Lieder über Mütter
Mother's little helper
"Mother's little helper", Barbiturate und Tranquilizer: Unselige Helferlein durch den Alltag der Mütter, von den Rolling Stones im gleichnamigen Song verewigt. Bleibt zu hoffen, dass ihnen gerade am Muttertag keine besondere Bedeutung zukommt.
8. April 2017, 21:58
Gibt man in der Suchmaschine des ORF-Tonträgerarchivs die Begriffe "mother", "mama" oder "Mutter" ein, wird eine beachtliche Anzahl von Aufnahmen aufgelistet. Da muss man natürlich gleich Titel wie "Hey, sweet mama" oder "Sexy mama" abziehen.
Hier meint das Wort wohl etwas anderes, und keine Tochter oder Sohn huldigen inbrünstig ihrer geliebten Erzeugerin.
Talkin' about hard times
Was beim Durchstöbern des Archivs auffällt, ist, wie wenig Aufnahmen es über glückliche und erfüllte Mutterbeziehungen gibt, wenn man jetzt einmal die Mütterlieblinge Heintje und Konsorten außen vorlässt.
Da lässt sich leicht eine Analogie zu den vielen traurigen Lovesongs herstellen: Unerfüllte und unglückliche Beziehungen scheinen die Kreativität einfach mehr anzukurbeln. Ob John Lennon jetzt in "Mother" die Gefühlskälte seiner Mutter anprangert, "The Police" in ihrem Song mit dem gleichen Titel gar (hoffentlich nicht ernst gemeinten) ödipalen Regungen freien Lauf lassen. Sehr oft handelt es sich hierbei um männliche Projektionen oder Frustrationen.
Es gibt natürlich auch einige anklagende Songs von Frauen, aber diese spezielle Mutter-Sohn beziehungsweise Muttersöhnchen-Konstellation fällt schon auf. Höchste Zeit, nach Songs aus der Perspektive der Mutter zu suchen.
The pill
Da verfügt eine sechsfache Mutter, die überdies eine hervorragende Songwriterin ist, über mehr als genug Autorität und Kompetenz: Loretta Lynn, eine der "Grandes dames" der Countrymusik, vertont in "The pill" ihre Autobiografie. Knapp vor ihrem 14. Geburtstag hatte sie geheiratet, und vier Jahre später war sie vierfache Mutter. Jetzt reicht es ihr, singt sie, sie möchte lieber einen Minirock anstatt eines Umstandskleides tragen, und jetzt nähme sie die Pille.
Heutzutage ist es schwer vorzustellbar, dass dieses harmlos fröhliche Liedchen aus dem Jahr 1968 damals von sehr vielen amerikanischen Radiostationen boykottiert wurde. Carl Djerassi, der Erfinder dieser Verhütungsmethode, bezeichnete sich übrigens selbst nicht als Vater, sondern Mutter der Antibabypille.
That's allright, mama
Wie dem auch sei, bei aller Ambivalenz verspüren doch sicher viele Künstlerinnen und Künstler ein Gefühl der Liebe und Dankbarkeit für ihre Mütter, auch wenn sie das nur selten in Songs jenseits der Schlager- und Schmalzecke abhandeln. Besonders bekannt für ihre innige Mutterbeziehung waren beispielsweise Ray Charles und Elvis Presley. Angeblich hatte dieser ja seine ersten Aufnahmen nur gemacht, um seiner Mutter ein verspätetes Geburtstagsgeschenk zukommen zu lassen.
Und sogar Deutschlands "Superstar" und Bösewicht vom Dienst, Dieter Bohlen, gibt in seiner Autobiografie preis, dass all die Frauen in seinem Leben seiner geliebten Mama nie und nimmer das Wasser reichen könnten. So lasset uns gemeinsam (nicht nur) am Muttertag im Chor singen: You're allright, mama!
Hör-Tipp
Spielräume, Sonntag, 12. Mai 2007, 17:30 Uhr