Ein Mythos zu Lebzeiten
Gedenken an einen der ganz großen Dirigenten
Die Wiener Philharmoniker stellten ihren "Wunschdirigenten" in eine Reihe mit den ganz Großen von Toscanini bis Karajan: Carlos Kleiber. Im legendären Neujahrskonzert 1989 zeigte er, wie ein Strauß-Walzer klingen soll. Ö1 sendet in memoriam ein Philharmoniker-Konzert.
8. April 2017, 21:58
Carlos Kleiber gehörte zu jenen Künstlern, die bereits zu Lebzeiten den Olymp der "Götter im Frack" bestiegen haben. Der österreichische Dirigent argentinischer Herkunft galt als schwieriger Perfektionist und "enfant terrible" der Musikszene.
Wiederholt hatte er Aufführungen in letzter Minute "wegen Indisposition" abgesagt und für manchen Opernkrach gesorgt. Seinen Mythos verdankte Kleiber nicht zuletzt der Seltenheit seiner Auftritte. In Wien war Kleiber 1973 mit "Tristan" erstmals an der Staatsoper zu hören. 1978 folgte die Zeffirelli-"Carmen", Puccinis "Boheme" erst 1985.
1994 unvergleichlicher "Rosenkavalier"
Nach einer weiteren "kleiberlosen" Zeit feierte Kleiber 1994 mit der Uraltinszenierung des "Rosenkavalier" aus dem Jahr 1968, der er in seiner unvergleichlichen Weise neues Leben einhauchte, sowie mit einem Japan-Gastspiel neuerlich einen großen Triumph in Wien. Im selben Jahr wurde der Maestro mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.
Wunschdirigent der Wiener Philharmoniker
Die Wiener Philharmoniker stellten ihren "Wunschdirigenten" in eine Reihe mit Toscanini, Furtwängler, Böhm, Karajan und Bernstein. Zweimal - 1989 und 1994 - eröffnete der "Meister der Verweigerung", der keine Interviews gab, den Philharmoniker-Ball.
1989 leitete Kleiber ein geradezu sensationelles Neujahrskonzert, in dem er zu Gehör brachte, wie ein Johann-Strauß-Walzer klingen soll und wie wienerisch er klingen kann.
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