Computerunterstütztes Lernen

E-Learning

Fremdsprachen und Fremdsprachenunterricht werden in einem zusammenwachsenden Europa und einer "kleiner werdenden" Welt immer wichtiger - und damit auch Lern- und Lehrmethoden, die den Computer und Neue Medien einbeziehen.

CALL steht für "Computer Assisted Language Learning" - und das reicht von herkömmlichen Sprachkursen auf CD-ROM über interaktive Lern- und Übungsprogrammen bis zum Einbezug von Internet, E-Mail und Chats in den Sprachunterricht.

E-Mail aus Australien

"Eben nicht wie früher im Sprachlabor, wo Lernende in Boxen gesteckt wurden und da alleine vor sich hin lernten", sagt der Anglist Bernd Rüschoff, Präsident der Organisation CALL Europe. "Beim computerunterstützten Fremdsprachenlernen geht es darum, die Werkzeuge, die auch im normalen Leben benutzt werden, um zu kommunizieren oder um Informationen zu finden, in den Sprachunterricht zu integrieren."

Das kann zum Beispiel heißen, dass Schülerinnen aus Österreich mit einer Schulklasse in USA oder Australien korrespondieren - oder über Voice mail gleich direkt mit den Gleichaltrige in Übersee sprechen. Oder dass Lernende online an authentischem, aktuellem Material arbeiten - eine CNN-Reportage oder ein Artikel in der New York Times - und im Internet gleich passende Werkzeuge finden, die die Verarbeitung des Textes erleichtern: elektronische Wörterbücher oder Textverarbeitungsprogramme mit Übersetzungsfunktionen.

Einige Medienunternehmen bieten Nachrichtenmaterial an, das speziell für den Fremdsprachenunterricht aufbereitet ist - Lernpakete mit Fragen zum Verständnis und Übungen.

Der Computer wird nicht ungeduldig

Lernprogramme bieten einen Vorteil: einzelne Elemente können gezielt wiederholt werden, bis alles „sitzt“. Avancierte Computerkurse sind heute nicht mehr einfach digitalisierte Lehrbücher, sie bieten Einstufungstests und stellen je nach Ergebnis entsprechende Übungen zusammen.

Die Spracherkennung - lange Zeit ein Schwachpunkt in der Interaktion zwischen Mensch und Computer - ist in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. Die Lernenden können so lange wie nötig an ihrer Aussprache feilen - ohne den Unterricht aufzuhalten und ohne dass es jemandem peinlich sein muss.

Vorzeigeland Österreich

Trotzdem wird der/die Sprachlehrer(in) nicht überflüssig: ihr (ihm) kommt die Aufgabe zu, Medien bzw. Sprachlernprogramme sinnvoll in den Unterricht zu integrieren - "beispielsweise dafür zu sorgen, dass E-Mail-Kontakte zielorientiert stattfinden, und dass über Themen wirklich diskutiert wird", sagt Bernd Rüschoff.

Für ihre Mühe belohnt werden sie aber oft mit der großen Motivation der Lernenden. Nicht nur für Kinder und Jugendliche sind Computer und das Internet eine spannende Herausforderung, auch Erwachsenen macht es oft Spaß, sich schwierige Inhalte mehr zu erspielen als zu erarbeiten: So wurde an der Universität München ein spielerisches Lernprogramm für Englisch in der Medizin ein großer Erfolg. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen, die vor Euphorie warnen: wie Lernende Computerprogramme genau nutzen und wie effektiv diese unter dem Strich sind, ist noch sehr wenig erforscht. In Anwendung und Entwicklung ist im Bereich computergestütztes Sprachenlernen viel in Bewegung.

Nicht zufällig wurde Wien als Tagungsort gewählt - als Brücke nach Osteuropa (der nächste Kongress findet 2005 in Krakau statt). Und schon seit 1987 sind Sprachlehrer/innen im Verein CALL Austria aktiv. Österreich kann international als Pionierland für die Integration des Computers in den Sprachunterricht gelten.

Download-Tipp
Ö1 Clubmitglieder können die "Dimensionen" vom 6. September nach Ende der Live-Sendung im Download-Bereich herunterladen

Links
Das Internetforum für LehrerInnen der österreichischen Schulbuchverlage
Schulbuch Extra – Das E-Learning-Portal des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
Fachenglisch für Mediziner