Kulturelle Standortsicherung

Kunst und Karosserien

Dass sich große Firmen als großzügige Mäzene betätigen, ist nichts Ungewöhnliches. Kunst zu sammeln, Künstler zu fördern und Ausstellungen zu managen ist aber kein Privileg der Großen. Auch Klein- und Mittelbetriebe haben sich unter die Mäzene eingereiht.

Norbert Luckerbauer - Autohändler und Mäzen

Dass sich große Firmen als großzügige Mäzene betätigen, ist nichts Ungewöhnliches. Kunst zu sammeln, Künstler zu fördern und Ausstellungen zu managen ist aber kein Privileg der Großen. Auch Klein- und Mittelbetriebe haben sich unter die Mäzene eingereiht.

Krumbach in der buckligen Welt, südliches Niederösterreich. KFZ-Handel, Reparaturen, Karosseriebau, Spritzlackierung, Abschleppdienst. Auf Kunst lässt im Autohaus Luckerbauer zunächst nichts schließen.

Bleiben oder gehen?

30 Mitarbeiter, vier Millionen Euro Umsatz im Jahr. Das Umsatzziel bei Neuwagen, wie von den Konzernen vorgegeben, in den nächsten Jahren zu erreichen, wird schwierig, sagt Norbert Luckerbauer. Da spielt der ungünstige Standort mit, am Rande eines kleinen Ortes, wenige Kilometer von der Südautobahn entfernt.

Es ist auch schon die Frage aufgetaucht, ob es sich überhaupt auszahlt, da noch zu investieren, oder ob der Betrieb nicht ins nahe Wiener Neustadt übersiedeln soll, wo mehr Kunden zu finden sind als in der buckligen Welt. Norbert Luckerbauer und seine Mitarbeiter haben Nein gesagt: Sie wollen in Krumbach bleiben. Und die Leute herlocken.

Automobile Kunst

Mit Kunst in der Werkstatt, mit Ausstellungen, mit Projekten. Kunst-Pionier in der Autowerkstätte Luckerbauer ist der Bildhauer Christoph Seiser aus Mönichkirchen.

Ab Jänner will er Skulpturen ausstellen. Unter anderem eine Christophorus-Figur, 2 Meter 40 hoch, zum Teil aus Holz geschnitzt, zum Teil aus Autoschrott, wie Radkappen Bremsscheiben, der Christophorus-Stab ist ein Auspuff.

Schon früher hat Seiser bei Luckerbauer gearbeitet: Zwei Rallye Fahrer sind mit einem Auto über eine Leinwand gefahren, und haben nach Seisers Anweisungen mit ihren mit Farbe beschmierten Reifen die Buchstaben KFZ "hinaufgefahren". Das Werk ist jetzt im Besitz von Ford Europe.

Nach der Ausstellung mit Christoph Seiser will Luckerbauer mit dem Drogen-Rehabilitationsverein "Grüner Kreis" zusammenarbeiten, unterstützt vom Maler und Bildhauer Helmut Kand.

Platz genug

Norbert Luckerbauer stellt für diese Aktionen die Räume seiner Werkstatt zur Verfügung, die Künstler können dort arbeiten. Ausgestellt wird dann auch in den Verkaufsräumen. Denn Platz gibt es in Krumbach genug. Den Aufwand beziffert Luckerbauer mit rund 40.000 Euro im Jahr, wobei auch er und seine Familie mitarbeiten.
Aktionen, die der Firma ebenso nützen wie den Künstlern, betont Luckerbauer.

Allgemeiner Trend

Klein- und Mittelbetriebe als Kunstmäzene werden immer häufiger, stellt die Geschäftsführerin der Initiativen "Wirtschaft für Kunst" fest. "Wirtschaft für Kunst" arbeitet eng mit der Wirtschaftskammer zusammen und vergibt jedes Jahr den "Maecenas" in den diversen Kategorien. Das sind Auszeichnungen für Firmen, die sich um das Kunstsponsoring besonders verdient gemacht haben.

Heimische Betriebe betätigen sich am liebsten in der bildenden Kunst, sagt Brigitte Kössner, Ausstellungen lassen sich in Betriebe am leichtesten integrieren. Viele von Firmen betätigen sich aber auch als Konzertveranstalter. Der schöne Effekt all diese Aktionen: ein breites kulturelles Angebot in Regionen, die sonst mit Kultur nicht gerade verwöhnt sind.

Mehr zum Thema "Kunst auf dem Land" in oe1.ORF.at

Links
Autohaus Luckerbauer
Helmut Kand
Wirtschaft für Kunst