Die Global-Player - made in Austria
High-Tech auf den Schienen der Welt
"Eisenbahntechnik - made in Austria" bedeutet Spitzentechnologie vom Feinsten. Die voestalpine, VAE, Plasser & Theurer sowie Alcatel Austria haben mit ihren Produkten für die schnellsten Strecken und Züge Europas Weltgeltung im High-Tech-Bereich erlangt.
8. April 2017, 21:58
Josef Mülner von der voestalpine zu Österreichs Marktführer
Obwohl Österreich beim Ausbau der Bahn weit hinter anderen europäischen Ländern zurückgeblieben ist, wie Frankreich mit seinem TGV oder Deutschland mit seinem ICE, haben wir einige Firmen, die in der Eisenbahntechnik Weltgeltung haben oder gar Weltmarktführer sind: Mit Exportquoten jenseits der 90 Prozent, mit Forschungsausgaben weit über dem Durchschnitt der Industrie und mit Technik vom Feinsten - mit Produkten für die schnellsten Strecken und für die schnellsten Züge Europas.
Die Global-Player - voestalpine und VAE
Einer der ganz großen Global-Player der österreichischen Eisenbahnindustrie ist die voestalpine AG: 120 Meter lange Hochgeschwindigkeitsschienen werden im obersteirischen Donawitz gewalzt und gehärtet, die Konkurrenz bringt es nur auf Längen von etwas über 100 Metern. Die voest in Donawitz ist damit einziger Anbieter so langer Schienen weltweit. Diese Schienen haben Donawitz aus einer jahrzehntelangen Krise geführt.
Das Verdienst dafür kommt in erster Linie dem früheren Donawitz-Chef Franz Struzl zu, der zum Generaldirektor der gesamten voestalpine aufgestiegen, heuer aber über eine Insideraffäre gestolpert und zurückgetreten ist. Es ging dabei um Aktien des zweiten Weltmarktführers für Eisenbahntechnik unter dem Dach der voest, um die VAE, die voestalpine Eisenbahnsysteme.
Dieses Unternehmen hat seinen Sitz in Zeltweg, nur wenige Kilometer von Donawitz entfernt. Weltgeltung hat die VAE als Hersteller von Hochgeschwindigkeitsweichen, über die Züge mit über 300 Stundenkilometern brausen können.
Plasser & Theurer - on top bei Gleisbaumaschinen
Unangefochtener Weltmarktführer bei Gleisbaumaschinen ist die oberösterreichische Firma Plasser & Theurer mit einem Weltmarktanteil von 70 Prozent. Von Plasser & Theurer kommen die gelb lackierten Gleisstopfmaschinen, die für das Zusammenspiel von Gleis und Schotter sorgen. Schwellen vom Fließband verlegen gehört ebenso zu den Spezialitäten des Familienunternehmens wie das automatisierte Verlegen von Schienen.
Die Maschinen müssen besonders schnell und präzise arbeiten, weil viele der Gleisarbeiten während des laufenden Bahnbetriebs gemacht werden müssen, und jede Stunde, die eine Strecke gesperrt werden muss, kostet viel Geld. Der Exportanteil von Plasser und Theurer: 95 Prozent, 3000 Beschäftigte arbeiten in 18 Unternehmen, die über die ganze Welt verteilt sind.
Siemens Graz - Kompetenzzentrum für Drehgestelle
Ein weiteres Beispiel ist die Siemens Verkehrstechnik in Graz, früher Simmering Graz Pauker. Dort werden die Drehgestelle für sämtliche Intercity-Express-Züge, für den ICE also, von Siemens erzeugt. Ein solches Drehgestell sorgt nicht nur für den Antrieb, sondern hat auch drei unabhängige Bremssysteme: Ein elektrisches, ein elektromagnetisches und ein mechanisches mit drei Bremsscheiben auf einer Achse. Ein 440 Tonnen schwerer ICE mit einer Geschwindigkeit von 350 Stundenkilometern kommt innerhalb von 1,8 Kilometern zum Stehen.
Es war eine strategische Entscheidung des Siemens-Konzerns, Graz zum Kompetenzzentrum für Drehgestelle zu machen, das Grazer Werk ist das größte seiner Art, mehr als 800 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
1a in Sachen Sicherheit - Alcatel Austrria
Die Österreich-Tochter des französischen Elektronikkonzerns Alcatel entwickelt und erzeugt grenzüberschreitende Signal- und Sicherheitsanlagen. Von einem elektronischen Stellwerk aus können nicht nur hunderte Kilometer Bahnstrecke einschließlich der Bahnhöfe gesteuert werden, es geht auch über nationale Grenzen hinweg.
Derzeit entwickelt Alcatel Austria ein gemeinsames Zugleitsystem für Österreich und Ungarn. Ein einheitliches Zugleitsystem für ganz Europa trotz unterschiedlicher Stromsysteme der nationalen Eisenbahnverwaltungen ist technisch möglich, wegen hoher Kosten allerdings noch eine Vision.
Die Beispiele der österreichischen Eisenbahnindustrie zeigen, dass nicht nur ein österreichischer Eigentümer wie bei der Voest oder bei Plasser & Theurer für ein Unternehmen wichtig sein kann, sondern dass auch ausländische Konzerne durch die Vergabe von sogenannten Kompetenzzentren für Spitzenplätze österreichischer Betriebe am Weltmarkt sorgen.
Links
voestalpine - Homepage
VAE - voestalpine - Division Bahnsysteme
Plasser & Theurer
Siemens SGP Verkehrstechnik Graz GmbH
Alcatel Austria