentdeckt hineinzukommen, legte sie sich in einen Bettsack, welchen Apollodoron mit Riemen zuschnürte und durch die Tür zu Caesar trug. Durch diese List, die einen kühnen Geist verriet, wurde Caesar, wie man sagt, zuerst für sie eingenommen."

2. Sex - Wenn das Wesentliche zur Hauptsache wird

Zeit ihres Lebens ist Anais Nin besessen vom Tagebuch-Schreiben. Ihre größten literarischen Erfolge verdankt sie auch diesen Erinnerungen - und den zahlreichen erotischen Abenteuern, die sie detailgetreu schildert.

Eine - für diese beiden - ungewöhnlich lange Affäre verband Nin mit Henry Miller, den sie nicht nur finanziell unterstützte. Aber auch Millers Frau June war ihr eine willkommene Bettgenossin. Das explosive Dreiecksverhältnis hielt immerhin zehn Jahre. Miller setzte Nin später in "Stille Tage in Clichy" ein literarisches Denkmal.

3. Das geteilte Leben - Vom Alltag einer nicht alltäglichen Beziehung

Sowohl das berufliche als auch - um einiges geheimer - das private Leben teilten Katherine Hepburn und Spencer Tracy. Kennen gelernt hatten sich die beiden bei den Dreharbeiten zu "Die Frau, von der man spricht", und waren von einander alles andere als begeistert. Auf Tracy angesprochen, meinte Hepburn damals: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir zusammenpassen. Wir sind so verschieden." Sie sollte ihre Meinung bald ändern.

Die Zeit mit Tracy war für Hepburn wahrlich kein Honiglecken: keine gemeinsame Wohnung, kein gemeinsames Hotelzimmer trotz gemeinsamer Reisen, kein gemeinsames Auftreten. Spencer Tracy ließ sich nie von seiner Ehefrau scheiden, vermutlich wegen seiner römisch-katholischen Erziehung. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was Spencer für mich empfand", gestand sie Jahre nach seinem Tod. "Er sprach nicht darüber, und ich sprach nicht darüber. Wir verbrachten einfach 27 Jahre miteinander. Für mich war es das vollkommene Glück. Man nennt es Liebe."

4. Die unsichtbare Frau - oder: Warum sich Männer vor der Wahrheit drücken

Sie selbst stand im Licht der Öffentlichkeit, doch ihre große Liebe musste sie geheim halten. Nicht nur, dass der gute Mann verheiratet war, er war auch noch der Präsident der Vereinigten Staaten: John Fitzgerald Kennedy. Nicht nur seiner Frau, auch den Geheimdiensten war bekannt, dass die Nummer 1 der USA keiner erotischen Eskapade abgeneigt war. Umso gefährlicher war die Affäre mit der allseits bekannten Schauspielerin Marilyn Monroe, und umso mehr musste sie vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden.

Um MMs Tod ranken sich bis heute Mythen: Sowohl die CIA als auch das FBI hatten an ihrem Ableben großes Interesse; ob sie nachgeholfen haben, ist bis heute nicht geklärt. Fest steht nur, dass Marilyns kleines rotes Tagebuch, in dem sie minutiös ihre Erlebnisse mit JFK niederschrieb, bis heute verschwunden ist.

5. Entdeckung und Verleugnung - Das Taumeln zwischen Pflicht und Kür

Im ausgehenden 17. Jahrhundert erregte die "Affäre Königsmarck" Aufsehen in den europäischen Königshäusern: Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1666-1726), in denkbar unglücklicher Ehe mit Georg Ludwig von Hannover (später Georg I. von England) vermählt, begegnete Philipp Christoph Graf von Königsmarck (1665-1694), schön, reich, von Stand, und der begehrteste Junggeselle weit und breit.

Dass die beiden ein "anstößiges Verhältnis" verband, gilt zwar nicht als gesichert - der (auch in Buchform) veröffentlichte Briefwechsel der beiden gilt heute als Fälschung -, die Aufdeckung der Beziehung hatte für beide jedoch verheerende Folgen: Königsmarck wurde ermordet, Sophie Dorothea auf das Schloss Ahlden verbannt, wo sie 32 Jahre lang, bis zu ihrem Tod, gefangen gehalten wurde.

6. Schrecken ohne Ende - Von den vergeblichen Versuchen, sich aus der Affäre zu ziehen

1959 lernte Maria Callas den Mann kennen, der in der Folge ihr Leben - und damit auch ihre Karriere - bestimmen sollte. Mit ihm verband sie eine Liebesgeschichte, die an eine griechische Tragödie erinnert. Aristoteles Onassis, als schwerreicher Reeder gewöhnt, wichtige Entscheidungen zu treffen, zögerte auch nach seiner Scheidung die Entscheidung, Maria Callas zu heiraten, immer wieder hinaus.

Als er seine Heirat mit Jacqueline, der Witwe von John F. Kennedy, bekannt gab, war seine Geliebte von der Nachricht genauso überrascht wie die Öffentlichkeit. Maria Callas stürzte in tiefe Verzweiflung, zog sich nach Paris zurück und starb 1977 völlig vereinsamt.

7. Das Finale

Sie hatte alles erreicht, was sie sich nur wünschte: Liebe, Macht und Einfluss. Margherita Sarfatti, Jüdin aus bestem Haus, verband seit Beginn der 1910er Jahre mit Benito Mussolini eine Liebes-, Arbeits- und Schicksalsgemeinschaft. Ihr politischer Aufstieg und ihr Einfluss auf den Duce brachte jedoch viele Gegner auf den Plan. Nicht nur diese; sie überschätzte ihren Einfluss auf Mussolini, der jetzt, Anfang der 30er Jahre, als Führer des faschistischen Italiens auf ihre Unterstützung nicht mehr angewiesen war. In seinen Plänen war für sie kein Platz mehr.

Nicht nur, dass sie mit Billigung Mussolinis den offenen Angriffen ihrer Rivalen ausgesetzt war, gaben ihr die Rassengesetzte den Rest: 1938 musste Margherita Sarfatti Italien verlassen.

Service

Maja Langsdorff, "Die Geliebte. Was es heißt, die Andere zu sein, DTV, ISBN 3423305363

Hans Jellouschek, "Die Rolle der Geliebten in der Dreiecksbeziehung", Kreuz Verlag, ISBN 3783123518

dieGeliebte.de
Wikipedia - Kleopatra
dieStandard - Porträt Anais Nin
The Henry Miller Library
Wikipedia - Katharine Hepburn
Marilyn Monroe
Wikipedia - Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg
Maria Callas