Erfolg durch Glaubwürdigkeit

Einer der aufregendsten Tenöre

Seine Liebe zur Oper entdeckte er erst mit fast 30: Der Argentinier Marcelo Alvarez. Laut "Opera News" gilt er als "one of the hottest tenors on the international scene". An der Wiener Staatsoper wird er wieder im Februar 2005 in der "Werther"-Premiere auftreten.

Er ist einer der Fixsterne am tenoralen Himmel, was das französische und das italienische lyrische Fach betrifft: Marcelo Alvarez. Und wer ihn in "Romeo et Juliette" in der vergangenen Saison an der "Wiener Staatsoper" gesehen hat, konnte erkennen, mit welcher Intensität und Jugendlichkeit Marcelo Alvarez diese Rolle gestaltete.

Vielleicht gelingt es durch die Natürlichkeit der Rollengestaltung, wieder mehr Jugend ins Theater zu bringen. "Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Glaubwürdigkeit der Interpretation und wir müssen der Jugend zeigen, dass es hier um echte Gefühle geht", meint Alvarez.

Ständiges Training

Um dies zu erreichen, muss man als Sänger auch gewisse Opfer bringen: Man muss Diät halten, seine Stimme und seinen Körper ständig trainieren, denn die Regisseure verlangen heute viel mehr Aktivitäten als früher.

Obwohl Marcelo Alvarez heute als C-Tenor gilt, hatte er zu Beginn seiner Karriere große Probleme mit der Höhe. Durch unermüdliches Lernen, auch durch Anhören von Aufnahmen seiner Vorbilder Pavarotti und Alfredo Kraus, konnte er diese Schwierigkeiten aber bald überwinden.

Beginn als Manager

Seine Opernleidenschaft entdeckte der in Argentinien geborene Marcelo Alvarez erst 1992, im Alter von etwa 30 Jahren. Davor arbeitete er nach einem Studium der Musik- und Wirtschaftswissenschaften als Manager in der familieneigenen Möbelfabrik. Hier lernte er einen Sänger kennen, dem er vorsang und der ihn zur Oper brachte.

Marcelo Alvarez, zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet, verkaufte sein gesamtes Hab und Gut und ging nach Europa. "Jetzt sind wir schon gemeinsam ins kalte Wasser gesprungen, jetzt schwimmen wir auch gemeinsam durch den Ozean nach Europa", sagte er damals zu seiner Frau.

Karriere-Start am "Fenice"

Seine Karriere begann 1995 im "Teatro La Fenice" in Venedig mit der Tenorpartie in Bellinis "La Sonnambula" und bereits 1998 debütierte er als Alfredo in Verdis "La Traviata" an der Wiener Staatsoper.

"Ich bin stolz, dass ich in dieser kurzen Zeit schon so viel erreicht habe. Dies vielleicht auch deshalb, weil ich in Südamerika wenige Vergleiche mit anderen Sängern hatte, und meinen eigenen Stil entwickelt habe. Ich habe nie versucht, jemanden zu imitieren." Schritt für Schritt wird er in Zukunft versuchen, auch das Verdi-Fach zu erobern.

Probleme mit Regisseuren

Mit Regisseuren hat Alvarez manchmal so seine Schwierigkeiten, vor allem, wenn diese auf die Bedürfnisse der Sänger zu wenig Rücksicht nehmen:

"Ich versuche den Regisseuren klar zu machen, dass ich für das Publikum singe, ich möchte mit diesem in Kontakt treten. Dies sieht der Regisseur nicht immer ein, da muss ich dann manchmal streiten! Ich will singen, um Freude zu machen. Besonders ärgert es mich, wenn die Regisseure mir erklären wollen, wie ich zu singen habe. Manchmal kommt es mir vor, als stünden wir in der Opernhierarchie ganz unten", sagt Alvarez.

Persönliche Ansprüche

"Bei der Tätigkeit, die ich als Sänger ausübe, gibt man sehr viel von sich preis. Aber mein ganzer Stolz wäre es, am Ende meiner Karriere noch dieselben Freunde zu haben wie zu Beginn und noch viele andere, die ich während meiner Karriere dazu gewonnen habe. Wichtig vor allem ist, ein guter Mensch zu sein - und dies versuche ich jeden Tag!", stellt Marcelo Alvarez fest.