Gerd Voss als "König Lear" am Burgtheater

"Eines der besten Shakespeare-Stücke"

Seit 20 Jahren zählt er zu den Wiener Publikumslieblingen: Gerd Voss, der am 30. Mai Premiere als Shakespeares "Lear" an der Burg hat. Im Ö1 Gespräch erzählt u. a. über die Herausforderungen dieser Rolle, über Shakespeare und über sein Verhältnis zu Wien.

Seit der Ära Peymann ist er - mit kurzer Unterbrechung - nun bereits seit 20 Jahren am Wiener Burgtheater tätig: der deutsche Schauspieler Gerd Voss. Am Mittwoch, 30. Mai 2007, hat er in der Regie von Luc Bondy Premiere mit der Titelrolle von Shakespeares "König Lear" an der Burg.

Im Ö1 Gespräch erzählt der Burg-Star unter anderem über die besonderen Herausforderungen dieser Rolle, über Shakespeare sowie über seine Beziehung zu Wien.

"Eines der besten Stücke Shakespeares"

Sieht er wie Lawrence Olivier den Lear als Krönung eines Schauspielerlebens?

"Ich habe nie darüber nachgedacht - aber auch Richard III. ist eine Krönung. Ich würde sagen, Lear ist jedenfalls eines der besten Stücke Shakespeares", stellt Gerd Voss fest.

Über Zauber und Tod

"Ich empfinde alles Stücke Shakespeares als rätselhaft. Es gibt so viele Dinge im Leben, die man mit herkömmlicher Psychologie gar nicht erklären kann. In Shakespeares Stücken gibt es Mysterien wie den Zauber. So gibt es im 'Lear' den Einbruch eines ungeheuren Zorns gegen seine Tochter, die nichts anderes macht, als ihm zu sagen, dass sie ihn liebt - und das ist schon ein Grund, sie zu verbannen und mit dem Tod zu bedrohen", erläutert Voss.

"Wie alle Shakespeare-Stücke handelt auch 'Lear' von der Sterblichkeit. Auch Richard III. ist in dem Moment, wo er in höchster Not ist und denkt, er hätte alles gemacht, um ein sicheres Leben zu führen, am Meisten vom Tode bedroht. Oder Othello, der unentwegt vom Tod begleitet ist. Der Tod spielt ebenso in Hamlet oder Macbeth eine große Rolle. Lear begegnet dem Tod ja eigentlich erst in dem Moment, als er seine Tochter wiederfindet. Ein scheinbares Happy End - aber er ist so gezeichnet von seinem Leiden, dass sein Herz daran zerbricht, als er sie tot in seinem Arm hält."

Große Freiheit für Schauspieler

"Durch Wiederholen beim Lesen entdecke ich Dinge, die meine Fantasie anregen. Dann kommt die Begegnung mit dem Regisseur - und zum Schluss einigt man sich auf eine Annäherung. Das Aufregende bei Shakespeare ist, dass gerade in seiner Rätselhaftigkeit soviel zu erfinden ist. Es gibt kein Maß in seinen Stücken - das Spielfeld ist grenzenlos. Und ich kenne auch keinen anderen Autor, der dem Schauspieler soviel Freiheit bietet", schildert Voss seinen Zugang zu Shakespeare-Rollen.

Shakespeare, der bedeutendste Theaterdichter

Das Burgtheater wird in der Ära Bachler alle wichtigen Shakespeare-Stücke spielen, im Volkstheater ist seit kurzem "Macbeth" zu sehen. Wie sieht der Burg-Star den gegenwärtigen Shakespeare-Boom?

"Ich glaube, dass Shakespeare immer in war. Denn ich denke, dass er der bedeutendste Theaterautor ist. Ich finde ihn großartiger als alle, die nach ihm gekommen sind. Und alle - ob Beckett oder Brecht - haben von ihm gelernt. Er ist wie eine Sonne, von der alle leben – und er ist zeitlos."

Wien - ein Ort wichtiger Begegnungen

Welche Beziehung hat Publikumsliebling Gerd Voss, der 1986 unter Burg-Chef Claus Peymann mit Shakespeares "Richard III." einen fulminanten Einstand am Burgtheater hatte?

"In Wien wird man schnell ein Theaterliebling, man muss nur eine große Rolle einigermaßen erfolgreich spielen, dann wird man von den Medien als solcher bezeichnet. Die Stadt mag ich, wie wahrscheinlich die meisten Menschen, nicht zuletzt wegen ihrer hohen Lebensqualität. Aber ich hatte hier das Glück, enorm wichtigen Theatermenschen zu begegnen. In Wien habe ich meine schönsten Arbeiten mit Peter Zadek, mit George Tabori, mit Peymann, mit Luc Bondy und mit Andrea Breth, wenn auch leider nur kurz, gehabt", resümiert Gerd Voss.

"Wallenstein" im Dezember an der Burg

Im Dezember 2007 wird Gerd Voss in Schillers "Wallenstein" in der Regie von Thomas Langhoff am Burgtheater zu sehen sein.

Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Donnerstag, 17. Mai 2007, 11:33 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
William Shakespeare, "König Lear", Burgtheater, Premiere: 30. Mai 2007, Beginn: 19:00 Uhr, weitere Vorstellungen: 2., 5., 7., 9., 13., 16., 20., 23. und 26. Juni 2007, Beginn jeweils 19:00 Uhr

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