Sehnsucht nach der Ferne
1952
Österreich hat im Jahre 1952 noch immer keinen Staatsvertrag. Die österreichischen Sender stehen noch immer unter der Kontrolle der Besatzer. Reportagen aus fernen Ländern erfreuen sich bei den Hörern immer größerer Beliebtheit.
8. April 2017, 21:58
Teil 29: 1952
In der Bundesrepublik Deutschland werden die Weichen endgültig in Richtung Westen gestellt. Mit dem Deutschland-Vertrag erkennen die Westmächte die Bundesrepublik als gleichberechtigten Partner an. Die DDR schließt sich infolge umso enger an die UdSSR an. Der eiserne Vorhang wird errichtet und der Kalte Krieg eskaliert. Die Amerikaner zünden die erste Wasserstoff-Bombe und der Korea-Krieg geht weiter.
Österreich ist nach wie vor von den Alliierten besetzt und der Staatsvertrag scheint in unerreichbarer Ferne zu liegen. In seiner Neujahrsansprache bezieht sich der neu gewählte Bundespräsident Theodor Körner auf diesen längst fälligen Vertrag.
Scheitern der Staatsvertrags-Verhandlungen
Noch immer scheitern die Staatsvertrags-Verhandlungen am Njet der Sowjets. Bundeskanzler Leopold Figl äußert sich über diese Tatsache mit großer Leidenschaft im Parlament.
Sowohl der amerikanische Außenminister Dean Achenson, als auch der US-Hochkommissar Llewellyn Thomson, der britische Außenminister Anthony Eden und Trygve Lie, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, kommen nach Wien und versprechen, sich für die Erreichung des Staatsvertrags einzusetzen. All ihre Bemühungen bleiben jedoch ohne Erfolg.
Die Besatzer kontrollieren
Im Österreichischen Rundfunk und speziell bei Radio Wien hört man kaum Berichte aus dem Ausland. Die Sender stehen noch unter Kontrolle der Besatzungsmächte. Nur gelegentlich gelingt es einem Korrespondenten, ein Manuskript durch die Zollkontrollen und Demarkations-Linien zu schmuggeln.
Heinz Fischer Karwin jedoch schickt regelmäßig Tonbänder per Post nach Wien.
Berichte aus fernen Ländern
1952 berichtet der österreichische Rundfunk von den Olympischen Spielen in den Nordischen Ländern. Star der Spiele ist der tschechoslowakische Langstreckenläufer Emil Zatopek, der drei Goldmedaillen gewinnt.
Besonders beliebt bei den Hörern sind nicht nur Sportreportagen, sondern auch Berichte aus fernen Ländern, wie aus Afrika, Asien oder der Südsee. Der norwegische Ethnologe und Anthropologe Thor Heyerdal, der durch seine legendäre Fahrt auf seinem Floß Kontiki durch die Südsee bekannt wurde, steht ebenfalls 1952 vor dem Mikrophon des Radio-Wien-Reporters.
Kirchliches via Radio
1952 wird im Wiener Stephansdom die Pummerin feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Darüber wird im Radio ebenso berichtet wie über ein anderes bedeutendes kirchliches Ereignis in St. Pölten. Dort wird der spätere Kardinal Franz König zum Bischof geweiht.
