Warnsignal Schmerz

Phänomen Schmerz

Schmerz ist die Alarmanlage, die den Körper vor Schaden bewahren soll. Durch Schmerz wird ein Wechselspiel von elektrischen Nervenimpulsen und körpereigenen chemischen Substanzen ausgelöst, die Flucht- und andere Abwehrreaktionen zur Folge haben.

Schmerz stellt eine unangenehme, sensorische und motorische Erfahrung dar, die mit einer möglichen oder stattgefundenen Gewebeschädigung verbunden ist, oder mit Empfindungen, die diese Gewebeschädigung beschreiben. So lautet die offizielle Schmerzdefinition der internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes.

Warnsignal des Körpers

Schmerz ist in erster Linie ein Warnsignal des Körpers. Wenn Sie einen Finger in die Flamme einer Kerze halten, werden Sie im selben Moment, in dem Sie den Finger zurückziehen, einen stechenden Schmerz verspüren. Nur einen Augenblick später spüren Sie einen zweiten, dumpfen Schmerz.

Durch die Hitze der Flamme wurde Gewebe, wenn auch nur gering, verletzt. So genannte Nocizeptoren, also Schmerzempfänger, die dicht gepackt in der menschlichen Haut liegen, wurden gereizt. Und mit diesem Reiz beginnt ein kompliziertes Wechselspiel von elektrischen Nervenimpulsen und körpereigenen chemischen Substanzen. Flucht- und andere Abwehrreaktionen werden ausgelöst. Schmerz, der "Wachhund unserer Gesundheit", ist die Alarmanlage, die unseren Körper vor Schaden bewahren soll.

Akuter und chronischer Schmerz

Akute Schmerzen treten zeitlich begrenzt auf. Ursache ist meistens ein äußerer oder innerer Schaden, der die Schmerzen auslöst. Die Schmerzen dienen der Warnung und zwingen den Körper zu Schutzhandlungen. Sie dienen auch der eindeutigen Identifizierung der Ursache.

Das große Problem ist der chronische Schmerz. So peinigen Migräne, Gicht oder Rheuma die Betroffenen oft über Jahre oder Jahrzehnte. Mediziner sprechen dann von chronischem Schmerz, wenn dieser in einem Zeitraum von 3 bis 6 Monaten immer wieder auftritt. Man muss also keinen permanenten, ununterbrochen andauernden Schmerz haben, um als chronischer Schmerzpatient zu gelten.

Schmerz ohne Funktion

Dieser Schmerz hat seine natürliche Warnfunktion verloren und sich sozusagen verselbständigt. Die Ursachen für die Entwicklung chronischer Schmerzen sind vielfältig. Sie bedingen und verstärken sich gegenseitig.

Chronische Schmerzen entwickeln sich aufgrund körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren, die bei einer Behandlung unbedingt mit berücksichtigt werden müssen. Eine rein körperliche Behandlung reicht nicht aus. Diese Erkenntnis ist sowohl für den Arzt, als auch für den Patienten entscheidend.

Schmerz in Österreich

"Kein Patient soll sich heute wegen seiner Schmerzen den Tod wünschen müssen, nur weil sein behandelnder Arzt eine Abneigung gegen Opiate hat". Dies schrieb vor fast 30 Jahren J. H. Jaffe, einer der berühmtesten Pharmakologen der USA.

In Österreich gibt es etwa 800. 000 Schmerzpatienten, mehr als die Hälfte davon leidet unter starken, chronischen Schmerzen. Die Dunkelziffer bei immer wiederkehrenden Schmerzen ist Schätzungen zu Folge um einiges höher. Diese Patienten neigen besonders häufig zur Selbstbehandlung und suchen nicht den Arzt auf.

Lange Zeit waren die Ärzte in Österreich mit der Verschreibung von Opiaten traditionell sehr zurückhaltend. In den letzten Jahren haben die österreichischen Schmerztherapeuten in diesem Punkt aber enorm aufgeholt. Mit dem Morphinverbrauch von 24,4 Kilo pro einer Million Einwohner liegt Österreich mittlerweile, vor Deutschland und der Schweiz, im oberen Drittel der internationalen Statistik. Von einem Entwicklungsland im Hinblick auf die medikamentöse Schmerztherapie ist also schon lange keine Rede mehr.