Sensibilisieren für die Dramen der Welt
Kunstbiennale in Venedig eröffnet
Die 52. Kunst-Biennale in Venedig hat ihre Pforten geöffnet. Unter dem Motto "Mit den Sinnen denken, mit dem Geist fühlen - die Kunst in der Gegenwart" präsentieren Künstler aus 76 Ländern und fünf Kontinenten ihre Werke.
8. April 2017, 21:58
Am Canal Grande öffnet am Sonntag den 10. Juni 2007, die 52. Kunstbiennale in Venedig ihre Pforten. Vertreten sind 76 Länder aus allen fünf Kontinenten. Die internationale Schau ist wie gewohnt auf die Werkshallen des "Arsenale" und den Park der "Giardini" verteilt, in dem sich die Länderpavillons befinden. Mit Robert Storr leitet erstmals in der über 100-jährigen Geschichte der Biennale ein Amerikaner die Schau.
Unter dem Motto "Mit den Sinnen denken, mit dem Geist fühlen - die Kunst in der Gegenwart" präsentiert Storr eine Ausstellung, die durch eine neue Ästethik und politische Botschaften besticht, die beim Besucher einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Es bewegt sich etwas
Eines Eindruckes werden sich die Besucher der Kunstbiennale in Venedig nicht erwehren können: Es ist unmöglich geworden, vor den Dramen der Welt die Augen zu verschließen. Es bewegt sich etwas. Hatten schon die Mächtigen beim G8-Gipfel in Heiligendamm Afrika und den Klimawandel ganz oben auf ihre Agenda gesetzt, scheinen sich nun auch Künstler aus aller Herren Länder mit den brennenden Problemen der Welt auseinander zu setzen.
Aber was am Canal Grande besonders überrascht ist die Art und Weise, in der die politischen Botschaften verbreitet werden: Schock-Kunst ist "out", eine neue Ästethik und geradlinige Ehrlichkeit, die das Herz berühren, sind ganz "in".
Tod und Zerstörung
Eines der wohl eindringlichsten Werke ist eine Wandinstallation aus 3556 Handzeichnungen, auf denen die Amerikanerin Emily Price die Gesichter von im Irak und Afghanistan gefallenen US-Soldaten im Kleinformat darstellt.
Im Internet forschte Price zudem auf Seiten von Familienangehörigen nach Charaktereigenschaften jedes Einzelnen, die sie handschriftlich unter dem Porträt verzeichnet. "Er liebte das Leben", ist da zu lesen. Die amerikanische Konzeptkünstlerin Jenny Holzer setzt großformatige Leinwände dagegen, auf die sie Totenscheine getöteter afghanischer Soldaten gezogen hat.
Daneben gibt es Fotos von einem völlig zerbombten Beirut aus dem Jahr 1991 - die denen aus dem Jahr 2007 erschreckend ähneln. Bilder von Maschinengewehren des Typs AK-47, Fotografien von Minenfeldern in Südkorea und Sarajevo, Atompilze und "Explosions" aus Algerien sowie einen Jungen, der in einem Video vor dem ehemaligen Hauptquartier der jugoslawischen Streitkräfte in Belgrad mit einem Totenkopf Fußball spielt. Titel: "Bouncing Skull".
Die Previews
Schon am Donnerstag haben die so genannten "Previews" begonnen. Bei dieser vor 112 Jahren ins Leben gerufenen ältesten Kunstschau der Welt zeigen heuer 76 Nationen ihre künstlerische Avantgarde. Viele Länder wie Mexiko oder Moldawien sind zum ersten Mal dabei.
Keine Berührungsängste mit Kitsch
Großer Andrang herrschte am Donnerstag vor der Hauptausstellung im Arsenale. Was die Besucher zu sehen bekamen, ist eine Schau, die an die Emotionen des Betrachters appelliert. Da gibt es kaum Berührungsängste mit Kitsch wie bei der Videoarbeit von Vico Buvoli gleich im Eingangsbereich.
Schwerpunkt Afrika
Internationale Künstler aus unter anderen China, der Türkei und Ghana sind gleichfalls in der Ausstellung zu finden. Den Schwerpunkt der diesjährigen Biennale bilden vor allem Künstler aus Afrika.
Mehr zur Biennale in oe1.ORF.at und ORF.at
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La Biennale di Venezia