Vorraussetzungen für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere
Jobprofil Wissenschaftlerin, Teil III
Die Biophysikerin Andrea Hickel erhielt vor einem Jahr als erste österreichische Wissenschafterin ein UNESCO-LOreal-Stipendium, eine Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftlerinnen, die weltweit vergeben wird.
8. April 2017, 21:58
Die Biophysikerin Andrea Hickel über "Erfolg in der Wissenschaft"
"Ich wollte nach meiner Dissertation ins Ausland gehen, weil bei uns junge Wissenschafter blockiert werden, wenn sie Ideen haben", meint Andrea Hickel, die 1996 in Chemie an der technischen Universität in Graz promovierte.
Ihre Dissertation war Teil eines großen Forschungsprojekts zum Thema "Biokatalyse". Die junge Wissenschaftlerin untersuchte ein für die organisch chemische Industrie sehr wichtiges Enzym, das als Katalysator für gewisse Reaktionen verwendet wird. Nach dem Abschluss ihrer Doktor-Arbeit bemühte sich die damals 29-Jährige um ein "Erwin Schrödinger Auslandstipendium" und machte aus ihrem Traum Wirklichkeit.
Zweieinhalb Jahre in Berkely
Sie verbrachte zweieinhalb Jahre an der renommierten University of California in Berkely am "Chemical Engineering Departement", wo sie mittels biophysikalischer Methoden Untersuchungen an Enzymen durchführte. Die Auslandserfahrung hat sie sowohl persönlich, als auch beruflich ein schönes Stück weitergebracht, erzählt die Steirerin: "Es war energiemäßig einfach eine ganz tollen Zeit."
Akribie und Durchhaltevermögen
Seit 1999 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Biophysik und Röntgenstrukturanalyse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. Ihr Schwerpunkt ist die Erforschung völlig neuer Methoden zur Bekämpfung von Bakterien.
In ihren Experimenten untersucht sie die Eigenschaften von natürlichen Wirkstoffen, die imstande sind Bakterien binnen weniger Minuten durch einen Angriff auf die Zellmembran zu zerstören.
Der Austausch mit Kollegen und die Vernetzung mit anderen Disziplinen sind der Biophysikerin sehr wichtig. Sie selbst beschreibt sich als sehr kommunikativ und bei Forschungsfragen offen für andere fachliche Perspektiven. Für ihren Job braucht sie viel Akribie und Durchhaltevermögen. Denn nur viele kleine Schritte führen zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Beruf und Familie
"For Women in Science" nennt sich das Forschungsstipendium, das der Biophysikerin Andrea Hickel als erster österreichischen Wissenschafterin bei einem feierlichen Festakt in Paris verliehen wurde. Mit dieser internationalen Auszeichnung fördern die Firma LOreal und die UNESCO weltweit herausragende Leistungen von Nachwuchsforscherinnen.
Mit dem Stipendium finanzierte sich die Biophysikerin heuer einen weiteren Forschungsaufenthalt im Ausland. An der Universität Oxford konnte sie spezielle Experimente mit dem weltweit leistungsstärksten Gerät zur Kernspinresonanz-Spektroskopie durchführen.
Drei Monate lang war sie im Ausland, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und der einjährigen Tochter. "Er hat in dieser Zeit auf unsere Tochter aufgepasst und ich habe voll gearbeitet", erzählt die junge Mutter. "Das gibt auch irrsinnig viel, wenn sich das koordinieren lässt, aber ich glaube, dass das in den seltensten Fällen machbar ist."