Auswirkungen des Klimas auf die Landwirtschaft
Land- und Forstwirtschaft
Landwirte sind von Wetterbedingungen unterschiedlich betroffen. Trockenheit und andere Wetterextreme wie Hochwasser führen zu einer Veränderung von Fauna und Flora. Eine Diskussion über Strategien für den Umgang mit klimabedingten Veränderungen.
8. April 2017, 21:58
Die Landwirte in Österreich sind von Wetterbedingungen sehr unterschiedlich betroffen. So mancher wird sich an das Jahr 2003 erinnern, als es im Burgenland und in der Steiermark extrem wenig Niederschlag gegeben hat. Aber nicht nur Trockenheit, auch andere Wetterextreme wie Sturm, Hochwasser oder Hagelschlag führen dazu, dass sich Fauna und Flora verändern.
Der Grünland- und Klimaexperte Karl Buchgraber diskutiert mit dem Obstbauern Hannes Strahlhofer, dem Vieh-Bauer Kappel Gerhard, dem Weinbauern Karl Breitenberger und dem Forstwirt Raimund Hager über die bisherigen Auswirkungen extremer Wettersituationen auf die Bewirtschaftung ihrer Landwirtschaft. Was kann jeder Bauer in seiner Sparte tun, um sich zu wappnen, und hat die wissenschaftliche Beratung mehr anzubieten als Panikmache?
115.000 Grünlandbauern
Aufgewachsen als Sohn einer Bauernfamilie in der Oststeiermark kennt Karl Buchgraber sein Forschungsfeld von Kindheit an. Als Institutsleiter für Pflanzenbau und Kulturlandschaft an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein widmet er seine Aufmerksamkeit den Grünlandbauern und Forstwirten.
"In Österreich gibt es ca. 115.000 Gründlandbauern. Viele davon haben ihre Höfe im so genannten Trockengürtel im Süden und Osten Österreichs und sind daher von Trockenperioden besonders betroffen."
Trockenperioden zerstören das Grünland
Gerhard Kappel kommt aus dem Südburgenländischen Schmidreith und ist Grünlandbauer. Er bewirtschaftet ca. 40 Hektar Ackerland und besitzt 40 Milchkühe. Wie viele Andere seines Gewerbes leidet auch er unter den Wetterkapriolen.
"Als Grünlandbauer in unserem Gebiet auf Kuppenstandorten mit sehr seichtgründigen Böden und sehr wenig Humusauflage wirken sich Trockenzeiten sehr schnell aus. Vor allem in dem Katastrophenjahr 2003 sind sogar die tiefgründigen Unkräuter vertrocknet, aber auch jetzt 2007 haben wir schon wieder braune Flächen in den Wiesen."
Sturmschäden fördern den Schädlingsbefall
Raimund Hager bewirtschaftet mit meiner Familie einen Bergbauernhof bei Aigen im Ennsthal auf einer Seehöhe von 1250 Meter. Ihm gehören 80 Hektar Wald und ca. 30 Stück Vieh.
"Die Extremwettersituationen haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. In unserem Gebiet sind das große Problem Sturmschäden in den Wäldern. Wenn wir diese Schadholzmengen nicht schnell genug aufarbeiten, breitet sich der Borkenkäferbefall sehr rasch aus."
Kein Obstanbau ohne Hagelschutznetze möglich
Hannes Strahlhofer ist Obstbaumeister in Anger bei Weiz. Sein Hof liegt auf ca. 550 Meter Seehöhe. Er bewirtschaftet sechs Hektar und zählt zu den kleineren Betrieben. Zur Zeit hat nur Apfelbäume zuhause stehen.
"Unsere hauseigene Quelle war im Frühjahr 2003 plötzlich trocken. Wir mussten von März bis Juni unser Trinkwasser nach Hause führen. Außerdem ist ein Obstanbau ohne Hagelschutznetze in der Steiermark nicht mehr möglich."
Zunahme von Trockenperioden und Starkregen
Der Weinbauer und Kellermeister Karl Breitenberger aus Kaibing betreibt eine kleine Buschenschank an der Römerweinstraße zwischen Gleisdorf und Hartberg und versucht als Familienbetrieb ein Auskommen zu finden, was - wie er selbst sagt - recht gut gelingt.
"Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass wir jetzt in Kaibing jenes Klima haben, das Anfang der 1980er Jahre im Friaul herrschte. Wir haben eine Zunahme von Trockenperioden und auf Grund unserer geografischen Lage auch ein Zunahme von Starkregen."
Risiko:dialog ist eine Initiative von Radio Österreich 1 und Umweltbundesamt.
Mehr zur Initiative Risiko:dialog in oe1.ORF.at
Mehr zum Klimawandel in science.ORF.at
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 21. Mai bis Donnerstag, 24. Mai 2007, 9:05 Uhr
Alle Sendungen der Initiative Risiko:dialog der kommenden und vergangenen 35 Tage finden Sie in oe1.ORF.at.
Link
Risiko:dialog