EIn kleiner Mann mit großer Stimme

Multimedia-Star der 30er

"Ein Lied geht um die Welt" machte ihn einst weltberühmt: Joseph Schmidt. Der kleine Tenor mit der großen Stimme und dem tragischen Schicksal, der in den 30er Jahren durch Schallplatte und Radio ein Millionen-Publikum gewann, wäre am Donnerstag 100 Jahre alt.

Die beiden Lieder "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben" und "Ein Lied geht um die Welt" haben ihn berühmt gemacht: Der Tenor Joseph Schmidt war wohl einer der ersten Sänger, der sich im vergangenen Jahrhundert multimedial auf der Schallplatte ebenso wie im noch jungen Radio und Tonfilm durchsetzte. Eine ungeheure Popularität bei einem Millionen-Publikum war der Lohn für Schmidt, der am 4. März 100 Jahre alt geworden wäre.

Der aus einer jüdischen Familie aus Davideny in der rumänischen Bukowina stammende Sänger musste nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 in die Emigration gehen. Joseph Schmidt, einer der populärsten Opern- und Liedsänger der 30er-Jahre, starb 1942 in einem Flüchtlingslager in der Schweiz.

Zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland

Aus Anlass des Gedenktages wird Schmidt mit mehreren Veranstaltungen in Deutschland geehrt. Der Reigen beginnt mit einem Festakt am 4. März im Rathaus Köpenick, bei dem auch eine Musikschule nach Schmidt benannt wird. Am selben Tag wird eine Ausstellung mit dem Titel "Ein Stern fällt... " eröffnet.

Am 9. März ist im Filmhaus am Potsdamer Platz der Film "Ein Lied geht um die Welt" von Richard Oswald aus dem Jahr 1933 mit Schmidt, Viktor de Kowa und Charlotte Ander zu sehen. Das Leben des Tenors lieferte die Idee zu diesem Film, der am 9. Mai 1933 im Berliner Zoopalast Premiere hatte.

Sonderbriefmarke zum 100er

Am 24. März ehrt die Berliner Jüdische Gemeinde den Tenor mit einem Festakt. Dabei stellt der deutsche Finanzminister Hans Eichel (SPD) eine Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag Joseph Schmidts vor.

Namensgeber für Wiener Platz

Im Februar 1995 wurde der neu gestaltete Platz hinter dem Gebäude der "Österreichischen Lotterien" Ecke Kleistgasse/Aspangstraße in Wien-Landstraße im Rahmen eines Bezirksfestes nach dem Tenor benannt. Denn Schmidt hatte Bezüge zu Wien.

Seine großen Erfolge feierte der deutsche Tenor rumänischer Herkunft zwischen 1933 und 1936. Ersten Gesangsunterricht erhielt er am Wiener Konservatorium, nach Wien flüchtete er 1933 vor den Nazis. Zu seinem 90. Geburtstag hatte der "Kulturverein Innere Stadt" 1994 in der "Bank Austria"-Filiale Operngasse unter dem Titel "Sein Leben, seine Lieder... " eine Ausstellung gestaltet.

Weltberühmt durch Rundfunk, Schallplatte und Film

Wegen seiner Körpergröße von nur 1,50 Meter trat der kleine Sänger mit der großen Stimme nie auf einer Opernbühne auf. Da ihm der Ruhm der Operntheater versagt blieb, konzentrierte er sich auf Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen, die ihn schließlich weltberühmt machten.

Popularität erlangte er auch als Konzertsänger und mit Filmauftritten, etwa in "Ein Lied geht um die Welt", "Ein Stern fällt vom Himmel" und "Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben".

1942 Flucht in die Schweiz

Aber auch in Österreich war der jüdische Sänger nur bis zum "Anschluss" 1938 sicher. Nach zwei Gastspielen in den USA sang Joseph Schmidt in den ersten Kriegsjahren in den Niederlanden, in Belgien und Frankreich, von wo er 1942 in die Schweiz flüchtete. Dort starb der kleine "große" Sänger kurz darauf in einem Internierungslager. Er war gerade 38 Jahre alt.