Stützen des Wiener Opernlebens

Zwei "Urgesteine" der Wiener Oper

Am Beginn "Apropos Oper"-Ausgabe steht das Gedenken an den kürzlich verstorbenen großen Bariton Gerard Souzay. Im Zentrum stehen aber zwei Jubilare der Wiener Staatsoper: Der Dirigent Berislav Klobucar (80) und Bariton Kostas Paskalis (75).

Der Beginn dieser "Apropos Oper"-Sendung steht im Gedenken an den in der Vorwoche verstorbenen französischen Bariton Gerard Souzay. Die Oper war zweifellos nicht seine aller erste Liebe und den Sprung auf die Bühne hat Souzay daher auch erst relativ spät in seiner Karriere gewagt. Als Konzert-, und als Liedersänger aber gehörte er zur absoluten Weltspitze.

An der Wiener Staatsoper ist Souzay nur ein einziges Mal aufgetreten: Und zwar im Jahr 1965 als Mozarts "Don Giovanni". In bleibender Erinnerung wird der französische Bariton jedenfalls in erster Linie als überragender Lied-Sänger bleiben.

Jubilare Klobucar und Paskalis

Das eigentliche, geplante Thema dieser Sendung sind die anstehenden Geburtstage zweier "Urgesteine" der Wiener Oper: Nämlich des griechischen Baritons Kostas Paskalis, der 75 wird, und in über zwei Jahrzehnten allein an der Staatsoper 640 Vorstellungen in mehr als 30 Rollen gesungen hat und des Dirigenten Berislav Klobucar.

Was Klobucar, der am 28. August 80 wird, an der Wiener Staatsoper geleistet hat, scheint geradezu rekordverdächtig: In vier Jahrzehnten hat er 53 Werke in 1.133 Vorstellungen geleitet.

Ein idealer Begleiter

Klobucar wurde bald zum idealen Begleiter für die großen Sänger-Stars seiner Zeit. War er doch, wie Imre Fabian vor einigen Jahren in der "Opernwelt" festgestellte, "ein wirklicher Meister der 'alten Schule' ... mit einer Opernerfahrung, wie sie heute nur wenige seiner Kollegen haben, ein stiller und seriöser Musiker, dem die Qualität der eigenen Leistung immer wichtiger war als medienwirksame Publizität und Karrieredenken ... "

Internationale Karriere

Klobucars internationale Karriere machte er in den 60er-Jahren: So sprang er in der Saison 1967/68 an der "Metropolitan" für keinen geringeren als Herbert von Karajan in Wagners "Walküre" - natürlich mit Spitzenbesetzung - ein: Mit Birgit Nilsson als Brünnhilde und Jon Vickers als Siegmund.

Vor allem die Nilsson hat Klobucar ganz besonders geschätzt und sehr oft mit ihm zusammengearbeitet. Vor allem immer wieder in Wien, aber ebenso in ihrer schwedischen Heimat, wo Klobucar ja auch Hofkapellmeister in Stockholm war.

Ausbildung in Zagreb

Klobucar, 1924 in Zagreb geboren, erhielt in seiner Vaterstadt auch seine musikalische Grundausbildung und verdiente sich hier seine ersten Sporen als Kapellmeister. Den Feinschliff als Dirigent aber verdankte er zwei prominenten Dirigenten: Clemens Krauss und Lovro von Matacic.

1953 debütierte Klobucar schließlich an der Wiener Staatsoper. Und zwar mit Puccinis "Madame Butterfly" mit Carla Martinis und Helge Rosvanege. Im Jahr davor aber war er bereits erstmals im Wiener Funkhaus tätig: Klobucar begleitete damals seinen Landsmann Ratko Delorko bei Arienaufnahmen mit dem "Großen Wiener Rundfunkorchester".

Eine Aufnahme mit beiden Jubilaren

Nur wenige von seinen zahlreichen Staatsopern-Aufführungen sind als Tondokumente erhalten. Aber in einer Aufnahme treffen die beiden Geburtstagskinder der Sendung aufeinander:

Und zwar in einer 1961 vom ORF übertragenen "Butterfly" aus der Wiener Staatsoper, in der Kostas Paskalis den Konsul Sharpless sang und Berislav Klobucar am Pult stand: In der Titelrolle war die auf ihre Art unerreichte Sena Jurinac zu erleben.

Posa bei Domingos Wien-Debüt

Ebenso stand Berislav Klobucar am 19. Mai 1967 am Pult des Staatsopernorchesters: Als nämlich Placido Domingo vor nunmehr fast 37 Jahren sein Wien-Debüt gab. Und damals sang auch Kostas Paskalis den Marquis Posa. Aber leider steht davon kein Originalmitschnitt zu Verfügung.

In dieser Zeit stand Paskalis am Zenit seines Könnens, war bereits seit fast einem Jahrzehnt ein wichtiges Mitglied der Wiener Staatsoper und ein ebenso international gefragter Gast - an der "Met", in London, in Paris, Salzburg und in Glyndebourne.

Kostas Paskalis, Jahrgang 1929

Geboren wurde Kostas Paskalis am 1. September 1929 in Levadia, einer kleinen Stadt in der Nähe von Delphi. Sein Musikstudium begann er nach dem Zweiten Weltkrieg am Konservatorium von Athen. Allerdings zunächst in der Absicht, Dirigent zu werden. Nebenbei studierte er aber auch Gesang und wirkte schon bald im Chor der Athener Oper mit.

Durch Absage des damaligen Star-Baritons des Hauses kam es dann überraschend zu seinem Solisten-Debüt: Als Rigoletto, den er am 30. Jänner 1951 sang. Es gelang und die Begeisterung für den damals gerade 21jährigen Sänger war so groß, dass man gleich von einem neuen Jannis Anghelopoulos, der bis heute in Griechenland eine Legende ist, sprach.

Wien und internationaler Durchbruch

Für Kostas Paskalis begann mit diesem Sensations-Debüt jedenfalls eine steil nach oben führende Karriere. Schon bald folgten erste Einladungen ins Ausland - so u.a. 1955 in die Sowjetunion sowie an die Berliner "Linden-Oper", wo sogar Helge Rosvaenge noch sein Bühnenpartner war.

1958 kam Paskalis schließlich nach Wien, das für mehr als zwei Jahrzehnte zu einem Fixpunkt seiner Laufbahn wurde. Sein erster Triumph an der Staatsoper und gleichzeitig auch der internationale Durchbruch war sein Renato in Verdis "Maskenball" am 6. Oktober 1958 unter Leitung seines großen Landsmannes Dimitri Mitropoulos.

Heute als Pädagoge tätig

Anfang der 80er Jahre musste Kostas Paskalis auf Grund einer schweren Erkrankung längere Zeit pausieren. Er übernahm dann für einige Jahre die Leitung der Athener Oper. Heute ist er hauptsächlich als Pädagoge tätig, wofür ihm die Athener Universität im Vorjahr als Anerkennung die Ehrendoktorwürde verliehen hat.