Erfinder des Ostbahn-Kurti

Günter Brödl

Günter Brödl war begeisterter Musikjournalist der Ö3-“Musicbox“, ehe er mit dem Ostbahn-Kurti seinen größten Wurf vollbrachte. Nicht nur für ihn, sondern für zahlreiche Zeitschriften verfasste er Texte. Sein Tod im Jahre 2000 kam viel zu früh.

Günter Brödl

“Ich weiß jetzt nicht ob das eine helle oder eine dunkle Seite von mir ist, oder eine g’scheckate oder g’straffte oder so, aber eine Seite von mir ist der Ostbahn-Kurti, das steht jetzt für mich, ist Spielwiese. Kindsein dürfen. Träume haben dürfen. Fantasie haben dürfen bis über den Horizont hinaus.“

Günter Brödl erblickte am 22. März 1955 in Wien das Licht der Welt. Für die Musik hatte er sich wohl schon immer begeistert. Es heißt, sein “Archiv der seelenvollen Popmusik“ drohte bald die elterliche Wohnung zu sprengen. Auch seine Fantasie war von Anfang an kaum zu stoppen. Schon als Kind ergriff er die Feder und begann erste Gedichte zu schreiben. Mit seiner Formulierungs-Lust paarte sich die Liebe zur Rockmusik.

Begeisterter Musik-Journalist

Noch als Teenager kam Günter Brödl zur Ö3-“Musicbox“ und hörte deshalb mit der Schule auf. Dafür entwickelte er sich zu einem der besten österreichischen Musikjournalisten. Die “Musicbox“ war damals nicht aus der Pop- und Jugendkultur wegzudenken und für Günter Brödl war die Redaktion der denkbar natürlichste Lebensraum.

Brödl arbeitete nicht nur für das Radio, sondern schrieb auch für einen Katalog von Zeitschriften, wie den “Rennbahnexpress“ und den “Wiener“. Brödl war mehr als “nur“ Musikjournalist: er betätigte sich als Texter, Lyriker, Schriftsteller und schrieb Theaterstücke. Im Jahre 1977 wurde das Jugend-Sozialdrama “Draußen vor der Stadt“ uraufgeführt, aus der der ORF 1978 eine 18-teilige Fernsehserie machte. Günter Brödl verfasste auch Sachbücher über die Rockmusik in Österreich. Beispiele sind “Wolfgang Ambros - Worte, Bilder, Dokumente“ von 1984 oder “Heimspiel - Eine Chronik des Austropop“ von 1995.

“Vater“ des Ostbahn-Kurti

Günter Brödls größter Wurf gelang ihm aber zweifellos mit der Kreation des Ostbahn-Kurti, der aus einem Gedankenspiel in der Redaktion entstand. Man überlegte nämlich, wie amerikanische Bands wie “Southside Johnny & the Ashbury Jukes“ in Wien heißen würden und kam auf “Ostbahn Kurti und die Chefpartie“.

Brödl erweckte die Figur "Ostbahn-Kurti" zum Leben. Zuerst schuf er das Gerücht, dann die Legende, und schließlich - in Form von Willi Resetarits - Kurt Ostbahn in Fleisch und Blut. Die Ostbahn-Saga war ein durchschlagender Erfolg: es folgten 24 (tatsächlich existierende) Alben, Live-Platten und Sampler, 15 Bücher, drei Ostbahn-Comics und ein Film. Brödl selbst hielt sich im Hintergrund. Als “Trainer“ schrieb er die Texte und sorgte als Beleuchter auf Konzerten dafür, dass Kurt Ostbahn im rechten Licht auf der Bühne stand.

Amerika nach Wien bringen

Auch wenn sich Günter Brödl zum Schluss fast ausschließlich auf das Projekt Ostbahn konzentrierte, war sein musikalischer und journalistischer Vermittlungsdrang ungelindert. "Ostbahn-Kurti und die Chefpartie" brachte Rockmusik nach amerikanischem Vorbild mit eingewienerten Texten nach Österreich.

Am 10. Oktober 2000 starb Günter Brödl mit nur 45 Jahren an einem plötzlichen Herzversagen.