Geseko von Lüpke über Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises

Die Alternative

Nachdem die Nobel-Stiftung seinen Vorschlag zur Auslobung eines Nobel-Preises für Umwelt abgelehnt hatte, rief Jakob von Uexküll seine eigene Stiftung ins Leben - und den dazugehörigen "Preis für verantwortungsvolle Lebensführung".

1980 zum ersten Mal verliehen und jedes Jahr an vier Persönlichkeiten bzw. Forschungsgruppen vergeben, sind es mittlerweile knapp hundert, die den Alternativen Nobelpreis erhielten: Friedensforscher, Umweltschützer, Energie-Experten, Ökonomen, Menschenrechtskämpfer, Kulturwissenschaftler, Gesundheits- und Agrarpolitiker, nationale Organisationen ebenso wie Ein-Mann-Bewegungen.

Philanthrop und Philatelist Uexküll

Vater des Alternativen Nobelpreises ist der deutsch-schwedische Journalist Jakob von Uexküll. Er wandte sich vor Jahren an die Nobel-Stiftung mit dem Vorschlag, einen neuen Nobelpreis für Umwelt auszuloben, doch das Komitee lehnte ab.

Von Uexküll rief darauf hin eine eigene Stiftung ins Leben, die "Right Livelihood Foundation", den dazugehörenden Preis, den "Preis für verantwortungsvolle Lebensführung", finanzierte der Philanthrop und Philatelist aus eigener Tasche: Er verkaufte dazu seine Briefmarkensammlung.

Ein wahrhaft internationaler Preis

Der Alternative Nobelpreis ist ein wahrhaft internationaler Preis, mit ihm wurden Projekte von Australien bis Bangladesh, von Chile bis Burkina-Faso gewürdigt, wobei er bevorzugt jenen verliehen wurde, die mit wenig Mitteln viel erreicht haben. So z. B. die englisch-brasilianische Organisation "Survival International", die sich weltweit für den Schutz von Stammeskulturen einsetzt oder die "Self-Employed Women's Association", die als Gewerkschaft für selbständige Frauen in Indien zahlreiche Kooperativen sowie eine eigene Bank gründete.

Ausgezeichnet wurden aber auch Einzelpersonen wie der brasilianische Agrarbiologe José Lutzenberger, der in seiner Heimat die Umweltbewegung begründete, der nigerianische Schriftsteller Ken Saro-Wiwa, der seinen Kampf gegen die Verflechtung von Militärs, Banken und Öl-Multis mit der Hinrichtung bezahlen musste, oder der Ökonom Leopold Kohr, neben Robert Jungk der zweite Österreicher in der Riege der Preisträger, der als Vorläufer der "Small is beautiful"-Bewegung gilt.

Projekte nach Themen zusammengefasst

Geseko von Lüpke schildert ihre Leistungen im Hauptteil seines Buches, wobei er nicht der Chronologie der Preise folgt, sondern, was sinnvoll ist, die Projekte nach Themen zusammenfasst. Dass er dabei nicht alles angemessen würdigt, liegt an der Fülle der Ideen und Initiativen.

Viel Platz nehmen dagegen der einführende und der abschließende Teil des Buches ein, wo sich der Autor dem vermeintlich einheitlichen Weltbild der Preisträger und den Perspektiven für die Zukunft widmet. Und hier wird es problematisch.

Wir sind die Erde und der Regen

Das so genannte Weltbild der Alternativen Nobelpreisträger ist von Lüpkes eigenes Weltbild, ein Mix aus Spiritualismus, Esoterik und Ökologie für Anfänger, alles in Schlagworte gegossen und simple Gegensätze gebracht. Von Lüpke spricht von sozialer Mystik, von ökologischer Spiritualität, von innerem Wachstum, von Ganzheitlichkeit und der Gaia-Theorie des Lebens, die freilich keine Theorie, sondern ein Glaube ist.

Auf zwei Seiten zitiert er schließlich die "Erklärung" eines David Suzuki: "Wir sind die Erde durch die Pflanzen und Tiere, die uns ernähren. Wir sind der Regen und die Ozeane, die durch unsere Adern fließen", so lautet ihr Beginn.

Große Worte statt Argumenten

Vielleicht ist der Rezensent einfach nur unfähig, die Tragweite dieses Weltbildes, das auf emphatischem Naturverstehen basiert und als ein revolutionär neues angepriesen wird, tatsächlich zu begreifen, weil er Argumente großen Worte vorzieht, weil in seinen Adern eben kein Regen und kein Ozean fließt, sondern einfach Blut.

Buch-Tipp
Geseko von Lüpke, "Die Alternative. Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises. Pragmatiker, Pfadfinder, Visionäre", Riemann Verlag 2003, ISBN 3570500314

Link
The Right Livelihood Award