Höher, schneller, weiter

Sieg und Niederlage, Kampf und Fairness

Intelligente Menschen seien nicht sportlich und vice versa. Die Überwindung der traditionellen Trennung von Körper und Geist ist nur eines der Anliegen der Sportphilosophie.

Der Sportsoziologe Eugen König zu Philosophie und Sport

Wer auf dem Weg von A nach B etwas mitzunehmen vergisst und umkehren muss, um es zu holen, bekommt nicht selten zu hören: "Wer es nicht im Kopf hat, der hat es eben in den Beinen!" Diese Redewendung will suggerieren, dass intelligente Menschen mit einem Minimum an Bewegung das Auslangen finden und dass den Vergesslichen und Dummen nichts anderes übrig bleibt, als ihre Muskelkraft einzusetzen.

Andererseits wird wohlwollend registriert, wenn ein Spitzensportler bei einem Fernsehinterview eloquent und mit überzeugenden Argumenten auftritt. Noch mehr beeindruckt dieser Mensch, wenn er auch zu gesellschaftlichen Themen außerhalb des Sports Stellung nehmen kann.

Wer klug ist, ist nicht sportlich

Eloquenz, Intelligenz und andere geistige Fähigkeiten werden jemandem, der körperliche Eigenschaften perfektioniert hat, nicht zugetraut. Körper und Geist werden als getrennte, ja mitunter gegensätzliche, Bereiche angesehen. Hier die einfachen Menschen mit ihrem Körperkult, dort die Intellektuellen mit ihren geistigen Beschäftigungen. Dieser Dualismus hat einen großen Teil der Geistesgeschichte geprägt.

Die noch junge Disziplin Sportphilosophie versucht seit Anbeginn diesen Dualismus zu überwinden. Wenn sich Philosophen mit Sport beschäftigen, dann werden Fragen folgender Art gestellt: Ist Erkenntnis mit Hilfe von Bewegung möglich? Hat Sport erzieherischen Wert, wo es doch fast immer nur um Sieg oder Niederlage geht?

Doping und Ethik im Sport

Zum Kanon des jungen Faches Sportphilosophie gehören seit Anbeginn auch ethische Fragestellungen, wie das Dopingproblem oder die Frage nach dem Leistungssport um jeden Preis.

Sport und Doping sind für den Sportsoziologen Eugen König keine getrennten Bereiche. Denn die dem Sport immanente Logik führe laut König zwangsläufig zum Problem des Dopings. Nach seiner Meinung können die gegenwärtigen ethischen Diskurse das Problem des Dopings im Sport nicht lösen. "Wenn man genauer hinschaut, dann ist Sport selbst Doping. Unter diesem Aspekt fällt diese Gegenüberstellung in sich zusammen. In beiden Phänomenen treibt sich das selbe Unwesen herum, dass der permanenten Leistungssteigerung."

Ethik im Sport hat angesichts des Dopingproblems laut König nur mehr eine ideologische Feigenblattfunktion. "Das hat meiner Meinung damit zu tun, dass die Ethikdiskussion auf einer Idealvorstellung von Sport aufbauen, die mit der historisch gewachsenen Realität des Sports wenig gemein hat", meint der Sportsoziologe.

Verdrängte Wahrnehmung eines Problems

In Kunst und Kultur sind bewusstseinserweiternde und leistungssteigernde Substanzen nicht unüblich, auch Schüler und Manager verwenden nicht selten chemische Hilfsmittel, um die nötige Leistung zu erbringen. Wenn dies jedoch Sportler tun, ist ein Skandal programmiert.

Obwohl einige Insider wissen, dass in manchen Sportarten ohne Doping kaum mehr olympische Medaillen gemacht werden können, verhalten sich auch die meisten Experten höchst überrascht, wenn bei Olympischen Spielen wieder einmal ein Dopingfall aufgedeckt wird.

Laut Erich Müller vom Institut für Sportwissenschaften an der Universität Salzburg bejubeln wir diejenige die Medaillen machen, sollte sich jedoch herausstellen, dass sie gedopt haben, sind wir die ersten die mit dem Zeigefinger auf sie deuten und sie als unmoralisch bezeichnen. "Wir dürften eigentlich nicht den Athleten brandmarken, sondern müssten vielmehr erkennen, dass es einfach viele Situation gibt die den Athleten dahintreiben solche Mittel zu nehmen", meint Müller.

Diese Situationen werden sicherlich durch den Anspruch gefördert immer bessere Leistungen erbringen zu müssen. Daher ist auch mit dem Dopingproblem die ethische Frage eng verwandt, ob man im Sport Leistung um jeden Preis anstreben oder ob man eine gewisse Beschränkung innerhalb einer Sportart in Erwägung ziehen soll.