Nick Nolte als Gentlman-Gauner
The Good Thief
Gaunerkomödien sind in Mode: Nach "Oceans 11" und "The Italian Job" kommt diese Woche mit "The Good Thief" ein weiterer vergnüglicher Vertreter dieser Gattung ins Kino. Als Gentleman-Einbrecher brilliert Nick Nolte.
8. April 2017, 21:58
Zwei Coups sind besser als einer
Wie "Oceans 11" und "The Italien Job" ist auch "The Good Thief" ein Remake. Diesmal stammt das Original vom verstorbenen Franzosen Jean-Pierre Melville. Dessen 1955 gedrehter Streifen "Bob Le Flambeur" ("Drei Uhr nachts") schilderte den Überfall auf den Safe eines französischen Spielcasinos. Jetzt, im Remake, geht's mehr um Kunst als um (die) Kasse.
Gemälde im Bunker
Nick Nolte spielt hier einen von Drogensucht gefährdeten amerikanischen Gentleman-Einbrecher, der es ein letztes Mal mit einem raffinierten Coup versucht. Zum Schein will er das Spielcasino von Monte Carlo berauben, doch in Wahrheit geht's ihm mehr um die unschätzbar wertvollen Gemälde, die in einem Bunker des Casinos gelagert sind.
Hermaphroditen, Zwillinge, Computerfreaks
Wie es sich für eine ehrgeizige Gaunergeschichte gehört, stehen dem Dieb auch diesmal exquisite Spezialisten zur Seite: ein zur Frau umoperierter Bodybuilder, zwei zum Verwechseln ähnliche Zwillinge und ein ausgerechnet vom Regie-Exzentriker Emir Kusturica gespielter Computerfreak, der als einziger in der Lage ist, die von ihm selbst konstruierten Sicherheitsvorkehrungen zu überlisten.
Der neue Bogart?
Vor allem Nick Nolte in der Titelrolle war schon lange nicht mehr so brillant wie hier. Als heruntergekommener Dieb mit Klasse beweist er, dass er unter einem guten Regisseur das Zeug zum Humphrey Bogart seiner Generation hätte - nur schade, dass er in der Auswahl seiner Stoffe nicht immer so wählerisch ist.
Hier hat er mit dem Iren Neil Jordan ("Mona Lisa", "The Crying Game") das große Los gezogen: Jordan inszeniert in seiner besten Arbeit seit mindestens zehn Jahren so flüssig wie elegant, taucht Monte Carlo in neonfarbenes Nachtblau und holt aus dem verschachtelten Plot das Maximum heraus.
Am Kreuz neben Christus
Nicht alle Kritiker sehen das so: Während etwa die amerikanische "New York Post" vom "ersten Pflichtfilm des Jahres" schwärmt, bemängelt der Rezensent des "profil" nur eine "Gaunerkomödie ohne Witz und Stil". Darf man einem Film so böse sein, der seinen Titel aus der Bibel bezieht? Der "gute Dieb", das ist nämlich jener, der auf Golgatha am Kreuz neben Christus hängt.
The Good Thief
Großbritannien, 2002
mit: Nick Nolte, Eumir Kusturica, Nutsa Kukhianidze
Regie: Neil Jordan