Ein multidimensionales Therapiekonzept
Von Heilkunst und Heilwissenschaft
Über 80 Prozent aller Krebskranken fragen ihren Arzt nach komplementären, also ergänzenden Heilmethoden. Grund dafür sind ein massives Unbehagen vieler Betroffener gegenüber konventioneller Behandlungen und ihrer Nebenwirkungen.
8. April 2017, 21:58
Der Onkologe Friedrich Douwes über Pharmaindustrie und Krebstherapie
Auch massive Steigerungen von Chemo- und Strahlentherapien konnten bisher die Krebssterblichkeit generell nicht nachhaltig senken, wie Statistiken belegen. Komplementärmediziner wie der Tiroler Klinikleiter Volkmar Wirth kritisieren in diesem Zusammenhang die alleinige Konzentration der Schulmedizin auf die Zerstörung des Tumors.
Denn der Tumor sei nur das Produkt eines fehlgeleiteten Regulationsvorgangs, nicht aber die Krankheit selber. Parallel zur Bekämpfung des Tumors sei es deshalb notwendig, dass Terrain zu sanieren, auf dem der Krebs überhaupt entstehen konnte.
Von High Tech bis Pflanzenmedizin
Der belgische Biochemiker und Therapeut nach traditioneller chinesischer Medizin Francoise Ramakers bezeichnet Krebs als ein multidimensionales Geschehen, dass sich auf der molekularbiologischen, energetischen und geistigen Ebene des Menschen abspielt. Ebenso vielschichtig müsse Krebs auch behandelt werden.
Zu den komplementären, also Standartmethoden ergänzende Therapien gehören alte naturheilkundliche Verfahren wie die Gabe von Mistelextrakten, asiatische Heilmethoden wie die traditionelle chinesische Medizin aber auch Immunbiologische High-Tech-Verfahren wie die sogenannte Hyperthermie, bei der der Tumor mit Hitze behandelt wird.
Neue Immunbiologische Verfahren
In der deutschen Klinik St. Georg im bayrischen Bad Aibling versucht man die noch übliche Trennung in Akut-Behandlung und Rehabilitation bei Krebspatienten aufheben - zugunsten einer Medizin, die von Beginn der Krebstherapie an Standartmethoden und ergänzende Heilverfahren miteinander kombiniert.
Dies geschieht auch mit Hilfe einer Tumorbank, in der Gewebeproben über Jahrzehnte lebend gehalten werden können, um bei Bedarf die biologischen Eigenschaften des Tumors zu prüfen. Günstig ist dies für den Chemosensitivitätstest: anhand körpereigner Zellen kann vor Beginn der Chemotherapie getestet werden, auf welche Zellgifte - Zytostatika - der Patient am besten anspricht.
Von Quacksalberein und nützlichen Ergänzungen
Anhänger der Komplementärmedizin betonen, dass Naturheilverfahren ebenso wie konventionelle Methoden kritisch hinsichtlich ihrer Sicherheit und vor allem ihrer Wirkung untersucht werden müssen. Patienten sollen so vor Quacksalberei und gefährlichen Außenseitermethoden geschützt werden. Theoretisch ein wichtiges Unterfangen, in der Praxis jedoch problematisch.
Ein Beispiel: Komplementärmedizin therapiert oft im Verbund mit verschiedensten Methoden: das heißt, dass eine Entschlackung und Darmsanierung mit einer Ernährungsumstellung, Kräuter- und Pflanzenmedizin sowie physikalischen Maßnahmen und einer gezielten seelische Betreuung einhergehen kann. All diese Maßnahmen wirken, da sie systemisch aufeinander abgestimmt sind, sie separat zu untersuchen, wäre sinnlos. Genau dies verlangt aber das Versuchsdesign klinischer Forschung.
Von Hoffnungslosigkeit und Überlebenswillen
Der amerikanische Mitbegründer der Psychoonkologie Carl Simonton betont die Notwendigkeit wissenschaftlicher Forschung, bemerkt jedoch zugleich, dass es kein perfektes Forschungsdesign gäbe.
Der ausgebildete Radiologe Simonton kam auf die Entwicklung seiner Methode als er feststellte, dass viele Patienten aufgrund von Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit vielversprechende Therapien abbrachen.
Simonton beschäftigte sich daraufhin mit der Rolle des Geistes und der Gefühle im Heilungsprozess und entwickelte ein Programm zur Unterstützung menschlicher Selbstheilungskräfte.
Dabei geht es jedoch nicht um das Erlernen einer esoterischen Technik, sondern um das Lösen einer selbstgemachten Bremse. Einer Bremse, die den Organismus daran hindert, seiner natürlichen Aufgabe nachzukommen: nämlich entartete Zellen mit Hilfe eines intakten Immunsystems zu identifizieren und zu eliminieren.
7. Radiopreis der Erwachsenbildung
Die Autorin dieses Beitrags Claudia Kuschinski-Wallach wurde für ihr Ö1 "Radiokolleg" zum Thema "Von Heilkunst und Heilwissenschaft" mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung in der Sparte Bildung/Wissenschaft ausgezeichnet.
Mehr über den Radiopreis der Erwachsenbildung in oe1.ORF.at
Download-Tipp
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Buch-Tipps
O. Carl Simonton, Auf dem Weg der Besserung, Schritte zur körperlichen und spirituellen Heilung", Rowohlt, ISBN 3499611600
O. Carl Simonton, "Wieder gesund werden", Rowohlt, ISBN 3499611899
Elisabeth Kübler-Ross, "Befreiung aus der Angst", Droemer Knaur, ISBN 3426774593
Links
"Gruppe 94" - Zentrum für ganzheitliche Krebsberatung
Gesundungszentrum Integramed - Klinik für ganzheitliche und integrative Krebsmedizin