Wohnungsschlüssel

APA/GEORG HOCHMUTH

Punkt eins

Leistbares Wohnen - Realität oder Utopie?

Ein Menschenrecht aus verteilungspolitischer Perspektive. Gäste: Univ.-Prof.in, Dr.in Gabu Heindl, Architektin, Professorin und Leiterin des Fachgebiets Architektur Stadt Ökonomie an der Universität Kassel & Dr. Jan Kluge, Ökonom, Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität Wien, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Thinktank Agenda Austria. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Das Recht auf Wohnen ist ein anerkanntes Menschenrecht, wobei die Leistbarkeit des Wohnens nicht nur eine individuelle, sondern vor allem auch eine sozialpolitische Frage darstellt. Miete, Betriebs-, Heiz- und Energiekosten, sowie Instandhaltung sind inflationsbedingt in den letzten Jahren stark gestiegen, von Wohnkostenüberlastung wird dann geredet, wenn der gesamte Wohnungsaufwand 40 Prozent des Haushaltseinkommens übersteigt. Knapp 10% der Haushalte waren letztes Jahr davon betroffen.

Bei der ersten Parlamentssitzung mit der neuen Regierung am 7. März dieses Jahres hat der Nationalrat eine neuerliche Mietbremse für den regulierten Wohnungsmarkt beschlossen - Mieten in Altbau-, Genossenschafts- und Gemeindebauten werden heuer nicht an die Inflation angepasst. Der Mietanteil ist in Österreich - verglichen mit anderen europäischen Ländern - hoch, fast jeder zweite Haushalt lebt zur Miete. Nur in Deutschland ist dieser Anteil noch höher. Rund 20 Prozent des Haushaltseinkommens werden hierzulande durchschnittlich für das Wohnen ausgegeben, womit Österreich im europäischen Mittelfeld liegt. 85 Prozent der Mieter wünschen sich Wohneigentum, was aufgrund des hohen Preisniveaus, erschwerter Kreditvergaben und hoher Zinsen zumeist ein Traum bleibt.

Gemeindebauten und Genossenschaften produzieren immer weniger leistbaren Wohnraum, auch weil die Wohnbauförderung nicht mehr zweckgebunden ist und sich die Rahmenbedingungen verschlechtern. Die mietregulierten Altbauwohnungen können erhöhte Nachfrage nach Wohnraum nicht decken, auf dem sogenannten freien Markt schießen die Preise nach oben.

Wird leistbares Wohnen zum raren Gut? Laut dem Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen, der 173 Mitglieder vertritt und knapp eine Million von österreichweit 4,1 Millionen Wohnungen verwaltet, ist die Bauleistung in diesem Bereich erneut gesunken. Aufgrund hoher Baukosten und aufgrund von zu wenigen erschwinglichen Grundstücken, des Rückganges der Wohnbauförderung und der hohen Zinsen rechnet der Verband für 2025 mit der Fertigstellung von nur 11.000 bis 12.000 Einheiten, nach 14.000 im vergangenen Jahr - ein "neuer Tiefpunkt in der Neubauleistung", wie es in einer Aussendung heißt.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Städte, in denen Wohnraum besonders knapp ist und deren Bevölkerung wächst? Welche sozialpolitischen und verteilungspolitischen Maßnahmen sind oder wären notwendig, um der Wohnraumnot zu begegnen und leistbares Wohnen für alle sicherzustellen? Welche Veränderungen, Konzepte, Ideen sind als Wegweiser für die Zukunft nötig?

Die Architektin und Universitätsprofessorin Gabu Heindl versteht den Stadtraum als politischen Ort und als Raum aktiver Demokratie, den es auszubauen gilt und der vor Gentrifizierung und einseitigen Kapitalinteressen geschützt werden sollte. Der Ökonom Jan Kluge arbeitet für den wirtschaftsliberalen Think Tank Agenda Austria und beschäftigt sich mit Konzepten, wie leistbares Wohnen für alle einlösbar wird und durch welche Maßnahmen die Eigentümerquote erhöht werden könnte. Gabu Heindl und Jan Kluge sind Gäste bei Andreas Obrecht und wie immer freut sich die Redaktion über Ihre Teilnahme an dem Gespräch unter 0800 22 69 79 während der Sendung oder unter punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht