Militärische und zivile Einsatzmöglichkeiten

Flug-Zwerge

Nur 21 Gramm schwer, flatterte es wie ein Vogel und fliegt sicher. Ein Mikro-Flugzeug, wie es bei der ersten europäischen Konferenz für Micro Air Vehicles präsentiert wurde. Militärische und zivile Einsatzbereiche gäbe es für die Flug-Zwerge genug.

Wie die Zukunft der Kleinst-Drohnen aussehen könnte, das demonstrierte in Braunschweig der deutsche EADS-Konzern. Er hat einen nur 550 Gramm schweren Flugroboter namens DE-MAV mit einer Spannweite von 43 Zentimetern zur Serienreife gebracht. Äußerlich sieht er aus wie herkömmliche Modellflugzeuge. Den Unterschied macht allerdings das Innenleben.

DE-MAV findet seinen Weg selbst

DE-MAV fliegt nach Eingabe von GPS-Wegpunkten völlig autonom seinen Kurs ab und liefert per Funk Bilder seiner Route. Es hat einen winzigen Autopiloten integriert; die Sensoren für die Stabilisierung der Mini-Drohne stammen aus der Automobil-Industrie. Sie werden dort etwa zur Steuerung des automatischen Brems-Systems ABS verwendet.

DE-MAV erfüllt einen Traum der Militärs: Sie ist eine Rucksack-Drohne, die von einem Soldaten bequem über Land getragen und zur Nah-Aufklärung benutzt werden kann. Programmiert wird sie via Notebook - gleichzeitig laufen dort auch die Bilder vom Spionage-Flug des Mikro-Flugzeugs auf. Gestartet wird der Flug-Zwerg aus der Hand. Dann übernimmt sofort der Autopilot den Flug und die Navigation. Auch die Landung zurück am Ausgangspunkt erfolgt automatisch.

Schwimmbewegungen als Flugprinzip

Militärische Forscher wie James Kellogg von der Tactical Electronics Warfare Group im Naval Research Laboratory der US-Armee scheuen auch nicht die Arbeit an ganz neuartigen Flug-Geräten. Kellogg ließ zum Beispiel ein Holzmodell mit Namen "Delphinopter" abheben. Bei diesem Mini-Flugzeug schlägt ein Teil des Rumpfes wie ein Fischschwanz auf und ab. Warum das Ding fliegt, verstehen auch die geheimniskrämerischen Experten der US-Armee nicht ganz. Kellogg vergleicht das Flugprinzip mit Schwimmbewegungen.

Fliegen und kriechen

Ebenso spektakulär: der BITE-Wing (Biplane Insectoid Travel Engine). Dieses dem Insektenflug nachgebildete Gerät sieht aus wie ein X mit Achse in der Mitte. Die beiden Teile des X schlagen gegeneinander. Am Boden bewegt sich der BITE-Wing durch Kriechen fort. Kellogg träumt schon vom großen Lausch-Angriff: BITE-Wing könnte auf einem Dach landen und dann zu einem Fenster weiter kriechen, um dort seine Spitzelaufgabe zu erledigen.

Dass der Traum von der Nachahmung des Vogelflugs noch nicht ruht, bewies in Braunschweig der Koreaner Jo Won Chang. Er stellte ein nur 21 Gramm schweres ferngesteuertes Modell vor, das sich durch Flügelschlag in der Luft hielt.

"Quadrophonie" - Flugroboter mit Kamera

Spektakulär auch das Modell "Quadrophonie" von Stefan Dolch. Es ist ein Kleinst-Hubschrauber mit vier Rotoren und nur 131 Gramm Gewicht. Eine futuristische Entwicklung, deren Fluglage von einer sehr schnellen Elektronik stabilisiert wird.

Vor kurzem hat Dolch den großen Bruder von „Quadrophonie“ vor der Bundeswehr präsentiert. Dieser "Air-Robot" war mit Kamera ausgerüstet und hat auch noch aus 500 Metern Entfernung ruckelfreie Bilder übertragen - das Gewicht der Mini-Drohne: 330 Gramm.

Verkehrsüberwachung mit Mikro-Flugzeugen

Aber nicht allein das Militär ist an den Mikro-Flugzeugen interessiert. Die Flug-Roboter könnten auch zur Einschätzung von Katastrophen verwendet werden, etwa bei einem Waldbrand oder nach einem Chemie-Unfall.

Peter Vörsmann von der TU Braunschweig hat eine Mikro-Drohne namens CAROLO gebaut. Mit einer Spannweite von 50 Zentimetern soll CAROLO bereits ab Herbst in einem Pilot-Projekt zur Verkehrsüberwachung eingesetzt werden und autonom Autobahn-Teilstücke abfliegen. Die Bilder aus der Kamera werden via UMTS auf ein Notebook gesendet und sollen eine bessere Hilfe etwa nach Massen-Unfällen möglich machen.