Ein “unbequemer“ Geist

Hubert Gaisbauer

Seine Radio-Karriere startet Hubert Gaisbauer beim Schulfunk und wird bald Leiter des Jugendfunks. Ständig auf der Suche nach neuen Sendungen, gehen die Ö3 “Musicbox“, sowie “Menschenbilder“ und “Moment-Leben heute“ auf Ö1 auf ihn zurück. Ab 1989 leitet er die Abteilung “Religion“ zehn Jahre lang.

Hubert Gaisbauer

“Das war natürlich ein enormes Privileg meiner gesamten Arbeitszeit, eigentlich immer Dinge machen zu können, die von großem Interesse für mich waren, oder die mir große Freude gemacht haben, oder die mir die Neugier einfach gestillt haben... “

...und Dinge, die für die Hörer wertvoll waren. “Das Radio hat, zumindest in einem Teilbereich seiner Existenz-Berechtigung, ähnliche Aufgaben wie das Theater“, sagte Hubert Gaisbauer einmal in einem Zeitungs-Interview. “Es soll einen Beitrag leisten zur Besserung des Menschen und zur Verbesserung des Zusammenlebens“.

“Lektor“ beim Schulfunk

Hubert Gaisbauer wurde im Jahre 1939 in Linz geboren. Nach der Matura studierte er Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien. Nebenbei arbeitete er als Führer im Stephansdom. Dieser Studentenjob brachte ihn zum Radio, denn eines Tages erschien ein Team der damaligen RAVAG (der Radio-Verkehrs-AG) in St. Stephan. Als dem Gestalter der Sendung der Stoff über die Katakomben ausging, sprang Gaisbauer mit einem Interview ein.

Gaisbauer bekam zu seiner Überraschung ein Honorar ausgezahlt und bedankte sich schriftlich. Bei dieser Gelegenheit bekundete er sein Interesse am Radio und wurde 1963 als eine Art “Lektor“ oder “Dramaturg“ für den Schulfunk engagiert.

Die Jugend wird “Subjekt“

Sein Mentor Franz Gregora, der Hubert Gaisbauer zum Radio geholt hatte, betraute ihn 1965 mit der Leitung des Jugendfunks. Dazu gehörte auch die Sendung “Hallo Teenager“, die Gaisbauer in “Magazin für Teens und Twens“ umtaufte.

“Es war teilweise unendlich steif, also ich rede jetzt von den Jugend-Sendungen. Es war einfach so, dass die Jugend-Sendungen mit der Jugend überhaupt nicht in Berührung gekommen sind, damals, sondern Jugendliche waren einfach als zu Erziehende empfunden worden, und nicht als autonome, auch jetzt selber Lebensgefühl produzierende Wesen. Und das war der Grund-Unterschied: Wir haben uns dann bis zu einem gewissen Grad im Lebensgefühl der jungen Leute selber vorgefunden, wir konnten uns da hineinfühlen, und haben Jugend nicht nur zum Objekt, sondern auch zum Subjekt gemacht. Jugend, allein der Begriff ist heute schon so unheimlich obsolet geworden.“

Ein “Unbequemer“

Die Jugend zum Subjekt zu machen, das war erst nach der Rundfunk-Reform von 1967 denkbar. Hubert Gaisbauer war am Aufbau der Sender Ö1 und Ö3 beteiligt und leitete die Jugend-Redaktion. Hauptbestandteil dieser Abteilung war die legendäre “Ö3-Musicbox“. Die Redaktion war der Leitung des ORF bisweilen ein wenig unbequem. Hubert Gaisbauer selbst hatte mit Gerd Bacher öfter Schwierigkeiten wegen angeblicher “Linkslastigkeit“.

“Es gab sogar manches Mal Versuche seitens - jetzt hätte ich beinahe gesagt, der Obrigkeit - seitens der Verantwortlichen, in unsere Gruppe gewissermaßen auch Leute hinein zu transplantieren, wo man gesagt hat, die gibt’s auch, das sind auch junge Menschen, und nicht nur die, die das bevorzugen, was ihr da propagiert´ s. Aber die haben sich eigentlich nicht gehalten, so dass man sagen kann, wer längere Zeit es bei uns ausgehalten hat, oder wir mit ihm, der war schon eines Sinnes mit uns.“

Suche nach neuen Radio-Formen

Das “mit uns“ ist im Team der “Musicbox“ und der Jugend-Redaktion besonders wichtig, “es gab keine einsamen Entscheidungen.“, sagt Gaisbauer Und dementsprechend konnten bei ihm Generationen von Radiomachern und -macherinnen groß werden.

Im Jahre 1969 kommt die Familien-Redaktion zu Gaisbauers Ressort hinzu. Hubert Gaisbauer sucht ständig nach neuen Radioformen und so gehen Sendungen wie die “Minibox“, “ZickZack“ oder die “Funk-Verbindung“ auf Ö3 auf ihn zurück. Die “Menschenbilder“ hebt er 1984 aus der Taufe und bald danach entsteht “Moment-Leben heute“.

Faszination Religion

Die Leitung der Abteilung “Gesellschaft, Jugend, Familie“ gibt Gaisbauer 1989 ab und nützt die Chance, die Abteilung “Religion“ zu übernehmen. Nicht, weil er mit der Arbeit der Jugend-Redaktion nicht mehr einverstanden gewesen sei, sondern weil er den Musik- und Kunst-Geschmack der nächsten Generation für sich nicht mehr nachvollziehen konnte. Es handle sich um eine Art ästhetische Barriere, wie er sagt. Außerdem war Gaisbauer schon immer von Religion fasziniert, es habe nichts gegeben, was für ihn vergleichbar spannend gewesen sei.

Im Jahre 1999 geht Hubert Gaisbauer in Pension.