Himmelskugeln, Taschengloben und mehr
Bücher in Kugelform
Himmel und Erde, so weit das Auge reicht: Das weltweit einzigartige Globenmuseum in der österreichischen Nationalbibliothek umfasst etwa 400 Objekte, anhand derer sich auch der Wandel des Weltbilds seit dem 16. Jahrhundert nachvollziehen lässt.
8. April 2017, 21:58
Der Direktor des Globenmuesums Mag. Jan Mokre über sein Museum
Im letzten Stockwerk unter den Dächern der Österreichischen Nationalbibliothek verbirgt sich eine weltweit einzigartige Ausstellung: das Globenmuseum. In den Vitrinen in den Schauräumen, und, dicht gedrängt in nicht öffentlich zugänglichen Räumen daneben, stehen sie: unzählige Kugeln in allen Größen und verschiedenster Ausfertigung aus den vergangenen rund 500 Jahren - tennisballgroße Taschengloben, barocke Prunkgloben und Himmelskugeln mit ausgemalten Sternbildern.
Himmel und Erde
Häufig sind zwei, die offensichtlich zusammengehören: eine, die die Erde darstellt - und dazu der Himmelsglobus, das All gedacht wie eine Kugel um die Erde, an deren Oberfläche all die Sterne und Sternbilder eingezeichnet sind.
Schon in der Antike wurden Erdgloben, und, noch lieber, Himmelsgloben angefertigt. Für Erdgloben fehlten noch zu viele Informationen, auch wenn die Kugelgestalt der Erde unter den Gelehrten der Antike außer Streit stand.
Vor allem die Himmelsgloben blieben in der arabischen Wissenschaft erhalten und kamen von dort, über Sizilien und Südspanien, im 15. Jahrhundert wieder zurück nach Europa. Mit den Entdeckungsreisen und der damit verbundenen europäischen Expansion rund um die ganze Erde wurde auch der Erdglobus zunehmend interessant.
Zeugen des Wissenstandes
Globen kamen schnell en vogue. Die kunstvoll bemalten Kugeln belegen auch, wie sich das Wissen um die Oberfläche der Erde im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte veränderte und vermehrte.
Besonders deutlich wird das am Beispiel Südamerikas: von dem Kontinent kannte man zunächst nur die Ostküste, das Land dahinter wurde dazuphantasiert, bis die ersten Schiffe an der Westküste anlegten. Auf Globen des frühen 16. Jahrhunderts hat Südamerika daher die Form eines Boomerangs.
Die Coronelli Gesellschaft
Wien ist ein zentraler Platz für Globeninteressierte. Hier sind einige der bedeutendsten Privatsammlungen, das Globenmuseum ist weltweit einzigartig und die Internationale Coronelli Gesellschaft wurde 1952 Jahren ebenfalls in Wien gegründet.
Die internationale Coronelli Gesellschaft für Globenkunde hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, möglichst alle alten Globen weltweit zu inventarisieren. Benannt ist sie nach Pater Vincenzo Coronelli, der im 17. Jahrhundert kunstvolle Globen in allen Dimensionen anfertigte - einige Exemplare finden sich auch im Globenmuseum.
Ein neuer Standort
Die vielen historischen Globen warten auf ein neues zuhause. Was heute eine zur Schau gestellte Sammlung ist, soll schon bald ein richtiges Museum werden. Mitte 2005 übersiedelt das Museum in neue Räumlichkeiten in der Herrengasse.
Es wird dann nicht nur längere Öffnungszeiten haben, sondern vor allem ein neues Konzept: einzelne Aspekte der Globenkunde werden in abgeschlossenen, selbsterklärenden Nischen ausgestellt. Individuelle Recherchen werden die Besucher außerdem an einem eigens entwickelten virtuellen Globus durchführen können.