Kabarettistische Antidepressiva
Das Affront-Theater
Fritz Egger und Johannes Pillinger haben ein neues Mittel gegen Lustlosigkeit, Politikverdrossenheit und Beschwerden jeden Alters gefunden. Rezept- und ambulanzgebührenfrei bieten sie kabarettistische Antidepressiva.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitt aus dem neuen Programm "Affrontisiakum"
"Nach 15 Jahren Affront-Theater haben wir uns gedacht, einmal ein Programm über die Liebe im weitesten Sinn zu machen. Dazu gehört auch, dass man die Beziehungen, in die man verstrickt ist, einmal genauer unter die Lupe nimmt: also unsere Beziehung zueinander und zu unserem Publikum."
Soweit der Schauspieler Fritz Egger und der Musiker Johannes Pillinger über ihr neues Programm "Affrontisiakum" - einem probaten Mittel gegen Lustlosigkeit, Politikverdrossenheit und Beschwerden jeden Alters.
Satirische Seitenhiebe
Mit Provokation, satirischen Seitenhieben in Richtung Politik und privates Biedermeiertum und mit einigen durchaus besinnlichen Liedern werden in "Affrontisiakum" soziale wie gesellschaftliche Bindungen der unterschiedlichsten Art kabarettistisch durchleuchtet und ganz und gar nicht mit Samthandschuhen angepackt.
Politisch provokant
Fritz Egger und seine Co-Autoren Fritz Popp und Manfred Koch spüren reichlich Beziehungen in Schieflage auf, die Stoff für Satire bieten. Ganz dem Grundsatz von Fritz Egger folgend, dass Kabarett auch immer politisch sein soll, wendet sich das Affronttheater mit großer Spielfreude zunächst einer Beziehung zu, die alle angeht: Höchst provokant wird das Verhältnis zwischen dem Bürger und seinen demokratisch gewählten Vertretern dargestellt. Dieses hat in den letzten Jahren - so die Einschätzung des Affronttheaters - eine höchst eigenwillige Dynamik entwickelt:
"Die Beziehung zwischen dem österreichischen Volk und seinen Politikern muss eine sadomasochistische sein," konstatieren der Kabarettist und sein Musiker. "Denn was sich die Österreicher von der Regierung gefallen lassen, ist pervers!"
Kabarett über Beziehungsgeschädigte
"Affrontisiakum" ist eigentlich ein etwas irreführender Titel, denn Fritz Egger und Johannes Pillinger liefern keinen Abend, der ausschließlich dem reinen Vergnügen gewidmet ist. Ihre ramponierten Liebesgeschichten enden häufig im Desaster, in Einsamkeit und - wie schon gehört - in der Perversion.
Der letzte Ausweg für Beziehungsgeschädigte ist häufig die Tierliebe. Wenn es mit der Ehe nicht mehr klappt, dann tauscht man die Ehefrau gegen einen Hund ein, gegen des Menschen besten Freund. Heiratsgeschichten arten im Rosenkrieg aus, und anfängliche Verliebtheiten enden in einem Routinealltag. Bitterböse ist der satirische Befund des Affronttheaters über die Beziehungsfähigkeit des modernen Menschen.
Körpersprache statt Requisiten
Schon in der letzten Produktion "Augen weit zu" hat sich abgezeichnet, dass Fritz Egger und sein musikalischer Johannes Pillinger weder Bühnenbild noch Kostüme und Requisiten benötigen, um ihre kabarettistischen Inhalte zu vermitteln. Die Mönchskutte, der Schlapperpullover des Ökofreaks und die Trachtenjacke des zahnlosen Alten wurden in "Affrontisiakum" endgültig an den Nagel gehängt. Zwar tauchen immer wieder die altbewährten und wohlerprobten Figuren aus früheren Programmen auf, um dem Thema des Abends ihre Beziehungsgeschichten beizusteuern, doch nun vertraut Fritz Egger endlich auf sein schauspielerisches Talent, die Figuren durch Körpersprache, Mimik und Dialekt ausreichend und durchaus komisch zu charakterisieren.