In Salzburg hoch geehrt und geadelt
Der "vortreffliche Virtuos Herr Biber"
Heute ist der aus Böhmen stammende Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) vor allem durch seine Instrumentalwerke bekannt. Im Winter 1670/71 kam der "vortreffliche Virtuos" an den Hof des Erzbischofs Max Gandolph nach Salzburg - und machte dort Karriere.
8. April 2017, 21:58
Heute ist uns der in Wartenberg in Böhmen geborene Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) vor allem von seinen Instrumental-Werken her, also durch zum Großteil weltliche Unterhaltungsmusik, bekannt. Bereits der englische Gelehrte und Reisende in Sachen Musik des 18. Jahrhunderts, Dr. Charles Burney, kommt, nachdem er Sonaten von Biber gesehen hatte, zum Schluss:
"Von allen Geigern des vergangenen Jahrhunderts scheint Biber der beste gewesen zu sein, und seine Solos sind bei weitem die schwierigsten und wunderlichsten seiner Zeit." Diese Einschätzung lässt aber nur eine Seite dieses genialen Geigers und Komponisten erkennen, denn: Was für unzählige geistliche Werke österreichischer Komponisten des Barock gilt, trifft auch für Bibers geistliche Musik zu: Sie schlummert nach wie vor zum Großteil noch in den Archiven.
Ein Schüler Schmelzers?
Wo und bei wem Biber sein musikalisches Handwerk erlernte, lässt sich nur vermuten. Denkbar wären Studien in Prag oder Dresden. Die Struktur seiner Werke und Bibers Vorliebe für Elemente und Formen der Volksmusik lassen jedoch den Schluss zu, dass er sowohl im Violinspiel als auch in der Komposition Schüler des Geigenvirtuosen und späteren Hofkapellmeisters Johann Heinrich Schmelzer in Wien war.
Im Dienst des Fürstbischofs von Olmütz
Um die Mitte der 1660er Jahre finden wir Biber im Dienst des Fürstbischofs von Olmütz, Karl Graf Liechtenstein Kastelkorn. Der reiche Fürstbischof hatte sich in Kremsier eine prachtvolle Sommerresidenz erbaut, zu der natürlich auch eine wohlbestallte Hofmusikkapelle gehörte.
Die besten Solisten wurden engagiert, um für Seine Durchlaucht und deren erlauchten Gäste zu musizieren. Biber spielte in diesem Liechtensteinischen Orchester "Violin, Bass und Viola da gamba".
Umfassendes Kremsierer Archiv
Noch heute zeugt das an musikalischen Schätzen reichhaltige Kremsierer Archiv, in dem sich der überwiegende Teil der bekannten Biber-Handschriften erhalten hat, vom äußerst hoch entwickelten Sensorium des Fürstbischofs für musikalische Qualität - und das freilich nicht nur auf dem Gebiet der Kirchenmusik.
Wechsel und Karriere in Salzburg
Natürlich war es damals auch für einen Kirchenfürsten selbstverständlich, dass auch in der Kammer bzw. an der füstbischöflichen Tafel musiziert wurde. Die biografischen Umstände, die Biber schließlich veranlassten, seinen Brotgeber - übrigens ohne Einverständnis des Fürsten - zu wechseln, liegen im Dunkeln.
Im Winter 1670/71 übersiedelt der "vortreffliche Virtuos Herr Biber", wie ihn der berühmte Geigenmacher Jacob Stainer nennt, an den Hof des Erzbischofs Max Gandolph nach Salzburg und tritt seinen Dienst als Mitglied der Hofkapelle an. In Salzburg machte Biber Karriere und erlangte schließlich, nachdem er zunächst zum Leiter der Dom-Singknaben und zum Vizekapellmeister ernannt worden war, 1684 den höchsten Posten für einen Musiker in Salzburg: Das Amt des Hofkapellmeisters.
"Hochfürstlicher Saltzburgischer Truchses"
Er sei "wirklich Hochfürstlicher Saltzburgischer Truchses, der das Essen auf die Tafel setzt, und Capellmeister gewesen", konnte man anno 1740 bei Johann Mattheson lesen. Die Verwendung eines so talentierten Musikers in einer zweiten Funktion am Hof mag heute verwundern, damals war dies, wie viele Beispiele zeigen, durchaus nichts Besonderes.
Geschätzt wurde Biber aber nicht nur in Salzburg. Kaiser Leopold I. belohnte ihn mit "drey güldenen Ketten und verlieh ihm schließlich sogar den Adelstitel "von Bibern": Hoch geehrt starb Heinrich Ignaz Franz Biber am 3. Mai 1704 in Salzburg.