Künstler, Autor und Wissenschaftler

Art meets Science

Herbert W. Franke ist einer der Pioniere der Computerkunst, der sich stets um die Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft bemüht hat. Seinen 80. Geburtstag feiert er mit der im Mai und Juni stattfindenden Veranstaltungsreihe "art meets science".

Herbert W. Franke hatte in seiner Geburtsstadt Wien Physik, Mathematik, Chemie, Psychologie und Philosophie studiert, promovierte 1950 in theoretischer Physik und wollte eigentlich Physiker werden. Als begeisterter Höhlenforscher hatte er sogar eine Methode gefunden, mit der man Tropfsteine datieren kann.

In diesem Bereich wollte er arbeiten. Damals interessierte sich aber niemand dafür; seine Methode, die später bewiesen und von Paläoklimatologen angewendet wurde, wurde sogar angezweifelt. So ging Herbert W. Franke zuerst in die Industrie und wurde dann freier Forscher und Autor. Die theoretische Physik sollte dennoch für seine weitere Karriere ausschlaggebend sein.

Kunst aus der Maschine

Beim Experimentieren mit elektronenoptischen Instrumenten für seine Dissertation stellte Franke fest, dass die ausgegebenen Bilder interessante Strukturen aufwiesen. Er begann, von einer Maschine zu träumen, mit der man noch interessantere Muster - also Kunst - gestalten könnte. Und er begann, mit einem selbst konstruierten Analogrechner und später mit Großrechnern, Bilder zu gestalten. Das waren die Anfänge der Computergrafik.

Zur gleichen Zeit, also Mitte der 60er Jahre, experimentierten auch die beiden Deutschen Frieder Nake und Georg Nees und der Amerikaner Michael Noll mit Grafiken aus dem Computer und traten eine jahrzehntelange Diskussion los, ob es sich dabei tatsächlich um Kunst handle.

Nachdenken über die Zukunft

Herbert W. Franke hatte sich schon in seiner Jugend nicht nur für Kunst interessiert, sondern auch den Drang zum Schreiben und Erfinden von Geschichten bei sich entdeckt. Auf Anregung des Chefredakteurs der Zeitschrift "Neue Wege" begann er, über technische Entwicklungen zu schreiben, deren mögliche gesellschaftliche Auswirkungen er später in Science-Fiction-Romanen und Kurzgeschichten weiterdachte. Die Anregung dafür hatte ihm sein Physik-Professor Hans Thirring geliefert, der an der Universität Wien eine Vorlesung über gesellschaftliche Probleme und die Zukunft hielt und ein Verfechter des Weltfriedens war.

In den vergangenen 50 Jahren schrieb Franke etwa 20 Romane, eine Reihe von Hörspielen und unzählige Kurzgeschichten und zählt neben Autoren wie Philip K. Dick oder Stanislaw Lem zu den bekanntesten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart. Sein jüngster Roman, "Auf der Spur des Engels", erschien im Jahr 2006. Parallel dazu war er als Wissenschaftler in den Bereichen Physik, Kybernetik, Ästhetik und Zukunftsforschung und als Höhlenforscher tätig und verfasste naturwissenschaftliche Bücher, Rundfunksendungen, Drehbücher und Zeitschriftenartikel.

Mitbegründer der Ars Electronica

Als er damalige Intendant des ORF Oberösterreich, Hannes Leopoldseder, gemeinsam mit dem Computermusiker Hubert Bognermayer Ende der 1970er Jahre eine Veranstaltung über Kunst und Technik plante, stieß er auf die Kunst und die Bücher von Herbert W. Franke und hatte damit den idealen Partner für das Symposium gefunden. Sogar den Namen "Ars Electronica" wählten die drei gemeinsam aus und bestritten über viele Jahre das längst weltberühmte Festival für Kunst, Technik und Gesellschaft in Linz.

"art meets science"

Es ist klar, dass ein so vielfältig talentierter und produktiver Mensch wie Herbert W. Franke seinen Geburtstag nicht allein im Kreis der Familie auf seinem alten Bauernhof in Bayern feiert. Mit der Veranstaltungsreihe "art meets science" gibt es die Gelegenheit, seine Computerkunst zu sehen und seine Diskussionen mit Wissenschaftlern über Fragen der Zukunft zu verfolgen. Auftakt ist am 24. Mai 2007 im Wiener Künstlerhaus.

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 20. Mai 2007, 22:30 Uhr

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