Porträt des Komponisten Bernhard Lang

Von der Macht der Wiederholung

Seit vielen Jahren arbeitet der Komponist Bernhard Lang an der Erstellung einer umfassenden "Loop-Grammatik" auf der Basis von Differenz und Wiederholung. Ergebnisse waren unter anderem im November 2006 bei Wien Modern zu hören. Eine Annäherung.

Ich habe Alfred Koch angeboten, für die Ö1 Sendung "Tonspuren" ein Porträt des Komponisten Bernhard Lang zu machen.

Nicht allein, weil ich Bernhard Lang kenne & schätze - und zwar seit der gemeinsamen Arbeit am Burgtheater, wo ich mein Stück "der blutige ernst" inszenieren konnte und Bernhard Lang die Musik dazu schrieb. Nein, es war das Interesse an seiner Forschungsarbeit über "Differenz und Wiederholung".

Seit etlichen Jahren arbeitet Lang an der Erstellung einer umfassenden "Loop-Grammatik". Ergebnisse waren unter anderem im November 2006 bei Wien Modern zu hören.

Lang sagt: Gilles Deleuze’s Überlegungen zur begrifflichen Verschränkung von Differenz und Wiederholung sind seit dem Jahr 1995, meiner ersten Deleuze-Lektüre, für meine Kompositionen bestimmend geworden. Die Wiederholung hat für mich in der Konsequenz dieser Lektüre folgende wesentliche Aufgaben innerhalb des Werkes zugeteilt bekommen:

1. Wiederholung als Instrument einer Phänomenologie der Geste
2. Wiederholung als Vergrößerungsglas des Klanges
3. Wiederholung als Strukturgenerator
4. Wiederholung als Instrument der Dekonstruktion
5. Wiederholung als Generator von Substanzerfahrung
6. Wiederholung als Instrument der Hypnose/des Selbstvergessens
7. Wiederholung als Trägerin der Differenzder let
8. Wiederholung als Methode der Memorierens
9. Wiederholung als Ausdruck/Resultat eines Automatismus
10. Wiederholung als Abbildung von filmischen Strukturen (z.B. framerates)
11. Wiederholung als Improvisationskonzept
12. Wiederholung als nichtlineares, nicht-erzählendes Prinzip

Die entscheidende Idee meiner Auseinandersetzung mit Bernhard Lang war: eine Reihe von Interviews, die Susanna Niedermayr mit dem Komponisten geführt hatte, und in denen er sein großes Forschungsprojekt reflektierte, mit derselben Methode zu bearbeiten, mit der Lang selbst das von ihm ausgewählte oder erzeugte Klangmaterial verarbeitet.

Automatisches Schreiben, Trance, Kritzeln, Erzeugung von toten und gescratchten Loops, weitere Transkription des Erreichten in neuerlichen Wiederholungen, die schließlich in einem neuen Kontext gestellt werden, sodass ganz " neue" Bezüge und Formulierungen hörbar werden.

Ich wollte also die Lang’sche Methode der Komposition
durch eine Art forcierte Kopie verdeutlichen, um so den kreativen Prozess zu veranschaulichen und verständlich zu machen.

Mehr zu Bernhard Lang in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Tonspuren, Freitag, 27. März 2009, 22:15 Uhr

Link
Bernhard Lang