Eine afrikanische Frau berichtet

Pierrette Herzberger-Fofana

Die Aktivistin gegen Rassismus wurde 1949 in der senegalesischen Hauptstadt Dakhar geboren. Ihre Mutter war eine Christin von den kapverdischen Inseln, ihr Vater ein Muslime aus dem Senegal.

Renata Schmidtkunz im Gespräch mit Pierrette Herzberger-Fofana

Das multireligiöse wie auch das multikulturelle Klima ihres Elternhauses prägten Pierrette Herzberger-Fofana.

Nach einem kurzen Studienaufenthalt an der Pariser Sorbonne und der Universität von Trier kam sie 1971 nach Erlangen in Bayern, wo sie bis heute lebt.

Kampf gegen die Sharia

Obwohl sie mehr Zeit ihres bisherigen Lebens in Deutschland als in ihrem westafrikanischen Heimatland verbracht hat, fühlt sie sich dem Senegal immer noch verbunden.

Herzberger-Fofana kämpft seit Jahren für die Rechte der Frauen in Afrika. So hat sie die senegalesischen Musliminnen unterstützt, als sie sich im vergangenen Jahr massiv gegen die Einführung der Sharia als Grundlage des Familienrechtes ausgesprochen haben.

Als erste Frau in der Geschichte ihres Landes erhielt sie im Juni 2003 den Staatspreis für Wissenschaft von der Republik Senegal.

Kriege als Wirtschaftsstrategie

Herzberger-Fofana sieht die Kriege, die seit Jahrzehnten den afrikanischen Kontinent erschüttern und Afrika nur mehr mit negativen Schlagzeilen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, als Folge der Skrupellosigkeit der sogenannten War Lords. "Sie kommen, um unsere Bodenschätze und Reichtümer auszubeuten. Und zetteln Kriege zwischen Volksgruppen an, die bis dahin friedlich miteinander gelebt haben."

"Wir sollten nicht vergessen", sagt sie, "dass Afrika über Jahrhunderte ausgebeutet und geplündert wurde. Und heute wird der Kontinent weiter ausgeplündert, erschüttert von sogenannten "Stammeskriegen", die keine sind und von profitgierigen Rohstoffabnehmern provoziert werden."

Die Konferenz von Durba - ein Misserfolg?

Im Abschlussdokument der "Weltkonferenz gegen Rassismus, rassische Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit verbundene Intoleranz" im Sommer 2001 im südafrikanischen Durba konnten sich die Forderungen afrikanischer Staaten und afroamerikanischer Gruppen nach einer Anerkennung von Sklaverei und Kolonialismus als Verbrechen gegen die Menschheit nicht durchsetzen. Zu groß war die Angst der Industrieländer vor sich daraus ableitenden Entschädigungsforderungen.

Nicht alle werten die Konferenz jedoch als Misserfolg: Bislang wenig beachtete Formen der Diskriminierung konnten vor der Weltöffentlichkeit zur Sprache gebracht werden, durch die Konferenz gewann die Diskussion über Rassismus in den einzelnen Ländern neuen Schwung. Und: die Regierungen können zukünftig an ihren Absichterklärungen gemessen werden.

In Wien war Pierrette Herzberger-Fofana auf Einladung der Organisation "Frauen ohne Grenzen". Renata Schmidtkunz führte das Gespräch mit ihr.