Eckel, Zwangsensemble, Enzler

Helden des Alltags

Die Gewinner des "Salzburger Stier 2007" sind Klaus Eckel (Österreich), das Erste Deutsche Zwangsensemble (Deutschland) und Simon Enzler (Schweiz). In den nächsten drei Wochen haben sie im Radio nochmals ihre großen Auftritte.

Ausschnitt aus Klaus Eckels "Helden des Alltags"

Weil man Männern doch nachsagt, liebend gerne Trophäen zu sammeln, wollte Klaus Eckel in diesem Punkt keine Ausnahme sein. Ironisch distanziert aber doch, präsentiert er auf seiner Website eine ganze Liste seiner kabarettistischen "Hirschgeweihe". Darunter finden sich u.a. der Goldene Wiener Kleinkunstnagel, das Passauer Scharfrichterbeil, der Löwenzahn der Leipziger Lachmesse 2006 und seit kurzem auch der Salzburger Stier 2007.

Für sein viertes Solo "Helden des Alltags" wurde der Wiener Klaus Eckel am 12. Mai auf der Kapfenburg in Lauchheim, Deutschland, mit diesem traditionsreichen Radiokabarettpreis ausgezeichnet.

Umschulung zum Kabarettisten

Klaus Eckels "Umschulung zum Kabarettisten" ist gelungen! Als angehender Betriebswirt interessierte er sich ursprünglich für die großen Zusammenhänge. Als Kabarettist beschäftigen ihn nun die kleinen aber wesentlichen Dinge unseres Alltags - zum Beispiel, ob die Christbaumkugel unter der Saisonarbeit leidet, wie der Zwieback zu seinem schlechten Ruf kam, usw.

Klaus Eckel ist blitzschnell - mit seinen assoziativen Sprachspielereien, mit seinen Gedankenreisen und am Klavier sowieso. Seine Pointen sind verspielt, erlesen und kommen in höchstmöglicher Dichte. Und: er wirft wichtige Fragen auf - zum Beispiel: "Warum darf man einen Briefbeschwerer niemals auf E-Mails ansprechen?"

Wir wissen es nicht! Klaus Eckel vermutlich auch nicht. Aber allein wie er uns seine Vermutungen über die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen Alltagsgegenständen und menschlichen Defiziten nahe bringt, hat den Salzburger Stier 2007 verdient.

Der Stier 07

Seit 1982 schafft das Kabarettforum Salzburger Stier kontinuierlich einen Überblick über Entwicklungen und Tendenzen innerhalb der deutschsprachigen Kleinkunstszene.

Der Salzburger Stier, mit 6.000 Euro dotiert, wird alljährlich jeweils an eine kabarettistische Produktion aus Österreich, Deutschland und der Schweiz vergeben. An dieser größten Radiokooperation Europas ist neben ORF, ARD und Schweizer Radio DRS seit 2004 auch der RAI Sender Bozen beteiligt.

Die ersten 15 Jahre ging dieses internationale Kabarettforum über die Bühne des ORF Landesstudios Salzburg. Seit 1997 befindet sich der Stier auf Wanderschaft durch die Sendegebiete der zehn koproduzierenden Radioanstalten und war unter anderem schon in Luzern, Baden-Baden, Leipzig, Köln, Winterthur, Aschaffenburg und Meran zu Gast.

Boygroup des deutschen Kabaretts

Politikverdrossen und desinteressiert ist sie angeblich, die junge Generation. Das "Erste Deutsche Zwangsensemble", drei Kabarettisten Anfang dreißig - namens Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber beweisen das Gegenteil!

Die drei Bayern waren bereits erfolgreich mit Soloprogrammen unterwegs, als sie sich 2004 auf den sanften Druck ihrer Agentur hin zu einer Kabarett Task Force zusammenschlossen. So entstand das Erste Deutsche Zwangsensemble, das mit "Hardcore Kabarett" die Grenzen der Satire zu sprengen sucht.

Lyrik aus dem Appenzellerland

Simon Enzler heißt der diesjährige Preisträger aus der Schweiz. Das idyllische Appenzellerland ist Simon Enzlers (1976) Heimat und künstlerischer Nährboden. Hier wühlt er im Urschlamm des Urschweizerischen, schaut dem Tischnachbarn ins Bier und dem Bauer in den subventionierten Stall.

In seinem aktuellen Programm "wedeschegg" (begleitet von Bassist Daniel Ziegler) setzt der Meister der Mundart weniger als bisher auf Lokalkolorit, mustert seine Figuren dafür aber mit umso schärferem Blick: "Zu uns kommen Menschen, um sich sagen zu lassen, wie die Wirklichkeit sein sollte - minus dem, wie sie wirklich ist. Und über die Differenz, da lachen sie dann. Manchmal."

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 9. September 2007, 22:05 Uhr

Contra, Sonntag, 16. September 2007, 22:05 Uhr

Contra, Sonntag, 23. September 2007, 22:05 Uhr

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