Musiker, Vegetarier und Radfahrer
Georg Tintner, ein Musik-Vermittler
Georg Tintner wurde in Wien geboren, begann bei den Wiener Sängerknaben und dirigierte bereits als Jugendlicher eigene Werke. 1938 musste er vor den Nazis fliehen. Das Label "Naxos" widmet dem Dirigenten und Musik-Vermittler nun eine 12-teilige CD-Edition.
8. April 2017, 21:58
Tintner-Einführung zu Bahms' Vierter Symphonie
Mozarts No. 40 war für ihn die größte Symphonie aller Zeiten. Schubert, so meinte er, habe eine musikalische Sprache der Wiener Vorstadt komponiert. Haydns Musik sei voll von "open air feeling". Und für Robert Schumanns Werke falle ihm nur ein deutsches Wort ein, für das er noch kein englisches Äquivalent gefunden habe: "Schwärmerisch". Georg Tintner (1917-1999) war ein Mann der Musik-Vermittlung. Das hat sein Leben mit sich gebracht, denn er wirkte vor allem an Orten, an denen klassische Musik lange nicht so zum Alltag gehörte wie in seiner ursprünglichen Heimat.
Gebürtiger Wiener, Jahrgang 1917
Georg Tintner wurde 1917 in Wien geboren, begann seine musikalische Ausbildung bei den Wiener Sängerknaben, und dirigierte bereits als jugendlicher eigene Werke. 1938 musste er vor den Nationalsozialisten flüchten, und kam über England nach Neuseeland. Ende der 1940er Jahre leitete er in Auckland Orchester und Chöre. In den 50er Jahren arbeitete er in Australien als Operndirektor, und 1966 übersiedelte Georg Tintner nach Südafrika, um das Orchester von Kapstadt zu dirigieren.
England und Kanada
Auch dort hielt es den überzeugten Pazifisten nicht lange, und Tintner ging wieder nach England, um mit verschiedenen Orchestern und an der Londoner "Sadler's Wells Opera" zu wirken. In den 70er Jahren schließlich begann seine langjährige Arbeit in Kanada, die 1987 in das Chefdirigat des jungen "Nova Scotia Symphony Orchestra" mündete. Mit ihm musizierte Georg Tintner das klassische symphonische Repertoire von Haydn bis Sibelius, sehr oft in Radio Übertragungen der "Canadian Broadcasting Corporation", in denen er stets auch Konzert-Einführungen gab.
Vegetarier und Radfahrer
Georg Tintner, gestorben im Oktober 1999 in Halifax, war strenger Vegetarier - in Neuseeland hatte er knapp nach seiner Emigration eine Geflügelfarm geleitet! Und er fuhr Fahrrad als "Ausdruck äußerster Harmlosigkeit".
CD-Edition
Die Firma "Naxos", sonst ein erfolgreiches Billig-Label, widmet Georg Tintner nun eine 12-teilige CD-Edition, die auch seine Konzert-Einführungen beinhaltet. Und das "Nova Scotia Symphony Orchestra" spielt teilweise erstaunlich gut - wie etwa die zweite Serenade von Johannes Brahms.
Eine Kostprobe
Ein kleines Beispiel, das als Ausschnitt im Audioteil zu hören ist, als Kostprobe für eine der zahlreichen Konzert-Einführungen - in diesem Fall zur Vierten Symphonie von Johannes Brahms - von Georg Tintner:
"In den 1880er Jahren schrieb Johannes Brahms an Hans von Bülow: 'Ich habe eben vier kleine entre act´s vollendet. Aber ich möchte Sie warnen: Dort, wo ich gerade bin' - das war in einem Ort namens Mürzzuschlag in der Steiermark - 'reifen die Kirschen nie. Daher kann die Musik etwas sauer sein ... '"
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