Programm-Pressekonferenz
Eine Vorreiter-Rolle für den Rabenhof
Eine Art Theaterverbund planen kleinere Bühnen in Wien. Der Rabenhof hat dabei eine Vorreiterrolle. Theater-Chef Thomas Gratzer, der am Mittwoch das Programm bis Saison-Ende präsentierte, kann jedenfalls optimistisch in die Zukunft blicken.
8. April 2017, 21:58
In Wien ist derzeit eine Art Theaterverbund für die kleineren Bühnen in Vorbereitung. Das wurde am Mittwochvormittag im Rahmen einer Programm-Pressekonferenz im Rabenhof Theater bekannt. "Die zugehörige Gesellschaft ist bereits in Gründung befindlich. Der Rabenhof hat in dieser Gesellschaft eine Vorreiterrolle", meinte Michael Ott, der Liquidator des "Vereines der Freunde und Förderer des Rabenhof Theaters".
Es gehe dabei um Kooperationen kleiner Theater- und Kabarettbühnen, die gemeinsam auf Sponsorensuche gehen könnten, im kaufmännischen Management sowie in Verwaltungs- und Rechtsangelegenheiten Synergien erzielen sollen.
Modell im Sinne der Theaterreform
Derzeit befinde man sich mitten in Gesprächen, weswegen er weder Details noch Partner der Kooperation nennen könne, meinte Ott. Die Neuregelung werde jedoch in den kommenden Wochen fixiert und danach vermutlich vom Kulturstadtrat bekannt gegeben. Kulturamts-Sprecherin Saskia Schwaiger bestätigt auf Anfrage der APA nur, dass beim Rabenhof eine Trennung zwischen Eigentums- und Betriebsstruktur angestrebt wird. "Dieses Ziel soll nicht nur für den Rabenhof, sondern als Modell im Sinne der Theaterreform gelten." Ob dies in Form des von Ott angedeuteten gemeinsamen Verwaltungs-Verbundes passieren werde, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Nicht angetastet werden soll laut Ott die jeweilige künstlerische Geschäftsführung der Häuser, die in ihrer Spielplangestaltung völlig autonom bleiben sollen.
Gratzers Programm-Ausblick
Ein Stichwort, das Thomas Gratzer, künstlerischer Leiter des Rabenhofes, zum Anlass nahm, die Vorhaben der kommenden Wochen vorzustellen.
Die nächste Eigenproduktion (Premiere: 28. Jänner) gilt "Haus, Frauen, Sex" von Margit Schreiner. Die oberösterreichische Autorin hatte ihren Roman, den Monolog eines Mannes, den seine Frau verlassen hat, 2002 im Auftrag des Stuttgarter Theaters selbst dramatisiert. Andreas Vitasek spielt in der Regie von Thomas Gratzer. "Es geht um eine Thematik, die nicht erst seit der Causa Fendrich bekannt ist", meinte Vitasek. "Interessant dabei ist, abseits der literarischen Qualität des Textes, dass ich jetzt einen Mann spiele, von dem eine Frau glaubt, dass ein Mann so ist."
Bewährtes & "Protest Song Contest" mit FM4
Neben neuen Ausgaben der beliebten TV-Live-Synchronisationen "machek.redet.drüber" und einer Wiederaufnahme des "Riesenerfolgs" (Gratzer) des Werner-Schwab-Tributes "Seele brennt!", der nach einem Graz-Gastspiel auch auf Tournee gehen soll, gibt es am 12. Februar das Finale des "Protest Song Contest". Mit 250 Einsendungen wäre die mit FM4 gestartete Aktion ein "wahnsinniger Erfolg" geworden, freute sich Gratzer. Die nun ausgesiebten 25 besten Protestsongs sollen am 31. Jänner in einer öffentlichen Jurysitzung in der Hauptbücherei auf zehn Finalisten reduziert werden. Gratzer: "Es gibt Interesse am politischen Lied!"
"Ben Hur", Festwochen-Produktion
Aus der Neuen Bühne Villach kommt Georg Staudachers Inszenierung von "Ben Hur". Dieser "Villacher Fasching im Rabenhof" (Gratzer) startet am 18. Februar. Staudacher inszeniert noch eine zweite Produktion: Auf Anregung der Festwochen-Theaterchefin Marie Zimmermann inszeniert er als Festwochen-Koproduktion Franz Molnars "Harmonie", ein "Familienidyll mit Chorgesang in drei Akten" (Untertitel), das laut Festwochen-Dramaturgin Almuth Wagner weder idyllisch noch harmonisch sein soll (Premiere: 5. Mai).
Cervik in Kroetz' "Wunschkonzert"
Auch mit dem Schwerpunkt zu den Februarkämpfen 1934 gastieren die Festwochen im Rabenhof. Zuvor jedoch widmet sich Fritz Ostermayer in einer dreiteiligen "Revue des Lasters" den Themen "Theater" (23. Februar), "Christentum" (22. März) und "Sexutensilien" (26. April), spielt Sandra Cervik unter Anatol Sternbergs Regie als Gegenstück zu "Haus, Frauen, Sex" eine eingewienerte Version des stummen Frauenmonologs "Wunschkonzert" von Franz Xaver Kroetz (ab 2. April) und zeigt die Gruppe Casa del Kung Fu ab 17. März "Das geheime Fickleben des Bruce Lee". "Nicht nur Sex, sondern auch Gorillas, Live-Wrestling, eine Kurzoper, aber auch schöne poetische Momente - kurz: Cirque du Soleil on Crack" verspricht Volker Waldeck, Leiter der Truppe, mit der Gratzer künftig verstärkt zusammenarbeiten möchte.
Positive Perspektiven
4.863 Besucher von 33 Vorstellungen in den letzten drei Monaten des Vorjahres und eine Auslastung von über 60 Prozent lassen Gratzer optimistisch in die Zukunft blicken: "Damit kann man zufrieden sein."
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