Andrea Jonasson als betrogene Ehefrau

Das Konzert

Andrea Jonasson tritt wieder am Wiener Volkstheater auf. Sie spielt die Marie in dem Lustspiel "Das Konzert" von Hermann Bahr. Auch sonst ist die Produktion, die Emmy Werner inszeniert, prominent besetzt.

Andrea Jonasson (Marie) und Wolfgang Hübsch (Gustav)

Hermann Bahr, der Literat mit dem wallenden Prophetenbart, ist heute noch als wichtiger Impulsgeber und Theoretiker der Wiener Moderne um 1900 bekannt. Aber seine Bühnenwerke sind größtenteils vergessen - nur "Das Konzert" wird noch regelmäßig gespielt.

Die Charakterkomödie um einen alternden Musiker, der die Affären nicht lassen kann, war Ende der 90er Jahre mit Karlheinz Hackl und Marianne Nentwich am Theater in der Josefstadt zu sehen. Am Volkstheater spielen nun Wolfgang Hübsch und Andrea Jonasson in heutiger Kleidung und Dekoration den berühmten Konzertpianisten Gustav Heink und seine betrogene Ehefrau Marie.

Das Stück hat am Dienstag Premiere. Es ist dies die erste große Premiere des neuen Wiener Theaterjahres.

Menschenkenner Bahr

"Das Konzert" gehört zu den Lieblingsstücken des Volkstheaterdirektorin und Regisseurin Emmy Werner: "Dieser Bahr hat soviel von Menschen gewusst - wie der Horvath, wie der Schnitzler, wie der Hofmannsthal - das hat mich daran so fasziniert und darum spielen wir es."

Am Volkstheater werde "Das Konzert" nun bereits "zum zehnten oder zwölften Mal" produziert.

Amouröse Abenteuer mit Klavierschülerin

Das titelgebende "Konzert" im Stück ist eine Ausrede. Statt auf Konzertreise fährt Gustav Heink wieder einmal mit einer Klavierschülerin, und zwar mit der verheirateten Delfine Jura, auf die Berghütte. Herr Jura und Frau Heink kommen dahinter und stellen ihre Ehehälften mit List bloß.

Gustav Heink verspricht seiner Frau, die er eigentlich liebt, Änderung. Aber am Ende taucht die nächste schwärmende Klavierelevin auf, und das Spielchen geht von vorn los.

Augen zu und weiterdulden?

Laut Hermann Bahrs Text zieht sich Marie an diesem Punkt, duldsam wie immer, in die Küche zurück. Emmy Werner interpretiert den Schluss aber anders. Ohne große Textänderung, nur durch Gestik und Ton wird angedeutet, dass Marie ihren Mann nun vielleicht doch verlässt.

"Man wird verstehen, dass wir Frauen im Jahr 2004 mit diesem Schluss ein wenig Schwierigkeiten haben", so Werner. "Einfach die Augen zumachen und weiterdulden, ich glaube das tun sehr wenige Frauen bewusst - unbewusst noch leider sehr viele."

Jonassons Karrierestart als "Klavier-Gänschen"

Zufällig hat Andrea Jonasson, die Witwe und künstlerische Partnerin Giorgio Strehlers, ihre aller erste Bühnenerfahrung mit genau diesem Stück gemacht: "Damals habe ich gerade ein halbes Jahr Schauspielschule gemacht und war gerade 18 geworden. Da hatte ich bei Gustav Gründgens das Angebot, eines der Klavier-Gänschen zu spielen. Das ist Wahnsinn. Das ist 40 Jahre her. Jetzt schließt sich irgendwie der Kreis."

Damals spielte auch Erni Mangold eines der verliebten "Klavier-Gänschen". Jetzt, in der Volkstheater-Produktion, ist sie die Frau Pollinger, die sich über ihren saufenden Mann (Heinz Petters) ärgert.

Jonasson als Rezitatorin

Andrea Jonasson, die an Giorgio Strehlers "Piccolo teatro" auf Italienisch spielte, lebt nach wie vor in Mailand und wird in nächster Zeit unter anderem in Rom und Triest auftreten.

In Wien wird sie zudem im von der Stadtinitiative konzipierten Hugo-Wolf-Zyklus als Rezitatorin zu sehen sein (8. und 31. März, Palais Eschenbach).

Italien: Zensurhafte Zustände

Jonasson spricht von politischer Postenvergabe und zensurhaften Zuständen an manchen Theatern im Berlusconi-Italien: "Wenn das eines Tages überhand nimmt, ich glaube, die Menschen gehen langsam auf die Piazza. Sie machen das nicht mehr lange mit. Das geht heute nicht mehr, dass es keine Rede- und Pressefreiheit mehr gibt."

Tipps
Volkstheater Wien
Hermann Bahr: "Das Konzert". Inszenierung: Emmy Werner, Bühne und Kostüme: Andrea Bernd, Lichtdesign: Hans Egger. Mit u. a. Andrea Jonasson/Marie, Wolfgang Hübsch/Gustav Heink, Julia Cencig/Delfine, Andre Pohl/Dr. Franz Jura, Erni Mangold/Frau Pollinger und Heinz Petters/Pollinger.
Premiere: 6. Jänner, 19:30 Uhr. Folgevorstellungen am 9., 13., 16., 21. - 23. und 26. Jänner, jeweils 19:30 Uhr.

Palais Eschenbach
Montag, 08. März 2004 19:30 Uhr
Werke von Hugo Wolf und Joseph von Eichendorff
Robert Brooks/Tenor, Peter Doss/Klavier, Andrea Jonasson/Rezitation.

Palais Eschenbach
Mittwoch, 31. März 2004 19:30 Uhr
Hugo Wolf: "Italienisches Liederbuch" (Auswahl), Texte aus dem Umkreis. Birgit Steinberger/Sopran, Peter Doss/Bariton, Eduard Kutrowatz, Barbara Moser/Klavier, Andrea Jonasson/Rezitation.

Links
Volkstheater Wien
Stadtinitiative Wien
Piccolo Teatro di Milano
Hermann Bahr als Kritiker
Hermann Bahr - Lexikon Literatur in der Wiener Moderne