Ein Porträt des Künstlers als alter Mann
Nie mehr wieder ins Maxim!
"Ich bin am 5. Dezember 1903 auf die Welt gekommen. Ich habe es bis heute nicht bereut. Im selben Jahr gründete Henry Ford seine Automobilfabrik und Greta Garbo erblickte das Licht der Welt." So Johannes Heesters über sein Geburtsjahr.
8. April 2017, 21:58
Johannes Heesters erzählt Georg Markus, dass er Franz Lehárs "bester Danilo" war.
Johannes Heesters wohnt in Starnberg, dem beschaulichen Starnberg südlich von München. Am Rand des Ortes, auf einer Anhöhe, erreichbar über einen besseren Feldweg, steht ein Haus. Nicht groß, nicht auffällig, eine Art Gartenhaus.
Davor eine Wiese mit Bäumen und Sträuchern und eine kleine Scheune, die als Garage dient. Keine Villa, kein Personal, kein Dalmatinerpärchen und keine Limousine. Kein Zentimeter Glamour.
Ein melancholischer Blick
Ein Foto aus dem Jahr 1925. Der junge, schlanke Bursche mit der Zigarette im Mundwinkel wirft einen melancholischen Blick in die fiktive Ferne eines Amsterdamer Ateliers.
Seit vier Jahren spielt er in der holländischen Hauptstadt Theater. Zuerst Klassiker, seit einem Jahr Operette. Johan Heesters, 22 Jahre alt, ein Mann, der gefällt, und der das wohl auch weiß.
Der glutäugige Bettelstudent
Noch ein Foto. Aufgenommen 1936. Der junge Mann als glutäugiger Bettelstudent Symon in der UFA-Verfilmung von Carl Millöckers Operette. Für diese Rolle war er 1934 an die Wiener Volksoper engagiert worden. In kürzester Zeit hat sich der linkische Provinztenor mit dem starken holländischen Akzent in den selbstsicheren Herzensbrecher der deutschen Kinopaläste verwandelt.
Charme, sagt Heesters, den hat man oder man hat ihn nicht. Er weiß, dass er ihn hat. Er war stets sein größtes Kapital. Heute ist das eher eine Unterstellung. Man bemüht sich vielleicht höflich zu sein, aber charmant?
Scheuklappen zur Hitlerzeit
Ein Foto aus dem Jahr 1941 zeigt Heesters im KZ Dachau. In der Küche trinkt er eine Tasse Kaffee: "Es ist ein froher und heiterer Nachmittag im Konzentrationslager". So steht es zumindest auf dem Erinnerungsalbum, aus dem das Foto stammt.
Die Hitlerzeit war eine schlimme Zeit, sagt er, und meint die letzten Kriegsmonate. Jeder ahnte, so Heesters, dass es bald zur großen Katastrophe kommen musste. Aber wir drehten und drehten einen Film nach dem anderen, geradeso, als hätten wir Scheuklappen auf.
Unauslöschbare Spuren
Beim Textlernen tue er sich schon schwer, sagt Heesters, er könne schließlich kaum mehr lesen. Der Künstler hat es besonders schwer mit der Einsicht in die Endlichkeit des Lebens. Er hat Spuren hinterlassen, die, wenn er Glück hat, unauslöschbar sind.
Jedes Foto, sagt Heesters, das von mir nicht erschienen ist, jeder Artikel, der über mich nicht geschrieben wurde, hat dazu beigetragen, mir die Sympathie meines Publikums länger zu bewahren.
CD-Tipp
"Johannes Heesters erzählt und singt", Präsentation: Georg Markus, aufgenommen am 6. und 8. Dezember im RadioKulturhaus, Preiser 90460
Hörbuch-Tipps
Dieses Feature von Peter Zimmermann ist unter dem Titel "Heute geh'n wir ins Maxim! Johannes Heesters erzählt sein Leben" als Hörbuch im Audio Verlag erschienen, ISBN 3898132706.
"Apropos Operette" am Montag, dem 8. Dezember, um 15:06 Uhr ist ebenfalls dem Jubilar gewidmet.
Veranstaltungs-Tipp
Am 1. Dezember findet zu Ehren von Johannes Heesters im Wiener Konzerthaus eine große Geburtstagsgala statt. Johannes Heesters wird dabei seine größten Bühnenerfolge präsentieren und Anekdoten und Begegnungen aus seinem bewegten Leben erzählen.
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Johannes Heesters