Eine Lebensgeschichte voller Extreme

Die "Ohne-Mich-Generation"

Der Physiker und Friedensaktivist Hans-Peter Dürr wird heuer 75 Jahre alt. Als fünfzehnjähriger Frontsoldat in den letzten Kriegsmonaten - nur wenige seiner Kameraden überlebten - nannte er seinen Jahrgang die "Ohne-Mich-Generation“.

Doris Stoisser im Gespräch mit Hans-Peter Dürr

Für sich persönlich zog Hans-Peter Dürr aus seinen Erfahrungen als "Kanonenfutter" eine Konsequenz: der Politik möglichst fern zu bleiben, unabhängig zu sein, seinen eigenen Interessen nachzugehen. Für ihn hieß das Wissenschafter zu werden.

Nach einem Physikstudium in Stuttgart ging Dürr in den Fünfziger Jahren mit einem Stipendium an die University of California in Berkeley. Er promovierte bei Edward Teller, dem "Vater der Wasserstoffbombe“, hörte Vorlesungen von Hannah Arendt und erlebte die hochpolitischen Auseinandersetzungen und Diskussionen der 60er Jahre.

"Alles ist politisch"

Zurück in Deutschland wurde er Mitarbeiter und später Nachfolger von Werner Heisenberg am Max-Planck-Institut für Physik. Nach Jahren des wissenschaftlichen Arbeitens holte ihn die Erkenntnis ein, dass die Politik sich nicht ausblenden lässt. Mit der Diskussion um das Thema "Kernenergie" begann 1971 Hans-Peter Dürrs Engagement als Friedensaktivist - im Vorstand von Greenpeace, bei den "Pugwash“ Konferenzen.

Alternativer Nobelpreis

Als er den Beweis lieferte, dass die unter Ronald Reagan entwickelte (und heute von Präsident Bush erneuerte) "Strategische Verteidigungsinitiative“ (SDI) wirkungslos und eine Geldverschwendung sei, wurde Hans-Peter Dürr über Fachkreise hinaus bekannt. 1987 wurde ihm dafür der Alternative Nobelpreis verliehen.

Dürr wirkte an der Befreiung Andrej Sacharows mit, förderte die Zusammenarbeit mit der Russischen Akademie der Wissenschaften und begründete das "Global Challenges Network“. Noch heute ist der 75-jährige Dürr unermüdlich unterwegs, um für seine Anliegen einzutreten.

Doris Stoisser hat ihn in München besucht und dort das Gespräch mit ihm aufgenommen.