Fastenriten der Weltreligionen - Teil 3

Jüdische Fasttage

Zu Ostern endet die Fastenzeit der Christen. Wie fasten Angehörige anderer Religionen? Die jüdische Kultur kennt mehrere Fasttage - der wichtigste ist Jom Kippur, der Versöhnungstag, an dem man seine Gedanken auf die guten Vorsätze richten soll.

So spricht der Herr Zwaoth: die Fasten des vierten, fünften, siebenten und zehnten Monats sollen dem Hause Juda zur Freude und Wonne und zu fröhlichen Festzeiten werden. (Sach. 8,19)

Vom Trauer- zum Freudentag

Diese Fastenzeiten, erwähnt vom Propheten Sacharja, gelten den Juden als "nationale Trauertage“ und sollen sich zu einem späteren Zeitpunkt in Freudentage umwandeln. Man gedenkt in dieser Zeit des Unheils, das dem jüdischen Volke widerfahren ist.

Ein weiterer allgemeiner Fasttag ist der Tag vor Purim, zur Erinnerung an die Rettung der persischen Juden durch die Königen Esther.

Reue und Buße sollen sich an diesen Tagen vereinigen, man fastet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Jom Kippur - Versöhnungstag

An diesem Tag fasten die meisten Juden, sagt die 29jährige Jasmin Freyer, Leiterin eines jüdischen-amerikanischen Flüchtlingszentrums. Seit ihrer Heirat mit Ouriel Morgenstern - er arbeitet in einer Organisation, die die Geschichte von Ost- und Mitteleuropäischen Juden dokumentiert - haben jüdische Traditionen für beide wieder mehr Bedeutung erlangt.

Nach dem Prinzip des Kaschrut, einem in Bibel und Talmud festgelegten Regelwerk, trennt Jasmin Freyer in ihrer Küche ihr Besteck und Geschirr in milchig und fleischig. Einmal pro Woche geht sie zu einer Lehrerin, um die jüdische Religion und Kultur näher kennen zu lernen.

Gute Vorsätze

Fasten zu Jom Kippur, dem Versöhnungstag, bedeutet, seine Gedanken auf die guten Vorsätze zu richten, es geht um Ausgleich und Versöhnung. Nichts essen, nichts trinken und kein Sex - das Gebet und der Besuch der Synagoge sind an diesem Tag das Gebot.

In Israel führt dies zu einem Stillstand des öffentlichen Lebens. Für rund 26 Stunden, denn Jom Kippur ist ein langer Fasttag - vom Einbruch der Dunkelheit des Vortages bis zum Sonnenuntergang des nächsten Tages.

Der zweite lange Fasttag der Juden ist der 9. Aw, zur Erinnerung an den letzten Befreiungskrieg gegen Rom und die Vertreibung der Juden im Jahr 1492 aus Spanien.

"Mazzoth" zu Pessach

Im Frühlingsmonat Nissan feiern die Juden das Pessach-Fest, zur Erinnerung an die Befreiung von Ägypten und den Durchzug durch das Rote Meer. Weil die Flüchtenden auf dem Weg ins gelobte Land keine Zeit hatten, den Teig für ihr Brot vollkommen aufgehen zu lassen, gibt es vom 13. bis zum 20. April nach jüdischer Tradition nur "Mazzoth“, einen ohne Hefe, nur aus Wasser und Mehl gekneteten Teig, der gebacken wird.

Zusätzlich gilt der Vortag der Pessach-Woche für alle jüdischen erstgeborenen Burschen als Fasttag, zur Erinnerung an die Ermordung der ägyptischen männlichen Erstgeborenen, im Zuge der Befreiung.

Die Zeiten vor und nach den Fastenterminen sind für Juden immer Anlass, sich Gäste einzuladen, die Familie um sich zu versammeln und ausgiebig zu essen.

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