Führendes Opern- und Uraufführungs-Theater
"La Fenice" - der Phönix, der zweimal auferstand
Auch seine Entstehungsgeschichte ist mit dem Feuer verbunden: Venedigs "La Fenice". Das Opernhaus, das nach dem Brand von 1996 jüngst wiedereröffnet wurde, zählt nicht nur zu den schönsten der Welt, sondern ist auch eine bedeutende Urraufführungsstätte.
8. April 2017, 21:58
Das "Gran Teatro La Fenice" in Venedig, am 16. Mai 1792 mit Giovanni Paisiellos "I giuochi di Agrigento" eröffnet, zählte neben der Mailänder Scala und dem Teatro San Carlo in Neapel zu den führenden italienischen Opernhäusern.
Vor allem im 19. Jahrhundert war seine Bedeutung überragend, allein mit fünf Verdi-Opern, die dort ihre Uraufführung erlebten. Schon zweimal entstieg der "Phönix" ("La Fenice") der Asche, nämlich bei seiner Gründung sowie im Jahr 1836, als das Haus bis auf die Grundmauern nieder brannte und originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
Ein symbolischer Name
"Unfreiwillig" zum Leben verhalf dem "Fenice" im 18. Jahrhundert das 1755 erbaute renommierte "Teatro San Benedetto". Als dieses 1773 durch Feuer zerstört worden war, entstanden beim Wiederaufbau Streitigkeiten zwischen der Eigentümergesellschaft und der Familie Venier, der das Grundstück zum Teil gehörte. Da die Veniers den Prozess gewannen, beschloss die Eigentümergesellschaft, ein viel größeres und schöneres Theater zu errichten.
Sie nannten es "La Fenice", den Phönix, um - wie der Historiker Mario Nani Mocenigo berichtete - "zu symbolisieren, dass die Eigentümergesellschaft, der man das Theater geraubt hatte, zu neuem Leben durch den Bau eines neuen Theaters erwacht war". Aus 29 eingereichten Projekten wurde Gianantonio Selvas Entwurf ausgewählt, der in nur 18 Monaten Bauzeit realisiert werden konnte.
Menotti: "Schönstes Theater der Welt"
Das Haus wurde seinem Namen gerecht, als es 1836 - durch ein Feuer weitgehend zerstört - in nur sieben Monaten nach Plänen Selvas von den Architekten Battista und Meduna wieder hergestellt wurde. Durch Tranquillo Orso erhielt es die bis zum Brand 1996 unveränderte Gestaltung des Zuschauerraums.
Der Komponist Giancarlo Menotti soll einmal gesagt haben: "Das Fenice ist das schönste - vielleicht das allerschönste - Theater der Welt in der schönsten Stadt der Welt. Es so schön, dass ein Komponist, der das Glück hat, eines seiner Werke hier uraufgeführt zu sehen, erst einmal einen gewissen Minderwertigkeitskomplex bekämpfen muss."
Verdis Uraufführungs-Bühne
Das 1.500 Plätze fassende Haus, das 1854 und 1938 renoviert wurde, war Schauplatz großer Premieren. So erlebten in "La Fenice" fünf Opern Giuseppe Verdis ihre Uraufführung:
"Ernani" (9. März 1844), "Attila" (17. März 1846), "Rigoletto" (11. März 1851), "La Traviata" (6. März 1853) sowie "Simon Boccanegra" (12. März 1857)
Von Rossini bis Bussotti
Aber auch Rossini, Bellini und Donizetti erlebten hier Uraufführungen ihrer Werke. Ebenso setzte sich das venezianische Theater für Verdis großen "Antagonisten" Richard Wagner ein: Es brachte als erstes italienisches Haus 1873 seinen "Rienzi" heraus und 1883 den "Ring der Nibelungen".
Auch im 20. Jahrhundert gab es zahlreiche interessante Uraufführungen: Strawinskys "The Rake's Progress" (1851), Brittens "The Turn of the Screw" (1954), Prokofieffs "Der feurige Engel" (1955), Nonos "Intolleranza" (1961), Berios "Allez-hopp" (1959) und Bussottis "Lorenzaccio" (1972).
Auch ein Haus der Stars
Die großen Stars der Oper, Enrico Caruso, Maria Callas, Renata Tebaldi oder Luciano Pavarotti, standen immer wieder auf der Bühne des "La Fenice".
Zahlreiche dieser Uraufführungen waren der engen Verbindung des "Fenice" mit der 1930 gegründeten Musik-Biennale "Musica contemporanea" zu verdanken.