Zum 75. Todestag Hugo von Hofmannsthals

Der Briefwechsel als (Opern-)Werkstatt

Die lange Kooperation von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss brachte sechs Opern-Uraufführungen hervor. Zu den "Nebenprodukten" zählt ihr Briefwechsel. Dieser wird an drei Terminen, von Michael Heltau gelesen, das kongeniale Wirken beider Künstler beleuchten.

"Ich habe indessen den zweiten Akt nochmals durchgelesen"

Nicht ohne den Blick auf den finanziellen Aspekt hat Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) schon im Jahr 1900 nach einem Pariser Gespräch zwischen ihm und Richard Strauss (1864-1949) ein Ballettszenario für den erfolgreichen Komponisten entworfen, das Strauss allerdings ablehnte.

Er war es aber dann, der sich nach dem Besuch der Reinhardt’schen Inszenierung von Hofmannsthals "Elektra" mit Gertrude Eysolt 1905 in Berlin, bei Hofmannstahl meldete und von Vertonungsabsichten dieses Dramas sprach, obwohl ihm die Ähnlichkeit des Stoffes mit "Salome" zu groß erschien. Diesen Einwand konnte Hofmannsthal entkräften - und damit war der Auftakt zu einem der erfolgreichsten Kapitel in der Opern-Geschichte gegeben.

Jahrzehntelange Zusammenarbeit

Die jahrzehntelange, viennensisch-bajuwarische Koproduktion von Hofmannsthal und Strauss, die zwischen 1909 bis 1933 zu sechs Opern-Uraufführungen und einigen Nebenprodukten geführt hat, gilt nicht nur als ungewöhnliche Quelle des Einblicks in den Konzeptionsvorgang genialer Autoren, sondern sie hatte noch ein weiteres Werk zur Folge, das in seiner Fülle und Eigenart ohne Beispiel ist:

Den Briefwechsel, durch den sich beide Autoren in ihrem literarischen Erscheinungsbild derart stilisiert haben, dass sie 1925 beschlossen, ihn bereits nach vier der sechs Opern, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen - nicht ohne entsprechende Zensurmaßnahmen natürlich!

Historisch-kritische Gesamtausgabe

Franz Strauss, der Sohn des Komponisten, hat das Buch mit familiärer Umsicht ediert. Als Willi Schuh dann 1952 an die historisch-kritische (noch immer nicht vollständige) Gesamtausgabe ging, konnte er sie um 338 Briefe erweitern.

In vollem Ausmaß, in letzter psychologischer Konsequenz, ergeben sich durch die - letztlich in beiden Fällen - posthum editierte Gesamtausgabe Charakterbilder höchst gegensätzlicher Art: Eine Briefpartnerschaft, die trotz des gegenseitigen Verständnisses, nie privat wurde, sich nicht zur Brieffreundschaft entwickelt hat, die aber einen Blickwinkel in die Künstlerwerkstatt eröffnet, der das Rezeptionsverständnis deutlich erhöht.

Michael Heltau liest

In den "Apropos Oper"-Sendungen am 11., 18. und 25. Juli wird der von Michael Heltau gelesene Briefwechsel mit Ausschnitten aus "Elektra", "Rosenkavalier", "Ariadne auf Naxos", der "Frau ohne Schatten", der "Ägyptischen Helena" und der "Arabella" akustisch illustriert.

Damit soll der Entstehungsprozess dieser Koproduktionen, aber auch die charakterlichen Gegensätze zwischen dem sensiblen Dichter, und dem in jeder Hinsicht robusteren Komponisten, die ihre Konflikte gelegentlich mit erstaunlicher Schärfe ausgetragen haben, plastisch beleuchtet werden.

Ein Apropos in eigener Sache: Ab dem 23. Juli bis zum 6. August, dem Tag der Live-Übertragung der "Rosenkavalier"-Premiere in Salzburg, präsentiert oe1.ORF.at ein Special, das von der Entstehung der Oper bis zu einer literarischen Beleuchtung des Werks von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss aus heutiger Sicht reicht.

Links
Hugo von Hofmannsthal
Richard Strauss Institut