Erfinder des Ostbahn-Kurti
Günter Brödl
Günter Brödl war begeisterter Musikjournalist der Ö3-Musicbox, ehe er mit dem Ostbahn-Kurti seinen größten Wurf vollbrachte. Nicht nur für ihn, sondern für zahlreiche Zeitschriften verfasste er Texte. Sein Tod im Jahre 2000 kam viel zu früh.
8. April 2017, 21:58
Günter Brödl
Ich weiß jetzt nicht ob das eine helle oder eine dunkle Seite von mir ist, oder eine gscheckate oder gstraffte oder so, aber eine Seite von mir ist der Ostbahn-Kurti, das steht jetzt für mich, ist Spielwiese. Kindsein dürfen. Träume haben dürfen. Fantasie haben dürfen bis über den Horizont hinaus.
Günter Brödl erblickte am 22. März 1955 in Wien das Licht der Welt. Für die Musik hatte er sich wohl schon immer begeistert. Es heißt, sein Archiv der seelenvollen Popmusik drohte bald die elterliche Wohnung zu sprengen. Auch seine Fantasie war von Anfang an kaum zu stoppen. Schon als Kind ergriff er die Feder und begann erste Gedichte zu schreiben. Mit seiner Formulierungs-Lust paarte sich die Liebe zur Rockmusik.
Begeisterter Musik-Journalist
Noch als Teenager kam Günter Brödl zur Ö3-Musicbox und hörte deshalb mit der Schule auf. Dafür entwickelte er sich zu einem der besten österreichischen Musikjournalisten. Die Musicbox war damals nicht aus der Pop- und Jugendkultur wegzudenken und für Günter Brödl war die Redaktion der denkbar natürlichste Lebensraum.
Brödl arbeitete nicht nur für das Radio, sondern schrieb auch für einen Katalog von Zeitschriften, wie den Rennbahnexpress und den Wiener. Brödl war mehr als nur Musikjournalist: er betätigte sich als Texter, Lyriker, Schriftsteller und schrieb Theaterstücke. Im Jahre 1977 wurde das Jugend-Sozialdrama Draußen vor der Stadt uraufgeführt, aus der der ORF 1978 eine 18-teilige Fernsehserie machte. Günter Brödl verfasste auch Sachbücher über die Rockmusik in Österreich. Beispiele sind Wolfgang Ambros - Worte, Bilder, Dokumente von 1984 oder Heimspiel - Eine Chronik des Austropop von 1995.
Vater des Ostbahn-Kurti
Günter Brödls größter Wurf gelang ihm aber zweifellos mit der Kreation des Ostbahn-Kurti, der aus einem Gedankenspiel in der Redaktion entstand. Man überlegte nämlich, wie amerikanische Bands wie Southside Johnny & the Ashbury Jukes in Wien heißen würden und kam auf Ostbahn Kurti und die Chefpartie.
Brödl erweckte die Figur "Ostbahn-Kurti" zum Leben. Zuerst schuf er das Gerücht, dann die Legende, und schließlich - in Form von Willi Resetarits - Kurt Ostbahn in Fleisch und Blut. Die Ostbahn-Saga war ein durchschlagender Erfolg: es folgten 24 (tatsächlich existierende) Alben, Live-Platten und Sampler, 15 Bücher, drei Ostbahn-Comics und ein Film. Brödl selbst hielt sich im Hintergrund. Als Trainer schrieb er die Texte und sorgte als Beleuchter auf Konzerten dafür, dass Kurt Ostbahn im rechten Licht auf der Bühne stand.
Amerika nach Wien bringen
Auch wenn sich Günter Brödl zum Schluss fast ausschließlich auf das Projekt Ostbahn konzentrierte, war sein musikalischer und journalistischer Vermittlungsdrang ungelindert. "Ostbahn-Kurti und die Chefpartie" brachte Rockmusik nach amerikanischem Vorbild mit eingewienerten Texten nach Österreich.
Am 10. Oktober 2000 starb Günter Brödl mit nur 45 Jahren an einem plötzlichen Herzversagen.