Dann wirf halt Körbe

15. Was heißt da Foul?

Was ich zu Basketball zu sagen habe? Nicht viel, außer dass es neben Schach die einzige Sportart in meinem Leben war, die mir Erfolg und Selbstbewusstsein einbrachte. Zugegeben: Heute höre ich auch nur mehr dem Parkettgequietsche im Fernsehen zu.

Sagen wir so: Der Sport wurde mir nicht in die Wiege gelegt, und meinen einzigen sportlichen Triumph heimste ich bei einem Schachturnier ein. Dies allerdings auch nur, weil die chinesische Mitschülerin vorab so viele Frankfurter mit Senf gegessen hatte und sich selbst schachmatt setzte. Meine damalige Bronze-Medaille verdanke ich der Fleischhauer-Zunft.

Erster Versuch: Dreirad

Die Versuche meiner Eltern, mir diverse Sportarten näher zu bringen, scheiterte meist im Ansatz. Mit dem Dreirad bin ich gerne gefahren, sich ziehen lassen war aber bei weitem besser. Als man mir die Stützräder von meinem froschgrünen Kinderrad abmontiert hatte, habe ich das Radfahren lange verweigert.

Die damalige Erklärung war sowieso fadenscheinig: Ein Mann wäre gekommen und hätte sie abgeschraubt. Der Mann soll mir heute einmal begegnen! Mir in meine einmalig Kurvenlage derartig hinein zu pfuschen!

Kurzer Versuch: Ballett

Kurz wurde versucht, eine Ballettlaufbahn mit mir einzuschlagen. Ich wollte Herumgehopse mit Anleitung, meine Mutter konnte da jedoch nur mit einer Anmeldung zu einem Ballettvorbereitungsjahr kontern. Einzig das Tütü-Röckchen nahm ich als Anreiz, den Rest habe ich mittlerweile verdrängt. Aber es war übel, sehr übel.

Vergeblicher Versuch: Turnen

In der Schule wurde ich ähnlich traumatisiert. Ich war der Turn-Loser und wurde zumeist als Sicherung von Klassenkollegen eingesetzt. Sie wollen einen Feldaufschwung wagen und brauchen eine Sicherung? Wenden Sie sich an mich.

Mit Schrecken erinnere ich mich heute noch daran, als in der Unterstufe die Turnprofessorin im schicken 70er-Jahre-Turnanzug versuchte, mich auf die Stange zu hieven. Während ich probierte, meinen Oberkörper nach vor zu kippen OBWOHL ich meine beiden Daumen eingezwickt hatte, zehrte und drückte der Lehrkörper an mir. Das freilich coram publico. Da behaupte noch einer, es wäre möglich, mit Würde seine Schulzeit zu beenden.

Erlösender Versuch: Basketball

Zu jeder Statur und Größe schlummert irgendwo auf der Welt eine Sportart. Meine war Basketball. Ich wage zu behaupten, das hatte sogar meine Turnprofessorin überrascht, die mir nur noch die Springschnur zugetraut hätte.

Meine, von meiner eigenen Großmutter als erschütternd wahrgenommene, 1 Meter 76 und mein fester Knochenbau kamen mir gegenüber meinen Schulkolleginnen grandios zu Gute. Einige murrten damals zwar, ich würde grob spielen, dabei bin ich einfach nur stehengeblieben, wenn es von Nöten war. Kleine grazile Sanftgemüter prallen da einfach ab und lassen den Ball fallen. Ein Hoppala, das man mir bei weiten nicht in die Schuhe schieben kann!

Mehr als ein Versuch: Fernsehen

Basketball war der erste Sport, der mir Spaß und Anerkennung eingebracht hat. Deshalb übt man so manchen Sport doch aus, oder? Es tut dem ewigen Reserve-Bankerl-Sitzen-Ego einfach gut, als Erste aufgerufen zu werden.

Heute ist nicht viel davon übrig geblieben. Neuerdings wohne ich neben einem Basketballplatz. Ich habe sogar meinen alten Ball aufblasen lassen. Der gute Vorsatz ist also schon da. Der Rest von mir knotzt vor dem Fernseher und hört sich das Quietschen der Basketballschuhe auf dem blanken Parkett an. Ist Ihnen das schon einmal aufgefallen?

Text: Als Bildredakteurin bei oe1.orf.at und Kolumnistin bei fm4.orf.at und der Zeitschrift the gap ist für Ursula Hummel Sportlichkeit nicht von Nöten. Obwohl diese Einstellung der Internistin regelmäßig die Tränen ins Auge treibt. Vor vielen Jahren hat sie dennoch große Basketballspielfreude in der Unterstufe entwickelt - alle anderen Kinder waren einfach viel kleiner...

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