Programm-Planer des ORF

Jörg Mauthe

Jörg Mauthe durchlief eine Vielzahl an journalistischen Stationen, ehe er Chefdramaturg und Programmplaner beim ORF wurde. Er schuf Fernseh-Serien wie die "Familie Merian" und gründete die liberal-konservative Monatszeitschrift “Wiener Journal“.

Jörg Mauthe

"Liberalismus ist nicht die Kennmarke einer bestimmten, sondern einer relativierenden Politik. Sie beschäftigt sich mit dem Hier und Jetzt, um es erträglich zu machen und die nächste Zukunft nicht unerträglich werden zu lassen. Ihre Funktion ist manchmal die des Sandkorns im Getriebe, oft die der Balancierstange für den Seiltänzer."

Günther Nenning hat ihn einmal liebvoll als Kentaur mit nervös trommelnden Vorderhufen beschrieben, ein Kentaur aus vorne Politik und hinten Kultur und obendrauf ein löwen-mähniger Mauthekopf. In Wirklichkeit war Jörg Mauthe ein souveräner und leidenschaftlicher Journalist, gekonnt treffsicher und zumeist poetisch in seiner Wortwahl, der sich aber auch nicht scheute, den steinigen Weg in die Politik zu beschreiten.

Kultur-Ressortchef der “Presse“

Der am 11. Mai 1924 geborene Jörg Mauthe, der an der Universität Wien Kunstgeschichte, Germanistik und Archäologie studiert hatte, begann seine publizistische Laufbahn als Lektor im damaligen "Wiener Verlag". Dort erschien auch seine erste größere Publikation, eine Anthologie "Wiener Meisterfeuilletons", ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des österreichischen Journalismus.

Mauthe war ebenso Kultur-Ressortchef in der Tageszeitung "Die Presse", wie Redakteur der "Austria-Wochenschau". Auch als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der "Österreichischen Telefilm AG" betätigte er sich.

Bekennender Protestant und Liberaler

In dieser Zeit schrieb und produzierte Mauthe hunderte von kleinen und größeren Filmen, die aufgrund ihrer literarischen Qualität vor allem von deutschen Fernsehstationen geschätzt wurden. Seinen langjährigen Weggefährten Peter Weiser hat Jörg Mauthe 1949 in der Redaktion der katholischen Wochenzeitung "Die Furche" kennen gelernt.

Jörg Mauthe war bekennender Protestant, wurde aber vom Chefredakteur Friedrich Funder dazu benutzt, eine mögliche Liberalisierung der katholischen Kirche auszuloten.

Besatzer-Sender “Rot-Weiß-Rot“

1950 wurde er vom damaligen Sender der amerikanischen Besatzungsmacht “Rot-Weiß-Rot“ engagiert. Dort leitete er das so genannte "Script-Department" und bald darauf die gesamte "Abteilung Wort". Zusammen mit Peter Weiser, dem Regisseur Walter Davy und Ingeborg Bachmann schuf und schrieb Jörg Mauthe eine Reihe von Sendungen, wie die "Radiofamilie Floriani" oder den legendären "Watschenmann".

Zeit seines Lebens war Jörg Mauthe ein bekennender Liberaler.

Chefdramaturg und Programmplaner beim ORF

Zehn Jahre nachdem er von Gerd Bacher als Chefdramaturg und Programmplaner in den Österreichischen Rundfunk geholt wurde, machte Jörg Mauthe eine Metamorphose durch.

1978 ging er in die Politik und schloss sich der Wiener Volkspartei des Erhard Busek an. Seither war er Gemeinderat in seinem Wohnbezirk Alsergrund und saß als Stadtrat im Wiener Stadtsenat. Daneben schrieb er für das Fernsehen die Serie "Familie Merian" und gründete 1980 die sich ausdrücklich als liberal-konservativ deklarierende Monatszeitschrift "Wiener Journal", deren Herausgeber er bis zu seinem Tod, am 29. Jänner 1986, war.

"Aber ohne Liberalismus und ohne Liberale da und dort wären das Leben und die Politik und halt die Verhältnisse überhaupt noch schwieriger, als sie's eh schon sind."