20 Jahre Zeitkultur am Hafen
Der Linzer Posthof
Über 1,3 Millionen Besucher konnte der Posthof in Linz seit seiner Eröffnung zu Kabarett, Musik, Kleinkunst und Literatur begrüßen. Pünktlich zum 20. Geburtstag - im September 2004 - wird in dem traditionellen Kleinkunstetablissement gefeiert.
8. April 2017, 21:58
Statement Wilfried Steiner und Programmausschnitt
Kommenden Monat steht dem für seine kulturelle Vielseitigkeit bekannten Posthof am Linzer Hafen ein rundes Jubiläum ins Haus: der Posthof wird 20!
Vom Bauernhof zur Kleinkunstbühne
Ursprünglich war das Gebäude ein Bauernhof. Der ersten Pferdeeisenbahn Europas, die von Budweis nach Linz führte, diente es auch als Poststation. 1984 wurde das Anwesen adaptiert und zu einem Kleinkunstlokal mit Beislbetrieb umgestaltet, das über zwei Bühnen mit Sitzplätzen für insgesamt 600 Zuschauer verfügte.1990 entstand im Zuge einer größeren baulichen Veränderung eine dritter Veranstaltungssaal. Seit der Eröffnung vor 20 Jahren haben über 1,3 Millionen Besucher von dem Kulturangebot des Posthofs Gebrauch gemacht.
Grenzenloser Spaß
Das Team des Posthofs war bei der Erstellung des Spielplans von Anfang an immer daran interessiert, auch über die Grenzen Österreichs hinauszuschauen - und das nicht nur im musikalischen Bereich, sondern auch in der Kleinkunst. Ob Kabarett, Theater, Musik, Literatur oder Tanz - jede Richtung soll im Rahmen der Zeitkultur im Hafen ihren Platz finden.
Werner Ponesch ist seit 1985 für das Musikprogramm des Posthofs zuständig. Seit 1999 lenkt Wilfried Steiner - vor allem im kleinkünstlerisch-theatralisch-literarischen Bereich - die Geschicke der "Zeitkultur am Hafen. Zu den neuen Akzenten, die Wilfried Steiner gesetzt hat, zählen u. a. literarische Veranstaltungen, das Improvisationstheater und das Black Humor Festival.
Interview mit Werner Ponesch
Was war die Initialzündung für die Eröffnung des Posthofs?
Der Gedanke, ein Kulturzentrum zu gründen, hatte damit zu tun, dass Linz zu Beginn der 80er Jahre - was alternative Kultur betrifft - die totale Wüste war. Wenn man sich erinnert: damals gab es in der Musikkultur eine gigantische Aufbruchsstimmung und man wollte Raum dafür schaffen, dass diese sich neue entwickelnde Szene auch in Linz einen entsprechenden Auftrittsort fand. So hat der Posthof am 1. September 1984 als erstes alternatives Kulturzentrum seine Pforten geöffnet. Von der Ursprungsidee, in erster Line ein Rockhaus zu betreiben hat man sich schnell verabschiedet. So wurde der Posthof zum Mehrsparten-Kulturhaus, das Musik ebenso wie Tanztheater, Literatur, Kabarett und bildende Kunst angeboten hat. Und dieses multifunktionale Konzept war sicher eine sehr weitsichtige Entscheidung.
Welche Philosophie verfolgte man bei der Programmierung der Kabarettisten im Posthof?
Wir haben, wenn man so will, die Geburtsstunde des österreichischen Kabaretts mit eingeleitet. Anfang der 80er Jahre gab es noch nicht so viele Kabarettisten - Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer, der verstorbene Otto Grünmandl - sie waren von Anfang an bei uns zu Gast. Unserer Philosophie lautete immer: wir wollen die Topleute aber wir wollen auch den Nachwuchs fördern. Von 1986 bis 1994 haben wir gemeinsam mit dem Spektakel in Wien den österreichischen Kleinkunstpreis vergeben - und ganz nach unserem Konzept gab es da einen Hauptpreis und einen Förderpreis. Denn neben den berühmten Kabarettisten war uns die Pflege der jungen Künstler immer sehr wichtig.
Interview mit Wilfried Steiner
Ende der 90er Jahre hat sich die Kleinkunst-Szene schon deutlich anders präsentiert als zu den Anfangszeiten des Posthofs. Welche Kurskorrekturen erschienen Wilfried Steiner angebracht, als er die Programmierung übernommen hat?
Mein erster Eindruck war, dass ich eines der Spitzhäuser im deutschsprachigen Raum übernommen habe. Für mich ging es einzig darum, mein Konzept zu präsentieren, das in eine ganz bestimmte Richtung führt: ich habe mich - vermehrt auch in Deutschland - verstärkt nach spannendem, politischen Kabarett umgesehen. So konnte ich in den vergangenen fünf Jahren Künstler wie Matthias Deutschmann, Georg Schramm, Dieter Hildebrandt nach Linz holen. Und im vergangenen September legte bei uns das wohl derzeit beste Frauenkabarett eine fulminante Österreich-Premiere hin: Queen B. Viele dieser deutschen Künstlerinnen und Künstler spielen nur bei uns.
Zu den Problemen der Veranstalter zählt u. a., dass das österreichische Publikum manchmal nicht ausreichend Neugierde für Kabarettisten aufbringt, die bei uns noch nicht so bekannt sind. Wie gehen sie damit um?
Ich habe ein Abonnement-System entwickelt, das sich auf alle Kunstsparten im Haus sehr positiv auswirkt. Pro Saison gibt es sechs Abo-Abende - zwei Veranstaltungen kann man sich aus einem reichhaltigen Angebot selber auswählen, vier Veranstaltungen sind von mir fixiert. Für letztere Abende programmiere ich Kabarettisten, die ich einfach toll finde und die ich meinem Publikum auf diesem Weg vorstelle. Das macht die Menschen dann doch neugierig und mir ist es so gelungen, den in München lebenden Kabarettisten Andreas Rebers dem Linzer Publikum zu präsentieren. Er ist für mich ein ganz grandioser Kabarettist. Für den 27. Oktober habe ich das Berliner Duo Pigor&Eichhorn im Abo-Programm. Die beiden gefallen mir außerordentlich gut, das Publikum zeigt auch schon Interesse, und ich freue mich, dass mein Abonnementsystem funktioniert.
Happy Birthday
Das Septemberprogramm des Posthofs steht ganz im Zeichen der 20-Jahr-Feierlichkeiten. Das große Geburtstagsfest ist für den 10. September angesetzt. Zu den Gratulanten zählen u. a. der in Amerika geborene Anarcho-Clown Leo Bassi, das Theatre du Pain, Lukas Resetarits und Roland Düringer. Sie alle werden dem Posthof-Team als Präsent Ausschnitte aus ihren aktuellen Programmen mitbringen.