Slowakisches Selbstverständnis steigt
Slowaken in Österreich
Seit der letzten Volkszählung 2001 bekennen sich wieder mehr Menschen in Österreich zur slowakischen Sprache. Die Gemeinschaft der Slowaken in Österreich ist vielfältig strukturiert.
8. April 2017, 21:58
Die Gemeinschaft der Slowaken in Österreich ist vielfältig strukturiert. Zum Teil sind es Angehörige der zweiten und dritten Generation von nach Österreich Ausgewanderten. Zum anderen Teil ergriffen viele aus wirtschaftlichen und politischen Gründen die Flucht aus der ehemaligen Tschechoslowakei. "Wir wollten unseren Kindern eine bessere Zukunft bieten", "Wir wollten in die Freiheit", sind häufig genannte Motive.
Viele haben sich in Österreich etabliert, leider auch gänzlich assimiliert, meinen die Volksgruppenvertreter. Seit der Anerkennung als eigenständige Volksgruppe im Jahr 1992 steigt jedoch das Selbstverständnis, das durch die friedliche Trennung der Tschechoslowakei am 1. Jänner 1993 gestärkt worden ist.
Umgangssprache Slowakisch
Seit der letzten Volkszählung 2001 bekennen sich wieder mehr zur slowakischen Umgangssprache, vor allem junge Menschen nützen die Möglichkeit, zweisprachige Schulen zu besuchen, oder im "Österreichisch-Slowakischen Kulturverein", das Angebot zu nützen, ihre Muttersprache zu perfektionieren und Kulturangebote in slowakischer Sprache zu konsumieren.
Wechselhafte Geschichte
Slowaken sind schon seit Jahrhunderten in Österreich beheimatet. Schon im Frühmittelalter waren im Nordosten von Niederösterreich beheimatet, die sich in weiterer Folge jedoch assimilierten. Die nächste Besiedlung erfolgte nach dem dreißigjährigen Krieg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Um 1900 war schließlich der Höchststand mit 60.000 Slowaken erreicht. Die jüngsten Schätzungen der Volksgruppe gehen von einer Zahl, die sich um die 20.000 bewegt, aus.
Austausch Wien-Bratislava
Wien und Bratislava, die zwei nächstgelegenen Hauptstädte Europas, waren vor etwa hundert Jahren beliebtes gegenseitiges Ausflugsziel. Man fuhr mit "der Elektrischen" auf Besuch zu den Verwandten oder Bekannten, man pflegte regen kulturellen Austausch.
Mit dem "Eisernen Vorhang" nach dem "Zweiten Weltkrieg" herrschte bis zur "Samtenen Wende" im Jahr 1989 weitgehend Beziehungsstille.
Wilma Zubek und Talibor Karvai
Die achtzigjährige Wilma Zubek und der achtzehnjährige Geiger Talibor Karvai sind Vertreter der slowakischen Volksgruppe, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie ist 1924 in Wien geboren, ihre Eltern waren schon als Kinder nach Österreich gekommen. 1938 flüchteten sie mit Wilma in den damals entstehenden slowakischen Staat vor dem Hitlerregime, nach 1945 kehrten sie wieder zurück, um dem Kommunismus zu entkommen.
Für Wilma eine schwere Entscheidung: Sie hatte sich in einen Slowaken verliebt. 1951 gelang ihm die Flucht nach Österreich und sie konnten endlich heiraten. "Ich bin eine echte Auslandsslowakin", verkündet die rüstige Greisin und wirft einen liebevollen Blick auf das Bild ihres vor einem Jahr verstorbenen Mannes. Was sie gar nicht versteht, ist es, ihre Herkunft zu verschweigen, da gibt es manche, die machen das aus Minderwertigkeitsgefühlen, sagt sie.
Mit Musik die Welt erobern
Talibor Karvai ist seit vier Jahren in Österreich und studiert am Konservatorium der Stadt Wien. In seinem Land war er mit 14 Jahren schon der absolute Medienstar, aber er will mit seiner Musik die Welt erobern, also zog er nach Wien zu seinem hochgeschätzten Geigenlehrer, dem gebürtigen Ukrainer Prof. Boris Kuschnir.
Drei Manager vermitteln ihm Auftritte an den Topadressen für klassische Musik und der Slowake gewinnt Preise für Österreich, den renommierten Eurovisionswettbewerb in Berlin.