Michael Moore, der Champion in "Bashing Mr. Bush".

Volle Deckung Mr. Bush

Michael Moores neues Buch gehört - wie seine vorherigen Bücher - einer ehrwürdigen literarischen Gattung an: der Gattung des Pamphlets. Michael Moore bleibt damit der unumschränkte Champion in Sachen "Bashing Mr. Bush".

Keine Frage: Dieser Mann hat eine Mission. Michael Moore zieht als Populist der Aufklärung durch die Lande, seine Filme über die Schattenseiten des American Dream sind Publikumshits, seine Bücher stürmen die Charts, nicht nur in den USA.

"Volle Deckung Mr. Bush" heißt das jüngste Geschoß aus Moores publizistisch-ballistischer Werkstatt, ein gnadenlos polemisches, ein erfrischend boshaftes Buch, in dem der wortgewaltigste Agitator der US-amerikanischen Linken sein liebstes, sein allerliebstes Hassobjekt ins Visier nimmt: den amtierenden Präsidenten der USA.

"Ein gutes, christliches Buch"

Michael Moore macht sich nicht nur über die intellektuellen Kapazitäten George W. Bushs lustig, sondern auch über die allerorten zwischen Seattle und Palm Beach grassierende Terror-Hysterie. In einem gefaketen Vorwort schreibt er:

Dieses Buch wurde vom Ministerium für Heimatschutz freigegeben. Es enthält keine aufrührerischen oder verräterischen Reden oder Handlungen. Jedes Wort wurde von einem Team von Terrorexperten untersucht und analysiert, um sicherzustellen, dass es DEM FEIND weder hilft noch ihn ermuntert. Dieses Buch enthält keine geheimen Botschaften an Terroristen. Dies ist ein gutes, christliches Buch, geschrieben von einem patriotischen Amerikaner, der weiß, dass wir ihn vernichten werden, sollte er jemals aus der Reihe tanzen.

Die Kunst der Unterstellung

Michael Moore - das zeigt auch die Lektüre seines jüngsten Buches - ist ein glanzvoller Polemiker. Die Kunst der Unterstellung beherrscht er ebenso souverän wie das Handwerk der karikierenden Zuspitzung.

Sind die Opfer des 11. September tatsächlich dafür gestorben, fragt er polemisch, dass George W. Bush das ganze Land in Texas verwandeln darf?

Alte Freunde?

Im ersten Teil der Streitschrift richtet Michael Moore sieben kritische Fragen an "George von Arabien":

Frage eins, lieber George: Stimmt es, dass die Bin Ladens in den letzten 25 Jahren immer wieder geschäftliche Beziehungen zu dir und deiner Familie unterhielten?

Das stimmt offenbar. Moore weist nach, dass Osamas Bruder Salem bin Laden in den späten 70er Jahren 50.000 Dollar in die texanische Ölfirma George W. Bushs investierte.

Manche sind gleicher

Noch etwas gibt Michael Moore zu denken: In den ersten Tagen nach dem desaströsen Anschlag von Manhattan herrschte über dem Luftraum der USA ein strenges Flugverbot. Eine Ausnahme wurde offenbar für die Mitglieder der Familie Bin Laden gemacht. 24 Mitglieder der Familien Bin Laden, die sich in den USA aufhielten, seien von einem Privatjet in Los Angeles, Washington und Boston zunächst eingesammelt und dann nach Europa evakuiert worden.

Kannst Du mir das erklären? Tausende saßen fest und durften nicht fliegen, aber wenn man nachweisen konnte, dass man mit dem größten Massenmörder in der amerikanischen Geschichte verwandt war, dann bekam man einen Gratisflug ins schöne Paris!

Verschwörungstheorie - nein danke

Manchmal wird's auch ein bisschen obskur in Michael Moores Streitschrift. Er sei, Gott bewahre, kein Anhänger von Verschwörungstheorien, beteuert der Autor, allerdings geht es eindeutig in die Richtung Verschwörungstheorie, wenn Moore die Vermutung in den Raum stellt, Osama bin Laden sei gar nicht für die Anschläge vom 11. September verantwortlich gewesen.

Ein Mann, der wie Bin Laden in einer afghanischen Höhle hocke und wegen eines Nierenleidens angeblich an der Dialyse hänge, ein solcher Mann könne die Anschläge gar nicht dirigiert haben, spekuliert Moore.

Schlampig und ungenau?

In den letzten Monaten ist Michael Moore gegenüber einiges an Kritik laut geworden: Er recherchiere schlampig, hieß es, sein Bestseller "Stupid White Man" etwa strotze vor ungenauen Zahlen und falsch interpretierten Statistiken.

Vorwürfe, die Michael Moore gelassen von sich abprallen lässt. Manche Leute seien eben neidisch, erklärt er. Sein Publikum scheint sich an den kritischen Einwänden ohnehin nicht zu stoßen.

Angriff auf Schwarzenegger

Bein seinem Besuch in Wien äußerte sich Moore auch über weitere aktuelle politische Themen. In einem Interview in der ZiB2 bekam etwa der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger buchstäblich sein Fett ab.
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Buch-Tipp
Michael Moore, "Volle Deckung Mr. Bush", aus dem Englischen von Michael Bayer, Helmut Dierlamm, Thomas Pfeiffer und Heike Schlatterer, Piper-Verlag, München 2003, ISBN: 3492046142

Hör-Tipp
Michael Moore auf Lesereise in Europa. Bericht im Ö1 Inforadio.

Links
Michael Moore
Das Weiße Haus
GeorgeWBush.com