Marjana Lipovsek zu Gast
Nicht nur Opern-Star, auch große Liedinterpretin
Nach dem Studium kam sie 1978 an das Wiener Staatsopern-Studio und war bald danach Ensemble-Mitglied: Mezzosopranistin Marjana Lipovsek. Heute längst ein Opern-Star und eine ebenso gefragte Lied-Interpretin, ist Lipovsek diesmal Gast im Ö1 "Klassik-Treffpunkt".
8. April 2017, 21:58
Ihren letzten Erfolg feierte sie als Klytämnestra in der bejubelten Kusej-Neuinszenierung von Strauss' "Elektra" im vergangenen Dezember an der Zürcher Oper: Die slowenische Mezzospranistin Marjana Lipovsek.
Marjana Lipovsek, die nicht nur eine international gefragte Opernsängerin, sondern auch Lied-Interpretin ist und mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Zubin Metha, Riccardo Muti und Claudio Abbado zusammengearbeitet hat, ist diesmal im Ö1 "Klassik-Treffpunkt" zu Gast bei Haide Tenner.
Debüt in Wien, Durchbruch in Salzburg
Marjana Lipovsek debütierte am 5. Dezember 1978 als Kate Pinkerton in "Madama Butterfly" im Haus am Ring. Ihren Durchbruch feierte sie 1981, als sie bei den Salzburger Festspielen mit Frank Martins "Cornet"-Zyklus nach Rilke debütierte. Nach einem großen Erfolg als Brangäne in "Tristan und Isolde" an der Grazer Oper holte sie Christoph von Dohnany nach Hamburg, wo sie von 1981 bis 1984 fest engagiert war. An der Bayerischen Staatsoper in München, wo sie 1992 Kammersängerin wurde, war sie oftmals zu Gast. In der Rolle der Fricka wurde Lipovsek zu einer zentralen Figur in der damals neuen Münchner Ring-Deutung. In dieser Partie war sie neben München auch in Chicago, in Mailand (Eröffnung der "Scala" unter Riccardo Muti 1994), in Wien sowie in San Francisco zu hören.
Von Kundry bis Carmen
Ihr Rollendebüt als Kundry in Wagners "Parsifal" erfolgte 1995 in München. Neben Hamburg und München waren die Bregenzer Festspiele eine wichtige Station ihrer weiteren Laufbahn. Ihre Dalila in Saint-Saens "Samson und Dalia" bei den "Bregenzer Festspielen" im Jahr 1988 wurde zu einem Sensationserfolg mit nachfolgenden Engagements in dieser Partie nach Berlin, an die Wiener Staatsoper (1991) sowie an die Pariser Bastille-Oper. Einen weiteren großen Erfolg in Bregenz feierte sie 1991 mit ihrer Interpretation von Bizets "Carmen".
Von London bis zur "Scala"
1989 gab sie ihr Rollen-Debüt als Amneris in Verdis "Aida" bei den Opernfestspielen von Savonlinna in Finnland. Mit dieser Partie war sie auch in Berlin, Hamburg und Wien zu hören. 1990 sang sie an der Royal Opera Covent Garden in London die Klytämnestra in "Elektra". 1993 war sie bei den Salzburger Osterfestspielen als Mrs. Quickly in Verdis "Falstaff" unter Sir Georg Solti zu hören. Diese Partie sang sie auch an der Mailänder "Scala" (unter Maazel) und an der Wiener Staatsoper. In Zürich verkörperte sie 1993 die Eboli in "Don Carlo", bei den Salzburger Festspielen die Ottavia in "L"Incoronazione di Poppea" unter Nikolaus Harnoncourt. 1994 gab sie bei den Salzburger Opernfestspielen unter Abbado die Marina in "Boris Godunow". Bei den Sommerfestspielen interpretierte Lipovsek auch die Amme in Strauss' "Frau ohne Schatten", die Jokaste in Strawinskys "Ödipus rex" sowie die Gräfin Geschwitz in Alban Bergs "Lulu".
Lipovsek an der Wiener Staatsoper
An der Wiener Staatsoper, wo sie seit Mai 1996 Kammersängerin ist, war Marjana Lipovsek u.a. als Fürstin in Puccinis "Suor Angelica", als Cieca in "La Gioconda", als Rosa Sacci in Pendereckis "Die Schwarze Maske", als Oktavian in "Rosenkavalier", als Brangäne in "Tristan und Isolde" sowie als Marfa in "Chowanschtschina" unter Claudio Abbado zu hören. Im Oktober 1991 verkörperte sie in der Neuinszenierung von "Boris Godunow", ebenfalls unter Claudio Abbado, die Marina. Weiters verkörperte die Künstlerin an der Wiener Staatsoper u.a. auch die Klytämnestra in "Elektra" sowie die Waltraute in "Götterdämmerung". Weiters war Lipovsek in der musikalischen Neueinstudierung der "Die Walküre" unter Daniel Barenboim im Jahr 1996 zu hören.
Mahler-Ehrenmedaille in Gold
Als gefragte Konzertsängerin mit den bedeutendsten Orchestern und Dirigenten in Europa, den USA und Japan, reicht Lipovseks Repertoire von Bach bis zu zeitgenössischer Musik. Ihre besondere Liebe gilt u.a. Werken von Gustav Mahler. Und so wurde die Künstlerin 1996 von der "Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft" mit der Ehrenmedaille in Gold für ihre besonderen Verdienste um das Werk Mahlers ausgezeichnet.
Seit 2000 Professur an Wiener Musik-Uni
Seit 1. Oktober 2000 ist die international renommierte Mezzosopranistin auch Ordentliche Universitätsprofessorin für Lied und Oratorium an der Wiener Musikuniversität. Sie trat damit die Nachfolge des 1999 emeritierten Norman Shetler an.
Tochter eines Komponisten
Die aus Ljubljana in Slowenien stammende Tochter des bekannten slowenischen Komponisten Marijan Lipovsek studierte nach Abschluss der Musikschule Musikpädagogik an der Akademie für Musik in Ljubljana und anschließend Konzertgesang sowie Musikdramatische Darstellung an der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. An der Wiener Musikhochschule vervollständigte sie als Gasthörerin bei Erik Werba ihre Ausbildung.
Als Elevin an die Staatsoper
Direkt nach ihrem Studium bei Gottfried Hornik wurde Lipovsek 1978 an das Opernstudio der Wiener Staatsoper engagiert, wo sie in kleineren und mittleren Aufgaben Bühnenerfahrung sammelte. 1978 wurde sie als Elevin an die Wiener Staatsoper engagiert, von 1979 bis 1981 gehörte sie dem "Staatsopern"-Ensemble an. Bis 1984 war sie als Solosängerin an der Hamburger Staatsoper engagiert. Seit 1984 ist Marjana Lipovsek freischaffend tätig.