Kultur: ein "Riesen-Spagat"

Christine Schöpf

Christine Schöpf startet ihre ORF-Karriere beim Landesstudio Oberösterreich, dem sie bis heute treu ist. Dort schätzt sie die Arbeit für Radio und Fernsehen. Als Kultur-Journalistin kennt man sie vor allem in Zusammenhang mit der “Ars Electronica“.

Christine Schöpf

“Kultur ist ja nun nicht etwas, was Dekoration in unserem Leben ist, sondern das ist ja wesentlich mehr, und so gesehen wenn man Kultur jetzt in einem weiteren Sinn versteht, dann ist es schon ein Bereich, der ziemlich spannend ist. Was sehr wohl auch politische, wirtschaftliche Dinge betrifft.“

Ungeplante Rundfunk-Karriere

Eigentlich wollte Christine Schöpf zum Theater gehen. Regie zu führen war ihr Traum-Beruf, doch die Eltern hielten von einem Studium der Theaterwissenschaft nicht viel. So studierte Schöpf Germanistik. Obwohl sie nach der Matura einen Nebenjob beim ORF-Landesstudio in Linz hatte, war eine Rundfunk-Karriere eigentlich völlig ungeplant.

“Ich bin durch Zufall zum Radio und zum Journalismus gekommen. Ich hatte meine Dissertation fertig geschrieben, und wollte irgendetwas machen. Und dann bin ich zum ORF nach Linz gegangen, und habe gesagt: “Ich möchte gerne etwas tun“. Dann hat es geheißen, ich soll Vorschläge machen, und dann habe ich Vorschläge gemacht für ungefähr fünf Stunden-Features, die alle mit Germanistik überhaupt nichts zu tun hatten, weil zu dem Zeitpunkt hatte ich die Nase ein bisschen voll davon. Ich wurde dann zum Intendanten geholt, der gemeint hat, das sei alles sehr interessant, aber ob ich denn schon einmal Features gemacht hätte. Nein noch nie - Naja, dann fangen wir vielleicht ein bisschen anders an, er sucht jemanden im Kulturbereich.“

Kultur und aktueller Dienst

Christine Schöpf fängt so 1977 beim Kulturmagazin “Das Fenster“ an. Bald wird ihr angeboten, auch im aktuellen Dienst zu arbeiten.

Die Kultur-Berichterstattung bleibt zwar Schöpfs Hauptgebiet, sie berichtet aber genauso über Politik, Wirtschaft und Chronikales. 1978 wird sie im aktuellen Dienst angestellt und bleibt dort bis 1981.

“Ars Electronica“

Das entscheidende Jahr in Christine Schöpfs Karriere war aber wohl 1979. Damals ging die erste, von Hannes Leopolseder initiierte, “Ars Electronica“ in Linz über die Bühne. Von Anfang an berichtete Christine Schöpf vom Medienkunst-Festival, sie war aber auch bei verschiedenen Konzeptions-Diskussionen dabei. 1980 konzipierte sie dann ihr erstes Symposium und führte es auch durch. Immer schon faszinierte Schöpf die Medienkunst, die sie als Einladung weiterzudenken versteht, da die technologische und inhaltliche Entwicklung dieser Kunst auch nie still steht.

Der ORF war und ist einer der Hauptveranstalter der “Ars Electronica“. Christine Schöpf wird 1981 Leiterin der Abteilung “Kultur und Wissenschaft“, und in dieser Abteilung wird im selben Jahr die “Ars Electronica“ verankert. Schöpf wird Direktoriums-Mitglied der Veranstaltung, die mittlerweile einen internationalen Ruf besitzt.

Landesstudio Oberösterreich

Als Mitarbeiterin eines ORF-Landesstudios hat sich Christine Schöpf nie auf nur ein Medium - Radio oder Fernsehen - beschränkt, sondern arbeitet meistens in beiden. Den Wechsel zwischen TV und Rundfunk findet sie reizvoll.

Das ist auch ein Grund dafür, warum sie nie aus Linz in die Zentrale nach Wien gegangen sei, sagt sie, denn dort hätte sie nicht im selben Ausmaß mit beiden Medien arbeiten können.

Menschen für Kultur interessieren

Christine Schöpf ist nun schon seit 27 Jahren Kultur-Journalistin. Obwohl sie während ihrer Laufbahn auch für andere Ressorts berichtet hat, lag ihr die Kultur-Berichterstattung immer am nächsten. Man soll dort bleiben, wo man am kompetentesten ist, sagt sie.

“Ich glaube, dass die Kultur immer ein Riesen-Spagat ist. Bei Österreich 1 kann ich von einem Zielgruppen-Publikum ausgehen. Beim Lokalradio muss ich von der breiten Masse ausgehen. Und da ist es der Spagat, einerseits so zu vermitteln, dass es für einen nicht unbedingt kulturinteressierten interessant wird, dass er quasi einen Nutzen daraus bezieht, und auf der anderen Seite die Zielgruppe nicht vergrätzen und für dumm verkaufen. Das ist, glaube ich, das allerwichtigste in der Kultur-Berichterstattung. Dass es gelingt, Menschen für Kultur zu interessieren.“