Clemens Hellsberg und Rainer Honeck im Gespräch
Musiker und Manager mit Bewusstsein
Er ist Philharmoniker-Vorstand, Primgeiger, Chronist, Universitäts-Rat, sozial engagiert und ein überzeugter Demokrat: Clemens Hellsberg. Zusammen mit Konzertmeister Rainer Honeck ist er diesmal bei Maria Rennhofer zu Gast.
8. April 2017, 21:58
"'Johann-Strauß Vater und seine Söhne' lautet das Motto 2004, denn im März wird der 200. Geburtstag von Johann Strauß Vater gefeiert. Insgesamt stehen sieben Werke auf dem Programm, die noch nie im Neujahrskonzert gespielt wurden, darunter die 'Zigeunerin-Quadrille' von Johann Strauß", so Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg, der mit der Musikauswahl aufhorchen ließ. Und auf die Zusammenarbeit mit Maestro Muti, der das Neujahrskonzert bereits zum vierten Mal dirigieren wird, freute sich Hellsberg bei der Präsentation des Programms ganz besonders: "Wir arbeiten mit Ricardo Muti seit 1971 zusammen, und es ist eine der engsten Beziehungen, die wir zu einem Dirigenten haben". Neben Werken der Straußdynastie stehen heuer auch Melodien von Joseph Lanner auf dem Programm.
Philharmoniker-Vorstand und Uni-Rat
Clemens Hellsberg, Primgeiger, promovierte Musikwissenschafter und Orchester-Vorstand, wurde im vergangenen Februar auch zum Mitglied des Universitätsrates des Salzburger "Mozarteums" gewählt. Im März des Vorjahres war er von den Wiener Philharmonikern als deren Vorstand wieder gewählt worden und ist damit bereits in seiner dritten Amtszeit. Er hat diese Position bereits seit 1997 inne, als er Werner Resel als Vorstand nachfolgte. Die Wiederwahl bezeichnete Hellsberg damals "auch als Bestätigung des bisherigen Weges": "Nach fünf Jahren können die Kollegen eine wirkliche Bilanz der Tätigkeit ziehen. Da ist man dankbar, wenn eine Mehrheit dem Weg zustimmt."
Primgeiger, Chronist, ...
Seit Jahrzehnten hegt Clemens Hellsberg eine ganz besondere Beziehung zu den Wiener Philharmonikern, deren Geschichte der promovierte Musikwissenschafter in seinem (mittlerweile zum Standardwerk avancierten) "Demokratie der Könige" (1992) dokumentierte. Und mit seinen Kollegen traute er sich 2000 über die "unerhörte Herausforderung" des Gedenkkonzerts in Mauthausen und trieb deren soziales Engagement im Vorjahr mit dem Gedenkkonzert für die Terroropfer in aller Welt in New York, voran.
... verantwortungsbewusster Künstler ...
Hellsberg, der im März des Vorjahres 50 wurde, bezeichnete als seinen größten Geburtstagswunsch, der sich nicht auf Familie und Musik bezog, folgendermaßen: Dass "die einzigen Konflikte, die es gibt, künstlerische Auseinandersetzungen sind. Von mir aus auch noch sportliche. Alles, was nichts mit Gewalt zu tun hat". Das Gedenkkonzert in der New Yorker St. Patrick's Cathedral im März des Vorjahres widmete er explizit den "Opfern von Terror und Gewalt in aller Welt" - nicht allein den Opfern der Anschläge vom 11. September. Als Künstler sei es die "Verpflichtung alles zu tun, damit sich diese Spirale der Gewalt - und das ist jetzt kein Schlagwort - nicht einfach weiterdreht."
... und überzeugter Demokrat
Hellsberg engagierte sich auf vielfältigste Wiese für die und mit den Philharmonikern. "Man soll von einer Demokratie nicht nur reden, sondern sie auch leben", war sein Motto beim Amtsantritt als Orchester-Vorstand 1997 (wozu er 1999 wiedergewählt wurde), nachdem sein Vorgänger Werner Resel zurückgetreten war. Zuvor war das Orchester unter harsche öffentliche Kritik geraten, erst mit dem Beschluss Ende Februar 1997, künftig auch Frauen ins Orchester aufzunehmen, kehrte wieder Ruhe ein. In seiner Philharmoniker-Chronik thematisierte Hellsberg auch die heikle Frage nach der Rolle der Philharmoniker während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur.
Erster Unterricht beim Vater
Hellsberg, am 28. März 1952 in Linz geboren, erhielt den ersten Violin-Unterricht ab 1956 bei seinem Vater Eugen Hellsberg. Später wurde er von Eduard Melkus (ab 1971) und dem Philharmoniker Alfred Staar (ab 1975) ausgebildet. 1976 wurde er als Zweiter Violonist vom Orchester der Wiener Staatsoper engagiert, wo er 1978 zum Primgeiger avancierte. Zwei Jahre später, 1980, schloss Hellsberg sein Studium der Musikwissenschaft mit dem Doktorat ab. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Philharmoniker und zum Archivar des Historischen Archivs des Orchesters bestellt. Von 1990 bis 1993 sowie von 1996 bis zu seiner Wahl zum Orchester-Vorstand übte er die Position des Vizevorstandes des Orchesters aus.
Konzertmeister Rainer Honeck
Bei der diesjährigen "Wiener Philharmoniker-Woche in Japan" konnte er einen großen Erfolg für sich verbuchen: Rainer Honeck, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, bestätigte als Solist in Richard Strauss' "Heldenleben" jene herausragende Leistung, die er bei der kürzlich erschienenen CD-Aufnahme dieses Werkes erbracht hatte.
Und auch im RadioKulturhaus war der Spitzemusiker bereits zu Gast: Anlässlich des Bicentennariums wirkte Honeck zum Auftakt des Lanner-Zyklus vor zwei Jahren mit dem "Ensemble Wien", das aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker besteht, mit.
Stipendiat der "Dr.-Karl-Böhm-Stiftung"
Rainer Honeck stammt aus Nenzing in Vorarlberg. Er studierte an der Wiener Musik-Universität zunächst bei Josef Drevo und Edith Bertschinger, zuletzt bei Alfred Staar. 1978 verliehen ihm die Wiener Philharmoniker ein Stipendium der "Dr.-Karl-Böhm-Stiftung". 1981 wurde Rainer Honeck als Primgeiger in das Orchester der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker aufgenommen.