Der Kabarettist Christian Hölbling

Helfried heiratet

Nach jahrelangen "Vortragsreisen", auf denen der österreichische Komiker Christian Hölbling das Publikum zwischen Berlin und Bozen, Basel und Wien verzückte, lässt er seine skurrile Kunstfigur "Helfried" nun in den Hafen der Ehe segeln.

Helfried ist wieder da! Die komisch-kabarettistische Kunstfigur, die mit ihrem Schöpfer, dem Steirer Christian Hölbling, jahrelang auf Vortragsreise zwischen Berlin, Bozen und Basel unterwegs war, ist wieder nach Wien zurückgekehrt. In gewohnt autoritärer Manier lädt Helfried wieder zu seinen belehrenden Vorträgen ein, diesmal zu einem Heiratsseminar, das er in eigener Sache veranstaltet.

Ein Hauch von Tollpatschigkeit

Wie schon bei seinem ersten Erscheinen vor vier Jahren verlangt Helfried seinen Zuhörern größtmögliche Aufmerksamkeit und Disziplin ab. An seiner äußeren Erscheinungsform - altmodischer Anzug mit korrekter Bügelfalte, strenge Brille und akkurat gekämmtes Haar - hat sich nichts geändert.

Die Körperhaltung drückt nach wie vor die innere Befindlichkeit aus: ein zutiefst verklemmter, rechthaberischer und doch von Unsicherheit geplagter Zeitgenosse versteckt sich in einem Körperpanzer, gestützt durch Ordnung und Disziplin. Seine Schrullen und Macken haben sich verstärkt. Umso überraschender ist die Tatsache, dass Helfried ans Heiraten denkt. Denn die Kunstfigur Helfried repräsentiert in seiner traurigen Erscheinung den Bilderbuch-Hagestolz, der eine Mischung aus Verzweiflung und Aggression vermittelt.

"Helfried ist ein Archetyp"

Christian Hölbling, der für die Hochzeitsvorbereitungen seiner Kunstfigur Unterstützung vom Regisseur Hans Peter Horner sowie vom Film- und Theatermusiker Gerhard Gruber erhalten hat, beschreibt Helfried folgendermaßen:

"Er ist ein Archetyp. Man kennt solche lehrerhaften Typen, die etwas geizig sind und verschroben. Jeder kennt mindestens eine Person, die so ist. Eine Figur, wie der Helfried, bleibt sich in den Grundzügen treu."

Helfrieds Hochzeitsvorbereitungen

Helfried hat ein Problem: Findet er nicht innerhalb von acht Monaten eine Frau, fällt das Vermögen seiner Erbtante Hedwig einem ungarischen Monsignore zu. Also bleibt dem Bräutigam wider Willen nichts anderes übrig, als sich mit Hilfe des Publikums an die Hochzeitsvorbereitungen zu machen. Die Braut hat zwar noch nicht "ja" gesagt, aber für alle Fälle sorgt Helfried vor, falls er es doch noch wagen sollte, das Fräulein Ingeborg aus dem Café anzusprechen.

Lieber Komiker als Kabarettist

Christian Hölbling versucht in seinem neuen Programm, sich immer mehr vom Kabarett abzuwenden und sein Solo-Stück theatralisch umzusetzen. Denn, obwohl er erst kürzlich mit dem Hamburger Comedy Pokal 2004, der mit 2500 Euro dotiert ist, ausgezeichnet wurde und auch schon Träger des Bonner Prix Pantheon ist, sieht er seinen Weg abseits der Kabarettbühnen:

"Ich habe auch das alte Programm nicht als Kabarett bezeichnet, sondern als Komik. Komik trifft's für mich mehr, da Komik und Tragik einander bedingen. Wenn jetzt die eingefleischten Hardcore-Kabarett-Fans in die Vorstellung kommen, werden sie sicher kein Kabarett in dieser Form finden. Mir war klar, dass ich mit der Helfried-Geschichte den Boden des Kabaretts verlasse. Das war auch gewollt. Ich möchte lieber Komiker als Kabarettist sein, da mich Kabarett als Form nicht mehr so interessiert. Mich interessieren die roten Fäden, die Geschichten und die Psychologie dahinter wesentlich mehr als etwa Tagespolitik."

Mehr Tragik als Komik

Ganz gelingt es Christian Hölbling nicht, die Erwartungen jener Zuschauer zu erfüllen, die sich den bitterbösen, politisch unkorrekten Helfried erwartet haben, der beim internationalen "Maulhelden-Festival" in Berlin und beim Humor-Festival im Schweizerischen Arosa sowie im Hamburger "Quatsch Comedy Club" reüssierte. Der "komische Perversling", wie ihn einmal Zeitungskritiker bezeichneten, hat etwas von seiner Komik eingebüßt. Die Tragik hat sich in den Vordergrund geschoben.