Porträt Alois Huber
Musik - ein mächtiges Medium
Alois Huber, laut Eigendefinition von Beruf Psychokybernetiker, ist gemeinsam mit Franz Pomassl Begründer des Interface Operation Labels "Laton Records". Hubers Musik entsteht aus der Spannung von Gegensätzlichem.
8. April 2017, 21:58
Album "E mbient II": "Tm 5"
In der Musik, erzählt Alois Huber, hätte er eine Möglichkeit gefunden, die unterschiedlichen und mitunter auch widersprüchlichen Situationen, Erfahrungen und Gefühlslagen, die sein Leben formen, zusammenzuführen.
Eigentlich wollte er ja Schriftsteller werden, berichtet Huber, der im Alter von 16 Jahren den "Amnesty-Friedenstheaterpreis" verliehen bekam. "Aber bald bin ich an die Grenzen der Sprache gestoßen. Daraufhin habe ich mich vermehrt der Musik zugewandt. Musik lässt sich nicht wirklich fassen. Musik verkörpert für mich Freiheit, und deswegen liebe ich Musik."
"In der Musik hat alles Platz"
Außerdem, so Huber, könne man mit Musik zeigen, dass letztendlich alles im Leben in Zusammenhang steht. "Das mag im ersten Moment vielleicht ein wenig platt klingen, aber es hat doch auch etwas sehr Versöhnliches."
"In der Musik hat letztendlich alles Platz und das zu erkennen, macht auch demütig. Weil man plötzlich merkt, wie mächtig dieses Medium eigentlich ist, mit dem man es hier zu tun hat", erklärt Huber.
Ländliche Einflüsse
Alois Huber, Gastwirtssohn und Kind einer Weinbauerfamilie, ist im südlichen Waldviertel in der Nähe der Wachau zu Hause. Diese soziale Verwurzeltheit hätte sein musikalisches Schaffen auf subtile Art und Weise geprägt, nicht nur die Sound-Ästhetik betreffend.
Aufgewachsen ist Huber in einer Gegend, die nicht viel für Menschen zu bieten hatte, die sich für experimentelle Musik interessierten. "Es hat ja in dieser Hinsicht auf dem Land nichts gegeben. Wir haben unsere Clubs dann auch stolz selber aufgebaut - ohne Finanzierung, ohne Kunstsponsoring."
Gegensätze Land - Stadt
"Aber am Land war so etwas eben auch möglich", erinnert sich Alois Huber. "In Wien hätten wir uns wahrscheinlich an irgendein Jugendzentrum wenden müssen, mit der Bitte um Proberäume. Vielleicht wären wir damals auch in die Gassergasse gegangen. Wir hier am Land waren einfach immer schon sehr praktisch orientiert. Und wir haben die sozialen Mechanismen, die hinter der Clubkultur stecken, vielleicht auch ein wenig schneller durchschaut."
Vom Beatkeller zum Musik-Club
Alois Huber begann sich sehr früh für das soziale Konstrukt zu interessieren, das Musik-Produzenten und Konsumenten miteinander verbindet. 1978, damals war Huber gerade zwölf, baute er gemeinsam mit Freunden einige Räumlichkeiten in einem der elterlichen Weinkeller zu einem Veranstaltungsraum um.
In den frühen 80er Jahren entwickelte sich der Beatkeller in Schilter, so der Name des umfunktionierten Weinkellers, schnell zu dem lebhaftesten Treffpunkt für Liebhaber unkonventioneller Musik- und Clubabende der gesamten Region.
Formation "Dependance" & "Laton Records"
Etwa Mitte der 80er Jahre gründete Huber dann gemeinsam mit Franz Pomassl, Andreas Maurer und dem mittlerweile verstorbenen Ed Braun die berüchtigte Techno-Schamanen-Formation "Dependance".
Wenig später wurde das Interface Operation Label "Laton Records" ins Leben gerufen, Keimzelle des akustischen Widerstands, stets bereit, tradierte Wahrnehmungsmuster zu hinterfragen und mit gezielten Eingriffen neue Assoziationsketten beim Rezipienten auszulösen.
Soziale Zusammenhänge
Das Spannende im Beatkeller war eigentlich die Zusammensetzung des Publikums, erzählt Alois Huber: "Wenn dann die 15 Neonazis plötzlich einmarschieren, oder die 18 Bauernjungen, die gerade vom Landfest kommen, oder die fünf alten Kameradschaftsbündler - dann ist jeder elektronische Musiker nicht nur mit seinem Werk, sondern vor allem auch als Mensch gefordert"
Und resümiert: "Das war und ist auch noch immer eine wichtige Komponente des Beatkellers: In einer überschaubaren Atmosphäre Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen, die Möglichkeit zu bieten, etwas Neues kennen zu lernen. Und das hat auch eigentlich immer sehr gut funktioniert."
Trainer, Coach & "ASINOE"-Gründer
1991 gründete Alois Huber, der als freiberuflicher Trainer und Coach im Bereich der strategischen Personalentwicklung tätig ist, "ASINOE", die "Archäologisch Soziale Initiative Nös", die er auch bis 1997 selber als Geschäftsführer leitete.
Ziel von ASINOE war und ist es, Arbeitssuchende im Bereich archäologischer Grabungen zu beschäftigen und auch zu qualifizieren.
Sound-Archäologie
"Wenn ich einen Sound vor mir habe, dann beginne ich wie ein Archäologe, in diesem Sound zu graben. Ich lege ihn frei und sichere ihn, um anschließend den Sound zu sampeln und mit ihm zu arbeiten. Vor allem achte ich darauf, dass nichts an all diesen winzigen Bruchstücken verloren geht, an all diesen wunderbaren Schätzen. In der kürzesten Sequenz kann mitunter der genialste Track versteckt sein. Diese Achtsamkeit gegenüber Musik, habe ich in der Archäologie gelernt", analysiert Alois Huber.
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