Erich Hampel zur europäischen Bankenlandschaft

Im Schatten der Italiener

Seit der Übernahme durch die italienische Unicredit nimmt die BA-CA die Rolle der Osteuropa-Holding des Konzerns an. Geleitet wird diese Division sowie das Österreich-Geschäft von Erich Hampel, der auch im Vorstand der Unicredit sitzt.

Erich Hampel, der Chef der Bank Austria Creditanstalt, hat beim Golf Handicap 25. Weil er wenig spielt, und weil er wegen Heuschnupfens heuer noch nicht gespielt hat, wird sein Handicap laufend schlechter. Die Integration von drei Banken, Kulturen und Mentalitäten hingegen läuft reibungslos, sagt Hampel, alle geplanten Schritte seien erledigt.

Die BA-CA ist für die Integration der 16 Staaten in Zentral- und Osteuropa zuständig, die Slowakei ist schon abgeschlossen, der Rest wird noch heuer folgen. Dass alles problemlos laufe, sei keine Schonfärberei betont Hampel, der Prozess war gut vorbereitet, deshalb laufe er so reibungslos.

*Besonderes Geschäftsmodell
Warum sich trotz aller Reibungslosigkeit hartnäckig die Stimmung hält, Österreich habe innerhalb der Unicredit wenig zu reden, kann sich Hampel nicht wirklich erklären. Umso mehr, als Unicredit mit dem divisionalen Ansatz und mit dem Prinzip der Kompetenzzentren ein besonderes Geschäftsmodell hat.

So wird zum Beispiel das Leasinggeschäft der gesamten Gruppe zusammengefasst in Mailand geführt. Geleitet wird es von einer Österreicherin. Das gesamte Geschäft in Zentral- und Osteuropa wurde von Unicredit der BA-CA übertragen und von Wien aus geführt. Dieses Modell funktioniere gut und sei das Erfolgsgeheimnis dieser Gruppe, glaubt Hampel.

Strukturentscheidungen stehen an
Die Möglichkeit, das Geschäft der BA-CA in ein Österreichgeschäft und das Zentral- und Osteuropageschäft zu teilen, gibt es ab 2011. Bis dahin sind es noch fünf Jahre, und man wird sich genau ansehen, ob die Struktur von heute die beste ist oder ob es andere Varianten gibt, um optimale Effekte zu erzielen.

Eine solche Entscheidung würde in Mailand mit seinem, Hampels, Zutun diskutiert werden, und auch der BA-CA Vorstand wäre da am Tisch, beruhigt Hampel. Die Emotionen rund um diese mögliche Auslagerung kann Hampel nicht nachvollziehen, umso mehr, als fünf Jahre genug Zeit sei, um Strukturen entsprechend anzupassen.

Kein Verkauf der Industriebeteiligungen
Die immer wieder auftauchenden Gerüchte, die BA-CA nahe Stiftung B&C könnte die dort geparkten Beteiligungen an Lenzing, Porr und Semperit verkaufen, kann sich Hampel nicht erklären. Es gab seitens der BA-CA oder seitens des Stiftungsvorstandes keine Aussage, dass diese Beteiligungen zum Verkauf stehen.

Hampel bestätigt, dass derzeit keine Verkaufsgespräche geführt werden. Die Stiftungskonstruktion sieht übrigens vor, dass die Stiftung die Beteiligungen hält, die Bank die Genussrechte. Nur diese könne die Bank verkaufen, der Erlös wäre niedriger als ein Verkauf der Beteiligungen selbst. Ein Erlös aus Beteiligungsverkäufen aber müsste in der Stiftung verbleiben.

Diskussion um Beschäftigtenzahlen
Immer wieder ein Thema für die BA-CA ist der Abbau von Mitarbeitern. Weil die Abwicklung des Österreichgeschäfts in Wien zusammengefasst wurde, sind Arbeitsplätze in den Bundesländern weggefallen. Für die betroffenen Mitarbeiter wurden Abfertigungsmodelle ausgearbeitet, es werden Gespräche geführt werden. Etwa 200 Millionen Euro sind dafür vorgesehen.

Nicht bestätigen will Hampel, dass 400 bis 700 der derzeit 9800 BA-CA Mitarbeiter abgebaut werden sollen. Eine Untergrenze von Mitarbeitern will Hampel nicht nennen, das hänge von Strategie und Geschäftsmodell ab.

Weiteres Wachstum erwartet
Die derzeitige Übernahme- und Fusionswelle am Bankensektor führt Hampel auf die rasche und positive Einführung des Euro zurück. Das Geschäft werde sich weiter vereinheitlichen - Beispiel europäischer Zahlungsverkehr - auch der Konzentrationsprozess wird weitergehen, glaubt Hampel. Das gelte nicht nur für die Bankenlandschaft, auch für Versicherungen und andere Sektoren.

Ob diese Welle auch Unicredit erfassen könne, weil Gerüchte davon sprechen, dass die französische Societé Général an Unicredit interessiert sein könnte? Dieses Gerücht habe Unicredit per Presseaussendung eindeutig dementiert, sagt Hampel, dem habe er nichts hinzuzufügen.

Persönlich wünscht sich Hampel mehr Zeit für seine Familie und sein Hobby Golf, wobei er schon froh wäre, sein Handicap bei 25 stabilisieren zu können. Und er geht davon aus, dass er in fünf Jahren noch Generaldirektor der BA-CA sein wird.

Hör-Tipp
Saldo, jeden Freitag, 9:45 Uhr

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