Ein Bestandteil des Kulturlebens Österreichs
Eine Rückkehr, aber als Gast
"Jetzt bin ich 73 Jahre alt und finde, es ist Zeit zu gehen", sagte er bei seinem Abschied von Ö1: Karl Löbl, früherer ORF-Kulturchef, Gestalter der Sendung "Lieben Sie Klassik?" und Moderator des "Klassik-Treffpunktes". Diesmal ist Löbl Gast in der Sendung.
8. April 2017, 21:58
Am 2. August des Vorjahres moderierte er "auf eigenen Wunsch" zum letzten Mal den Ö1 "Klassik-Treffpunkt": Karl Löbl. Er begrüßte damals Bariton Thomas Hampson live in Salzburg. Bereits mit Ende 1998 hatte der erste Kulturkritiker des ORF aus "inhaltlichen und privaten Gründen" - so dem Unbehagen mit dem modernen Regie-Theater - seine TV-Kommentare nach Theater- und Opernpremieren eingestellt.
Nun kehrt Karl Löbl als Gast in die Sendung zurück: Am Samstag wird er von Otto Brusatti im Ö1 "Klassik-Treffpunkt" im KulturCafe des RadioKulturhauses begrüßt.
Erste Löbl-Matinee an der Staatsoper
Löbl, dessen TV-Kommentare "Nach der Premiere" zwischen 1987 und 1998 fester Bestandteil von Österreichs Kulturleben waren, kehrte im vergangenen März in neuer Form zurück.
Der ehemalige ORF-Kulturchef Karl Löbl gestaltete anlässlich der "Parsifal"-Premiere an der Wiener Staatsoper erstmals eine Matinee im Haus am Ring.
Ö1 Chef Treiber bedauert Löbls Abschied
"Jetzt bin ich 73 Jahre alt und finde, es ist Zeit zu gehen. Man muss aufhören, wenn man selbst - und auch das Publikum - 'Schade' sagt", so Löbl bei seinem Abschied von Ö1. "Ich habe mich bei Ö1 immer wahnsinnig wohl gefühlt und den 'Klassik-Treffpunkt' acht Jahre lang mit sehr viel Freude und wie ich glaube auch mit einigem Erfolg gemacht. Mein Abschied vom Radio bedeutet aber nicht, dass ich in der Versenkung verschwinde. Ich habe noch viel vor."
Ö1 Programm-Chef Alfred Treiber bedauert Löbls Abschied und meinte: "Vor einigen Jahren meinte ein scheinbar wenig gut gelaunter Karl Löbl zu mir: 'Wenn Sie finden, dass der Löbl langsam unerträglich wird, dann sagen Sie mir, dass es Zeit wird, aufzuhören.' Meine Antwort war: 'Lieber Herr Löbl, Sie sind immer schon unerträglich überheblich gewesen - aber gewissermaßen aus guten Gründen. Deshalb war ich immer schon ein aufmerksamer Zuhörer. Von mir aus machen Sie die Sendung so lange Sie wollen.' Jetzt ist mir um den freiwillig aufhörenden Karl Löbl ehrlich leid."
Beginn bei "Weltpresse"
Karl Löbl wurde am 24. Mai 1930 geboren. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Musik- und Theaterwissenschaften und absolvierte ein Seminar für Musikkritik an der Musikhochschule. 1950 trat er in die damals noch britische "Weltpresse" ein, 1954 wurde er Kulturchef des "Bildtelegraf", der 1958 in "Express" umbenannt wurde. Nach der "Express"-Einstellung wechselte Löbl 1971 zunächst als Kulturchef zum "Sonntags-Kurier". 1973 wurde er Kulturchef für alle Ausgaben, 1975 stieg er zum Chefredakteur der Tageszeitung auf. 1977 wurde seine Arbeit mit dem "Dr. Karl Renner-Publizistikpreis" belohnt.
Im März 1980 ging Löbl als Kulturchef zum ORF-Fernsehen. Seine Kommentare "Nach der Premiere" liefen ab April 1987 und wurden trotz Löbls Pensionierung im Mai 1995 bis Ende 1998 fortgeführt. Im ORF-Radio gestaltete Löbl bereits seit 1952 Sendungen. So u .a. 28 Jahre lang die Ö1 Reihe "Lieben Sie Klassik?" und ab 1995 den Ö1 "Klassik-Treffpunkt", den Löbl mehr als 180 Mal moderierte.
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